Mannheim. „Einen Glücksfall“ nennt Achim Ihrig die Bundesgartenschau. Er ist Vorsitzender des Vereins „Hotels im Quadrat“, und die erwarten durch das sommerlange Fest volle Betten – vor allem an Wochenenden, wenn Mannheimer Beherbergungsbetriebe sonst nicht so gefragt sind. In manchen Wochen während der Bundesgartenschau haben Mannheimer Hotels sogar schon jetzt keine Zimmerkontingente mehr frei.
Die Nachfrage nach Übernachtungen für Gruppenreisen sei „aktuell sehr hoch“, und daher sei bei vielen Hotels das Kontingent dafür „bereits ausgebucht“, sagt Ihrig. Er bestätigt damit die Einschätzung von Karmen Strahonja. Sie ist Geschäftsführerin des Stadtmarketings, das im gemeinsamen Auftrag von Stadt und Wirtschaft für ein besseres Image Mannheims sorgen soll, sowie der zusätzlich allein von der Stadt Ende 2020 gegründeten Tourismus Stadt Mannheim GmbH.
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„Ein Booster für den Tourismus“
Diese verfügt über 13 Stellen plus fünf Aushilfen direkt für das Buga-Jahr, tätig vorzugsweise in der Tourist-Info am Hauptbahnhof und im Container am Paradeplatz, dazu im Verkauf und der gezielten in- und ausländischen Tourismuswerbung. Damit sieht Strahonja die Stadt „gut aufgestellt“. Sie glaubt, dass aus der Bundesgartenschau „ein Booster für den Tourismus“ werden könne.
„Wir haben dazu ganz intensiv geworben“, zählt Gregor Rummel, der Vertriebsleiter der Tourismus-Gesellschaft, zahlreiche Aktivitäten auf. So sei es „sehr gut gelungen“ im „extrem wichtigen Busreisesegment“ Mannheim „sehr gut zu platzieren“. Dazu gab es im vergangenen Jahr einen Bustourist-Kongress in Mannheim.
Große Reiseveranstalter wie Ameropa listeten die Quadratestadt und die Bundesgartenschau für 2023 auf, in der letzten gedruckten Ausgabe des – seit Anfang 2023 eingestellten – Magazins „DB Mobil“ findet sich ein großes Porträt von der Bundesgartenschau, Reisejournalisten werden gezielt eingeladen, auf dem Reisesender „Sonnenklar TV“ laufen Bilder aus Mannheim, und nächste Woche ist die Quadratestadt auf dem größten Tourismusevent der Welt, der ITB Berlin, präsent. Auch die Supermarktketten Penny und Rewe böten bereits Mannheim-Reisen an. „Mit Lidl und Aldi sind wir in Kontakt“, ergänzt Rummel. Über Deutschland hinaus werbe man auch in den Nachbarländern, etwa mit Großplakaten auf dem Bahnhöfen der Schweiz, und habe eine App für Touristen entwickelt.
Ziel sei immer, die Gäste dazu zu motivieren, nicht allein die Bundesgartenschau anzusteuern, sondern noch einen oder mehrere Tage in Mannheim dranzuhängen, betont Strahonja. Dabei gebe es natürlich, weiß sie, Angebote, die etwa einen Buga-Aufenthalt mit einer Übernachtung und Besuchen in Schwetzingen oder Frankenthal verbinden. „Wir haben keinen Einfluss auf das Programm, wir sind ja nicht selbst die Reiseveranstalter“, so Rummel.
Erste Klagen von Reiseveranstaltern
Aber alle großen Reiseveranstalter hätten sich Zimmerkontingente in Mannheim gesichert. „Wir merken an den Anfragen die Resonanz“, ist Rummel zufrieden. Zudem meldeten sich erste Busreiseveranstalter und beklagen, dass sie ganze Gruppen zu bestimmten Terminen nicht mehr in Mannheimer Hotels unterbringen könnten.
