Ludwigshafen. Es gibt in Ludwigshafen - zumindest in politischer Hinsicht - nicht sehr oft Anlass zu großer Freude. In der Heimatstadt von Ernst Bloch wird stattdessen oft das Prinzip Hoffnung bemüht, das sich - natürlich rein zufällig - mit dem Titel des mehrbändigen Hauptwerks des großen Ludwigshafener Philosophen deckt. Auch beim Ziel eines ausgeglichenen Ludwigshafener Finanzetats könnte man von einer konkreten Utopie sprechen, die sich aus besagtem Hoffnungsprinzip speist.
Am Montagabend war nun aber einiges anders: Christoph Heller (CDU), von Beruf Malermeister und ganz nebenbei Ortsvorsteher in der südlichen Innenstadt, konnte seine Euphorie angesichts eines immer konkreter werdenden Bauvorhabens nur sehr schwer verbergen. Er formulierte jedenfalls regelrechte Elogen auf die Stadtverwaltung. „Ein Sechser im Lotto“, sei das, was da vor ihm liege. Heller erging sich sogar in Superlativen: „Eine der besten Planungen, die ich seit Jahren gesehen habe“, lobte er.
Nun könnte man sich fragen, ob der Malermeister sich entweder eines lackhaltigen Rauschmittels bedient oder den falschen Stadtrat aufgesucht hatte. Aber nein, der leidenschaftliche Fasnachter sprach tatsächlich von jenem Pendlerradweg, dessen Entstehung schon seit mindestens zwei Jahren in der vorderpfälzischen Chemie-Metropole vorgesehen ist. Er soll 2025 realisiert werden und ab 2026 den Hauptbahnhof mit der Konrad-Adenauer-Brücke Richtung Mannheim verbinden und gilt auch über die südliche Innenstadt Ludwigshafen hinaus als ein nicht unwesentliches Element bei der Herbeiführung einer regionalen Verkehrswende. Öffentlich präsentiert wurden die Planungen bereits am 21. November des vergangenen Jahres.
Alles wurde auf links gedreht
Dann kam jedoch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion und ließ Stadtkämmerer Andreas Schwarz (SPD) und dessen inzwischen parteilose oberste Dienstherrin Jutta Steinruck alles auf links drehen, was in der gebeutelten Stadt mehr als zehn Cent an Leistungen beansprucht. Auf dem in solchen Fällen oft zitierten Prüfstand landete insofern auch - genau - der Pendlerradweg. Und das, obwohl er sogar von überregionaler Bedeutung ist. Er bildet nämlich langfristig das Mittelstück zwischen den großen Radroutenplanungen Richtung Heidelberg einerseits und Speyer andererseits. Mit Kosten in Höhe von 2,7 Millionen Euro kalkuliert das Baudezernat mit Alexander Thewalt (parteilos) an der Spitze die Trasse.
Umsetzbar wird sie, weil Radwegmaßnahmen generell vom Bund und vom Land sehr hoch gefördert werden. Als sinnvoll erachteten die Baubehörden eine Realisierung im Zuge der Entstehung des Ersatzbaus für die abgerissene Hochstraße Süd. Unter der modernisierten Hochstraße soll der 1,2 Kilometer lange Radweg größtenteils verlaufen und somit auch einen Schutz vor Niederschlag bieten. Zudem verspricht die Verwaltung ein modernes Beleuchtungskonzept. Man erwartet dort eine hohe Frequenz an Radfahrern und Fußgängern. Das führe auf der Fläche unterhalb der Brücke zu mehr Sicherheit. Insofern sind neben Christoph Heller auch alle weiteren Mitglieder des Stadtrates vom Radweg überzeugt. Nicht zuletzt die Anwohner freuten sich, so Heller. Jedes Auto weniger ist für sie schließlich ein Zugewinn an Ruhe.
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