Ludwigshafen. Wenn Anfang 2026 die neue Hochstraße Süd in der Ludwigshafener Innenstadt steht, dann ist für den Betrachter nur ein kleiner Teil des Bauwerks zu sehen. Denn mit Brücken verhält es sich ein bisschen so wie mit Eisbergen im Meer: Der ganz wesentliche Brocken liegt unter der Oberfläche.
So wird das auch beim Ersatzbau für die 2020 abgerissene Pilzhochstraße sein, für die rund um den 22. Januar die Gründungsarbeiten beginnen sollen, wie die Verantwortlichen am Dienstag bei einem Pressegespräch mitteilten. Da wären die zahlreichen Bohrpfähle, die bis zu 20 Meter tief ins Erdreich reichen, oder die darauf ruhenden Pfahlkopfplatten aus massivem Beton, auf denen die Brückenpfeiler stehen. Die Autos fahren dann später einmal gewissermaßen über die Spitze des Eisbergs. Nachfolgend Antworten auf wichtige Fragen zum weiteren Ablauf des Großprojekts:
Was passiert in den nächsten Wochen auf dem Baufeld?
Ab Ende Januar sollen die Bauarbeiten nach Angaben von Baudezernent Alexander Thewalt nach außen hin so richtig sichtbar werden. Rund um den 22. Januar wird mit der Bohrpfahl-Gründung begonnen. Mit einem speziellen Drehbohrgerät werden auf einem Abschnitt von 530 Metern insgesamt 170 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von 1,5 Metern gesetzt. Dazu werden bis zu 20 Meter tiefe Löcher gebohrt, die dann mit einer Bewehrung und Beton ausgefüllt werden.
Wie kann man sich das eingesetzte Gerät vorstellen?
Bei dem Drehbohrer handelt es sich um einen ziemlichen Koloss. Er ist insgesamt 160 Tonnen schwer, aufgebaut bis zu 26 Meter hoch und rund 20 Meter lang. Die Maschine besteht aus einem Kettenfahrzeug und einem Aufbau mit dem Bohrelement. Das Gerät wird in der Nacht auf den 17. Januar per Schwertransport angeliefert. „Wegen seiner Größe wird es knifflig, den Drehbohrer auf die enge Baustelle zu manövrieren“, sagt Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter für die Hochstraßen bei der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen. Bis zu fünf Tage werde der Aufbau dauern.
Wie lange werden die Gründungsarbeiten dann dauern?
Insgesamt werden zur Gründung der neuen Hochstraße 170 Bohrpfähle gesetzt. Pro Pfahl rechnen die Verantwortlichen mit einer Arbeitsdauer von zwei Tagen. Es ist also davon auszugehen, dass die Arbeiten ziemlich genau in einem Jahr abgeschlossen sein werden. Frost oder hohe Temperaturen würden die Bohrmaßnahmen nicht negativ beeinflussen, sagt Björn Berlenbach, technischer Geschäftsführer der Bauprojektgesellschaft.
Ist dabei mit viel Lärm und Erschütterungen zu rechnen?
„Im Laufe der Arbeiten kann es auch mal lauter und staubiger werden. Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes sagen würde“, sagt Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und stimmt die Anwohner im Umfeld auf Beeinträchtigungen ein. „Wir werden aber alles in unserer Macht Stehende tun, diese so gering wie möglich zu halten.“
Laut Eberhard Küssner dürfte Staubentwicklung nicht das große Problem der Baustelle werden. „Sollte es stauben, kann das mit Wasserberieselung eingedämmt werden.“ Und auch in Sachen Lärm sollen einige Vorkehrungen getroffen werden, um die Belastungen so gering wie möglich zu halten. Die Verantwortlichen versichern, dass die gültigen Grenzwerte zu jeder Zeit eingehalten werden.
Was passiert 2024 neben den Gründungsarbeiten an der Hochstraße Süd noch?
Die ersten Bohrpfähle werden ab Ende Januar im östlichen Bereich am Faktorhaus gesetzt, wo später der Übergang auf die Konrad-Adenauer-Brücke sein wird. Dann bewegen sich die Arbeiten immer weiter nach Westen. Dort, wo die Pfähle fertig sind, werden dann die Pfahlkopfplatten betoniert. Später im Jahr sollen im östlichen Bereich dann auch schon die ersten Brückenpfeiler errichtet werden.
Wie ist der Stand bei der Weißen Hochstraße?
Die Weiße Hochstraße schließt in westlicher Richtung an den Neubau an und ist ebenfalls sanierungsbedürftig. „Anfang der Woche ist das Baufeld übergeben worden“, berichtet Eberhard Küssner. Nun werde die Baustelle eingerichtet.
Bei der umfassenden Modernisierung werden anschließend Entwässerungen, Lager, Fahrbahn, Gehwege, Geländer und einiges mehr erneuert. „Die Brücke wird am Ende generalsaniert und so gut wie neu sein“, so Küssner. Sie soll dann den Belastungen mehrerer Jahrzehnte standhalten. Die Baukosten für Ersatzneubau und Weiße Hochstraße sollen bei rund 120 Millionen Euro liegen.
Was passiert im Bereich der Hochstraße Nord?
Rund um den Messplatz sind in den vergangenen Wochen sämtliche Bäume und Büsche entfernt worden. In diesem Bereich wird künftig der Anschluss der neuen Stadtstraße an die neue Westbrücke über die Bahngleise liegen. Auch für dieses Bauwerk sollen nach Angaben von Jutta Steinruck in diesem Jahr noch sichtbare vorbereitende Arbeiten stattfinden. „Die ganze Zeit war Pflicht, jetzt beginnt die Kür“, sagt die Rathauschefin voller Vorfreude.
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