Mannheim. Im September 2021, so erinnert sich Präsident Jürgen Mertz vom Zentralverband Gartenbau, war er nach einem Besuch in Mannheim „sehr erschrocken“. „Das schaffen die nie, pünktlich zu eröffnen“, erinnert er sich an seine „großen Sorgen“, ob es wirklich am 14. April 2023 losgeht. „Aber jetzt habe ich das Gefühl: Die schaffen das“, äußert er sich im Baumhain weitaus optimistischer und greift den Werbeslogan der Mannheimer Buga auf: „Beste Aussichten“ gebe es nun wirklich. Es sei „vorzeigewürdig, was auf Spinelli passiert ist“.
Der Baumhain, der ganze Luisenpark und das Spinelli-Gelände sind da gerade der Schauplatz vom „Klassentreffen der Grünen Familie“, wie Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft, die rund 300 Fachleute der Branche begrüßt. Da könne Mannheim „mit großem Stolz zeigen, was entstanden ist und was entstehen wird“, sagt Sandner.
Dabei findet das Treffen in schwierigen Zeiten statt. Gerade hat Rostock, das nach Mannheim 2025 die Bundesgartenschau ausgerichtet hätte, unter Hinweis auf die Folgen von Corona-Krise und Ukraine-Krieg abgesagt - die erste Absage einer Gartenschau in ihrer über 70-jährigen Geschichte.
„Das stecken wir weg“, kommentiert Jürgen Mertz diese „Hiobsbotschaft“ aus Rostock und sagt: „Jetzt erst recht!“ Schließlich könnten „Gartenschauen der Bevölkerung eine Perspektive geben: Schaut, das Leben ist lebenswert“, so der Präsident. Zudem gebe die grüne Branche Antworten auf aktuelle Fragen wie Insektenschutz, Klimawandel und Biodiversität. Sandner nennt den Luisenpark, in der heutigen Form erweitert und gestaltet zur Bundesgartenschau 1975, eines der besten Beispiele dafür, wie man langfristig von Gartenschauen profitieren könne. „Wir bringen Grün in die Städte und haben ein Format, wo Menschen in friedlicher Form zusammenkommen können“, unterstreicht der Geschäftsführer.
Rosen blühen
2023 will Mannheim gar „die beste Bundesgartenschau aller Zeiten machen“, kündigt in ihrem Grußwort Diana Pretzell, die zuständige Bürgermeisterin und Stadtpark-Aufsichtsratsvorsitzende, an. Wie genau, das zeigen dann - mit deutlich spürbarem Spaß und Euphorie - Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Mannheimer Bundesgartenschau, sowie die Gärtnerische Leiterin und Ausstellungsbevollmächtigte Lydia Frotscher, den Gästen.
Schnellbach ruft in Erinnerung, welch große Bedeutung die Bundesgartenschau hat, um das 83 Hektar große ehemalige Militärgelände der Spinelli-Kaserne weitgehend als Freiraum zu erhalten- gerade über das Jahr 2023 hinaus. An den 178 Tagen von April bis Oktober 2023 wolle Mannheim zu einem großen Sommerfest und einer Blumenschau einladen, zudem mit dem Experimentierfeld mit mehr als 60 Partnern zu den Themen Umwelt, Energie, Nahrungssicherung und Klima aber aktuelle Themen aufgreifen. Und die Resonanz sei bisher gut: Seit Mitte April wurden über 7000 Dauerkarten verkauft, so Schnellbach.
Im Luisenpark beschränken sich die neuen gärtnerischen Beiträge zur Bundesgartenschau bewusst auf zehn neue Staudenbeete, eine Erweiterung der Rhododendrenfläche sowie den neu entstehenden „Garten der Partnerstädte“. „Der Park hat botanisch jetzt schon unglaublich viel zu bieten, da wollen wir gar nicht so sehr eingreifen“, verweist Lydia Frotscher auf die dort vorhandene üppige Pflanzenvielfalt.
Auf Spinelli werden die Besucher da, wo die Pendelbusse ankommen, noch außerhalb des eigentlichen Gartenschaugeländes von 2000 Quadratmeter großen Wechselflorbeeten begrüßt. „Wir schaffen da ein würdiges Entree, das dann von Süden nach Norden immer opulenter wird“, verspricht Frotscher. Gleich nach dem Empfangsgebäude folgen weitere 1000 Quadratmeter buntes Blumenmeer, schließlich blüht der Rest auf dem Experimentierfeld nördlich der U-Halle - insgesamt 8700 Quadratmeter Blumen.
Die im November gesetzten ersten 4400 Rosen von 13 besonders robusten Sorten blühten jetzt schon. „Ich bin super zufrieden, wie sich die Fläche entwickelt“, so Frotscher. Weitere 6000 Quadratmeter Fläche gestalten die Experten Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaues mit zehn Themengärten, die man von einer dreistöckigen Pergola aus gut überblicken kann. „Das wird eine ganz tolle Konstruktion“, kündigt sie an. 60 Mustergräber auf 600 Quadratmeter gestalten die Friedhofsgärtner, 900 Quadratmeter mit Gemüse der Mutterstadter Pfalzmarkt. „Wir zeigen, wie viel Arbeit in Gemüse steckt, bis es in den Supermarkt kommt“, erklärt Frotscher diesen Beitrag, der auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit und Biodiversität stehe.
Die Baumschulen wollten die verschiedenen Phasen des Wachstums junger Gehölze demonstrieren. „Manche Leute fragen ja, wieso ein Baum Geld kostet, er wächst doch von alleine“, so die Gärtnerische Leiterin lachend. Wie viel Aufwand da dahinterstecke, werde dieser Ausstellungsbeitrag belegen.
Hallenschau zur Stadtgeschichte
19 wechselnde Hallenschauen in zwei Sektoren der U-Halle sollen schließlich einen „Sinnesschmaus“ geben, verspricht Frotscher. Die Besucher dürften dort die Blumenpracht „mit allen Sinnen genießen - mit Licht, Musik, Aktionen“. Dabei werde eine Halle, wo die raue ehemalige Kasernenarchitektur mit Kronleuchtern kontrastiert, eher floristisch geprägt sein, die andere eher vom Gartenbau. Alle Hallenschauen stehen jeweils unter einem besonderen Motto, eine wird den Titel „Uffbasse“ tragen und die Mannheimer Stadtgeschichte aus der Sicht von Floristen erzählen. Die Vorräume der beiden Hallen werden ebenso begrünt - teils mit Beispielen für Balkonbepflanzung, teils mit Vertikalbegrünung. Da wachsen jetzt schon die ersten Pflanzen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum die Buga eine große Chance ist