Ludwigshafen (mit Video und Fotostrecke)

Abbruch beginnt: Der Bagger nagt sich durch die Hochstraße Süd

Von 
Bernhard Zinke
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Ludwigshafen. Für Stefan Feldmann ist Fronleichnam diesmal ein besonderer Feiertag. Es geht richtig los. „Endlich können wir zeigen, was wir wirklich können“, sagt der Projektleiter der Firma Moß im Gespräch mit dieser Redaktion. Am Durchgang zur Mundenheimer Straße haben die Abrissarbeiten an der Pilzhochstraße in Ludwigshafen begonnen.

Häppchenweise beißt sich die Baggerzange nun durch die Fahrbahn, die plötzlich – nachdem bereits am Mittwoch die Randstücke, die sogenannten Kappen, abgebrochen worden sind - gar nicht mehr dick erscheint. Der Beton der Brücke misst am Rand vielleicht 30 Zentimeter. Als die Baggerzange ein paar Mal zugebissen hat, kommt allerdings jede Menge Stahl zum Vorschein. Der hat 60 Jahre lang vor allem für Stabilität gesorgt.

"Mülltrennung" auf der Baustelle, bevor der Abriss beginnt

„Das ist Musik in meinen Ohren“, schwärmt Stefan Feldmann, als der Bagger immer mehr Stahl und Beton wegkneift. Einen Druck von 380 Bar bringt die Zange des 70 Tonnen schweren Arbeitsgeräts auf die Kiefer ihres Mauls. Am Anfang bekommt sie allerdings noch recht wenig zu fassen. Sie muss im 45 Grad-Winkel zubeißen. Das Baufeld lässt ihr zu wenig Platz. Doch nach und nach arbeitet sich der Abrissexperte vor, bis er den Bagger im 90-Grad-Winkel stellen kann. „Wir könnten heute Nachmittag schon den Durchstich erreichen, wenn wir uns von Anfang an senkrecht vorarbeiten könnten“, erläutert Feldmann. Das geht aber auch aus einem anderen Grund nicht. Auf der Hochstraße liegt nämlich noch der komplette Asphalt, der in den vergangenen Wochen heruntergefräst worden ist. Und da es bei diesem Projekt auch um die Wiederverwertbarkeit des Abbruchmaterials geht, muss der Asphalt erst einmal von der Brücke gesaugt werden, bevor vermutlich dann am Freitagnachmittag der erste Durchstich vom Berliner Platz auf die Mundenheimer Straße geschafft ist.

Der „Mülltrennung“ ist es auch zu verdanken, dass sich die Stadtspitze mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und Finanzdezernent Andreas Schwarz, Medienvertreter sowie rund 30 Schaulustige fast zwei Stunden gedulden müssen, bis gegen 10.50 Uhr der Abriss endlich beginnt. Es ist ein bisschen wie das Warten aufs Christkind. Doch vorher müssen die Arbeiter mit Bagger und Radlader den Bauschutt entfernen, den die Brückenkappen vom Abriss am Vortag hinterlassen haben. Hier werden andere Schadstoffe vermutet. Indem der Bauschutt getrennt wird, lassen sich beim Recycling ein paar Euro mehr verdienen.

Oberbürgermeisterin zückt ihr Handy

Auch Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck ist froh, dass es nun endlich losgeht. Sie zückt wie viele andere auch ihr Handy, fotografiert und filmt die Baustelle, steigt auf die Gewichte, die ein Straßenschild senkrecht halten, um einen besseren Blick zu bekommen. „Ich würde mich freuen, wenn ich dann auch noch das rote Band für die neue Hochstraße durchschneiden dürfte“, sagt sie im Gespräch mit dieser Redaktion, rechnet kurz die Dauer ihrer Amtszeit nach und schiebt hinterher: „Wenn ich denn wiedergewählt würde“. Denn Lust auf eine erneute Kandidatur habe sie – Stand heute – auf jeden Fall. Auch wenn ihr das Amt bereits manche Überraschung beschert habe. Wie eben die komplexe Hochstraßen-Problematik.

Bürger kommen vorbei, schauen vom Platanenhain aus zu, wie die Brücke Biss für Biss weggeknabbert wird. Andreas Lampert ist sogar aus Bad Dürkheim angereist, um sich den Abriss anzuschauen. Er arbeitet in Ludwigshafen als Immobilienmakler, sein Großvater hat ein Haus gegenüber der Hochstraße gebaut. Lampert hat also viele Bezüge zum Bauwerk. „Ein Tag der Veränderung“ sagt er und hofft, dass die Menschen bald wieder leichter in die Mundenheimer Straße kommen. Die Hochstraße habe damals den Einzelhandel in der Stadt kaputt gemacht, den Verkehr über sie hinweg geleitet. Deshalb fragt er sich: Was kommt durch die neue Stadtstraße, wenn die Hochstraße Nord verschwunden sein wird? Ludwigshafen stehe vor großen Ungewissheiten, sagt er.

"Lass uns endlich anfangen"

Auch drei junge Männer sind mit ihren Kindern gekommen, zwei davon noch im Säuglingsalter, und staunen. „Ich arbeite drüben in Mannheim“, sagt einer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er hofft auf ein schnelles Ausschreibungsverfahren, damit die neue Hochstraße Süd schnell steht und benutzt werden kann.

Bis zum Sonntag soll die Hochstraße zumindest im Bereich der Mundenheimer Straße verschwunden sein. An Fronleichnam ist um 17.30 Uhr Schluss. Ab Freitagvormittag wird bis Sonntagabend rund um die Uhr gearbeitet. Die Mitarbeiter der Firma Moß sind heiß drauf, die Hochstraße wegzureißen. Am Donnerstagvormittag haben sie sogar auf ihre Frühstückspause verzichtet. Projektleiter Moß habe von ihnen zu hören bekommen: „Los Chef, lass uns endlich anfangen.“

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