Das bestätigt Achim Ihrig als Sprecher der Hotels. Die frühzeitigen Kooperationen mit großen Reiseveranstaltern sowie die klare Positionierung der Bundesgartenschau in Katalogen sehe die Mannheimer Hotellerie „sehr positiv“, und „das spiegelt sich auch in den Anfragen und Reservierungen wider“, bekräftigt er. Nachdem sich die Mannheimer Hotellerie im zweiten Halbjahr 2022 aus dem Corona-Krisenmodus befreit habe, seien die Erwartungen an die Bundesgartenschau „sehr hoch“.
Traditionell sei der Hotelmarkt in Mannheim stark von Kongressteilnehmern und Geschäftsreisenden geprägt. „Durch die Bundesgartenschau bietet sich nun die Chance, neue Zielgruppen gerade im Bereich der Privatreisenden zu erschließen“, freut er sich. Daher sei nach seiner Einschätzung das gesteckte Ziel von mehr als 300 000 zusätzlichen Übernachtungen „aufgrund der aktuellen Buchungslage realistisch“, findet Ihrig.
Neue Stadtführer ausgebildet
2019, vor Corona, hatte Mannheim 1,619 Millionen Übernachtungen registriert, 2022 bis Ende Oktober bereits knapp 1,5 Millionen. Für Strahonja ist das der Beleg, dass die Corona-Nachwirkungen weitgehend ausgestanden seien, wobei teilweise Privatleute Verluste durch den noch immer gebremsten Geschäftsreiseverkehr ausgeglichen hätten.
Für das gesamte Jahr 2023 erwarteten die Mannheimer Hotels laut Ihrig eine Steigerung der Auslastung von fünf Prozent, die ausschließlich auf das Segment Tourismus zurückzuführen ist. Aber ob das funktioniert, ist derzeit offen. „Tendenziell bucht der Privatreisende erst später“, sagt Ihrig.
Einen wichtigen Gradmesser für die Resonanz hat die Tourismus-Gesellschaft aber schon jetzt. Sie verantwortet – im Auftrag der Bundesgartenschau – alle Ticketverkäufe für die Bundesgartenschau sowie sämtliche Gruppenführungen auf dem Gelände. Dafür werden eigens 100 spezielle Führer geschult. „Und schon jetzt haben wir 1200 Anmeldungen für Gruppenführungen“, hebt Rummel hervor. „Die Nachfrage ist also da“, spürt er. Dazu wird die Tourismus-GmbH während der Gartenschau sowohl auf dem Spinelli-Gelände als auch im Luisenpark präsent sein.
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Auch für Stadtführungen nehme das Interesse kontinuierlich zu. Gab es 2019 – vor Corona – insgesamt 583 Stadtführungen, waren es im Vorjahr 563. „Für das laufende Jahr haben wir schon 300 Buchungen, obwohl die Werbung noch gar nicht richtig angelaufen ist“, erklärt er. Um das abzudecken, hat die Tourismus GmbH zusammen mit der Industrie- und Handelskammer 18 neue, zertifizierte freiberufliche Gästeführer in einem 106-stündigen, auf vier Monate verteilten Seminar ausgebildet.
Was passiert mit Container am Paradeplatz?
Die Hotels begrüßen diese Anstrengungen, mehr private Gäste für die Quadratestadt zu gewinnen. Schließlich sei das Wochenendgeschäft – immerhin drei Tage der Woche – in Mannheim „eher schwierig“, so Ihrig. Da seien zusätzlichen Übernachtungen im Jahr 2023 positiv zu sehen. Zugleich mahnt er aber, dass „der Geschäftsreisende und der Kongressteilnehmer auch 2023 nicht vernachlässigt werden dürfen“, so Ihrig, denn dieses Segment mache immer noch 80 Prozent der Übernachtungen in Mannheim aus.
Noch offen ist, was aus der Mobilen Tourist Information – dem Container am Paradeplatz – wird. Er wurde im November von durchschnittlich 150 Besuchern pro Tag, im Dezember gar von knapp 300 Menschen frequentiert. Zunächst war geplant, dass der Container mit Ende des Buga-Kartenvorverkaufs, also Mitte April, verschwindet. „Aber das klären wir gerade“, so Strahonja.
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