Berliner Platz

Drohende Metropol-Insolvenz in Ludwigshafen - erste Interessenten melden sich

Die Zukunft der Baustelle am Berliner Platz bewegt viele Ludwigshafener. Der vorläufige Insolvenzverwalter für das "Metropol"-Projekt spricht über den aktuellen Stand - und über die Chancen für ein Rathaus

Von 
Julian Eistetter
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Die Baugrube am Berliner Platz, aus der das „Metropol“-Hochhaus erwachsen sollte, ist ausgehoben. Danach ging dem Projektentwickler das Geld aus. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Wie geht es weiter am Berliner Platz in der Innenstadt? Nicht erst seit dem Insolvenzantrag der Metropol Ludwigshafen Projektentwicklung GmbH Mitte Juli ist das eine der meistdiskutierten Fragen in der Chemiestadt. Denn schon in den Jahren zuvor ging es auf der Baustelle, im Volksmund nur noch „Loch“ genannt, nicht voran. Und das 67 Meter hohe Gebäude, das Investor Timon Bauregie dort errichten wollte, war ohnehin höchst umstritten. Nach dem Insolvenzantrag richten sich nun erst recht alle Blicke auf das Geschehen am zentralen Knotenpunkt. Das weiß auch Rechtsanwalt Tobias Wahl aus Mannheim, der als vorläufiger Insolvenzverwalter aktuell Herr des Verfahrens ist. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht er über den aktuellen Stand und mögliche Perspektiven für das Projekt.

1:1-Fortsetzung primäres Ziel

„Es melden sich jetzt schon Interessenten für das Grundstück bei uns“, berichtet Wahl. Wie viele das sind und woher sie kommen, möchte der Rechtsanwalt zu diesem frühen Zeitpunkt jedoch noch nicht sagen. Auch eine klare Tendenz für die zukünftige Entwicklung des Areals kann Wahl noch nicht ausmachen. „Primäres Ziel ist es, das Projekt so fortzusetzen, wie es geplant wurde“, sagt er aber. Die andere mögliche Option wäre dann eine komplette Neuausrichtung für das Areal am Berliner Platz.

Dass letztlich ein Insolvenzverfahren eröffnet wird, daran hat der Mannheimer Rechtsanwalt kaum einen Zweifel. Das lässt darauf schließen, dass anhand der bislang gesammelten Informationen eine Zahlungsunfähigkeit beziehungsweise Überschuldung beim Projektentwickler sehr wahrscheinlich ist. Und dann sei es seine Aufgabe, das Vermögen zu verwerten, sprich: das Grundstück zu verkaufen, so Wahl. „Es wird dann einen Bieterprozess geben“, kündigt er an.

  • Nach dem Abriss der „Tortenschachtel“ plante die Timon Bauregie GmbH auf dem Berliner Platz einen Komplex aus einem Haupt- (67 Meter) und einem Nebengebäude (29 Meter).
  • Die Kosten sollten sich auf 120 Millionen Euro belaufen. Zur Durchführung wurde die Metropol Ludwigshafen Projektentwcklung GmbH gegründet.
  • Am 11. Juli stellte Timon-Geschäftsführer Günther Tetzner am Amtsgericht Karlsruhe für diese einen Insolvenzantrag. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist der Rechtsanwalt Tobias Wahl (Mannheim).

 

Bis dahin sei es seine Aufgabe, die Insolvenzmasse zusammenzuhalten und das Vermögen zu sichern, erläutert er. Ausgaben darf der Insolvenz anmeldende Projektentwickler nur noch mit seiner Zustimmung tätigen. Daneben tauscht sich Wahl mit allen Beteiligten aus - mit der Geschäftsführung, der Stadt Ludwigshafen und Geldgebern. Und auch Mieter, die mit dem Bauherrn bereits Verträge abgeschlossen haben, werden in den Prozess eingebunden, sagt Wahl. „Wir müssen klären, ob sie potenziell weiter mit an Bord sind“, erklärt er.

Einer dieser Mieter ist die Hotelkette Premier Inn, die mit dem Projektentwickler Timon Bauregie einen langfristigen Pachtvertrag über 25 Jahre geschlossen hatte. Geplant war ein Hotel mit rund 180 Zimmern. „Die aktuelle Situation ist zwar schwierig, aber Premier Inn hofft, dass Timon Bauregie und der Insolvenzverwalter gemeinsam eine Lösung finden. Denn Premier Inn bleibt interessiert an dem Standort und dem Tower“, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit.

Als Herr des Verfahrens hat Wahl derzeit jede Menge Papierkram zu erledigen. „Es sind natürlich sehr viele Planungs- und Genehmigungsunterlagen zu sichten“, sagt er. Denn diese müsse er natürlich auch Interessenten vorlegen können, die sich eine Fortführung des „Metropol“-Projekts vorstellen können.

Vorstellen kann sich - wie berichtet - auch die Stadtspitze etwas, nämlich einen Rathaus-Standort am Berliner Platz. Diesen Wunsch habe Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) beim vorläufigen Insolvenzverwalter in Gesprächen klar hinterlegt, hatte Jens Killius, Leiter des Bereichs Recht bei der Verwaltung, in der letzten Stadtratssitzung vor der Sommerpause gesagt. „Da müssen wir schauen, ob und wie wir Rücksicht auf den Wunsch der Stadt nehmen können“, sagt Rechtsanwalt Wahl darauf angesprochen. Er wolle im weiteren Verfahren mit den Verantwortlichen der Verwaltung im Austausch bleiben. „Letztlich müssen wir dann sehen, was Sinn ergibt.“

Stadt hat kein Geld

Klar ist: Angesichts eines enormen Schuldenbergs von rund 1,5 Milliarden Euro und der ausufernden Kosten bei den Hochstraßenprojekten wird sich die Stadt das Grundstück selbst nicht leisten können. Man ist also darauf angewiesen, dass sich ein Investor findet, der ein Rathaus für die Verwaltung bauen und das dann an diese Vermieten würde.

Die Metropol Ludwigshafen Projektentwicklung GmbH wurde im Jahr 2015 als Tochtergesellschaft von Timon Bauregie gegründet, um das „Metropol“-Vorhaben umzusetzen. Nach dem Abriss der „Tortenschachtel“ stockte das Projekt jedoch quasi von Anfang an. Der 120-Millionen-Euro-Komplex wurde in der Stadtgesellschaft in der Folge immer kritischer bewertet.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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