Ludwigshafen. Ist aus dem berüchtigten „Loch“ am Berliner Platz in Ludwigshafen jetzt zu allem Überfluss eine toxische Giftgrube geworden? Diesen Eindruck erweckt zumindest ein Foto, das Ende des vergangenen Jahres in den sozialen Medien aufgetaucht ist. Aufgenommen hat es Uwe Lauer bei einer Fahrt mit dem Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt, bei der ihm ungewohnte Einblicke in die Baugrube für das „Metropol“-Hochhausprojekt ermöglicht wurden.
Das Bild zeigt das Loch aus der Vogelperspektive, darin steht reichlich Wasser mit bedenklicher Grünfärbung. „Sieht irgendwie nicht gesund aus“, kommentiert Lauer sein Foto bei einem Eintrag in der Facebook-Gruppe „Ludwigshafen am Rhein“. Dort entbrennt eine lebhafte Diskussion über mögliche Ursachen. Diese Redaktion ist der Sache auf den (Tümpel-)Grund gegangen.
Grünes Wasser in der "Metropol"-Baugrube: Spekulationen bei Facebook
Unter Facebook-Nutzern wird insbesondere über eine Algenbildung spekuliert. Auch das Stichwort Fluorescein fällt dort. Der Farbstoff hatte im vergangenen Jahr Bekanntheit erlangt, weil der den Canal Grande in Venedig leuchtend grün gefärbt hatte. Das organische Mittel wird in der Regel bei Wasserinspektionen oder in der Höhlenforschung eingesetzt. Verantwortlich waren damals Klimaaktivisten.
Der Ludwigshafener Stadtverwaltung ist der Umstand mit dem tümpelartigen Gewässer in der Baugrube bekannt, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. Eine regelmäßige Überprüfung finde aber nicht statt. „Aus unserer Sicht erscheint das Wasser in der Baugrube grün, da durch das sich im Spätjahr schnell ansammelnde Regenwasser und auch durch Grundwasser aufgrund des hohen Rheinwasserstandes Kalk aus dem reichlich vorhandenen Beton in der Baugrube gelöst wurde“, sagt er. Durch die gelösten Kalkpartikel schimmere das Wasser grün.
So schätzen Umweltexperten den Tümpel in der Ludwigshafener Innenstadt ein
Inzwischen sei die Färbung aber auch schon nicht mehr so stark wie zum Jahresende, da sich der Kalk nun nach und nach absetze. Zu sehen sei dies etwa im Uferbereich, wo sich eine weiße Schicht auf den Steinen abgelagert habe.
Eine ähnliche Einschätzung zu dem grünen Loch gibt das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg ab. Ohne einen Besuch vor Ort äußern sich die Fachleute zwar zurückhaltend, wie eine Sprecherin sagt. Algenwachstum und Sedimentablösung erscheinen jedoch auch laut ifeu die wahrscheinlichste Ursache für die Färbung des Wassers. In Heidelberg geht man jedoch auch davon aus, dass Sättigung und Kontrast beim Foto deutlich erhöht worden seien. Aufzuklären war das für diese Redaktion bislang nicht.
Schadstoffe? Das sagt die Stadt Ludwigshafen dazu
Übersättigt oder nicht, wegzudiskutieren ist die deutliche Grünfärbung in der Baugrube nicht. Grund zur Sorge besteht aber wohl nicht. „Konkrete Hinweise auf Schadstoffbelastungen des Bodens im Bereich des Bauvorhabens haben die der Stadtverwaltung vorliegenden Baugrundgutachten zum ,Hochhaus Berliner Platz’ nicht ergeben“, sagt der Rathaussprecher. Einen Handlungsbedarf, das Wasser explizit zu untersuchen oder andere Maßnahmen einzuleiten, sieht die Verwaltung daher derzeit nicht - zumal das Gelände gegen den Zutritt Unbefugter gesichert sei, wie der Sprecher erklärt.
Ohnehin ist die Stadt ja nicht Bauherrin oder überhaupt Herrin des Verfahrens am Berliner Platz. Wie mehrfach berichtet, wollte der Investor Timon Bauregie dort für 120 Millionen Euro einen in der Spitze 67 Meter hohen Gebäudekomplex errichten. Dann hat er Insolvenz angemeldet.
Keine Rückmeldung vom Insolvenzverwalter zum Vermarktungsstand des "Metropol"-Projekts
Verwaltet wird das Verfahren durch die Anwaltskanzlei Anchor, die seit nunmehr wiederum mehr als einem Jahr versucht, das Projekt zu vermarkten. Bislang hat sich aber offenbar noch kein neuer Investor gefunden. Und auch auf mehrfache Anfrage dieser Redaktion meldet sich von den Verantwortlichen aus der Kanzlei niemand zurück. Stagnation ist bei dem Projekt zum Dauerzustand geworden.
Die Stadt lässt sich in dem Insolvenzverfahren ebenfalls anwaltlich von einer Kanzlei vertreten. Die Möglichkeiten der Einflussnahme auf das von vielen von Anfang an kritisch beäugte Projekt sind aber ohnehin gering. „Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck führt immer wieder Gespräche mit Interessenten“, sagt der Verwaltungssprecher. Die Rathauschefin hatte in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass ihr Traum-Rathaus am Berliner Platz stehen würde.
Genervt ist aber auch sie von dem Stillstand an dem zentralen Knotenpunkt. Als „Ärgernis“ und „Zumutung für die Stadtgesellschaft“ bezeichnete sie das „Metropol“-Loch in ihrer Neujahrsrede 2024. Eine Beschreibung, die für den grünen Tümpel äußerst treffend ist.
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