Ludwigshafen. In Ludwigshafen kennt man sich gut aus mit maroden Brücken. Deshalb geht der Blick bei einem Presserundgang über die Baustelle für die neue Hochstraße Süd am Montag zwangsläufig auch über den Rhein nach Mannheim, wo die Verantwortlichen Ende vergangener Woche mit einer Hiobsbotschaft um die Ecke kamen: Risse in der Stadtbahnrampe im Schlossgarten erfordern eine mindestens mal monatelange Sperrung der Konrad-Adenauer-Brücke für den Bahnverkehr.
Dabei wurde auf Ludwigshafener Seite alles dafür getan, dass die Leidenszeit für Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs am 21. Juli enden könnte. Da hätte die Brücke nämlich eigentlich wieder freigegeben werden sollen. „Wir stehen in engem Kontakt und wurden frühzeitig informiert“, sagt Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) am Montag.
Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck erinnert an das Jahr 2019, als die Pilzhochstraße wegen Einsturzgefahr gesperrt wurde
Unmittelbare Auswirkungen auf den Bau der neuen Hochstraße haben die Mannheimer Brückenschäden nicht. „Ob es Folgen für die geplante Brückenfreigabe Anfang 2026 haben wird, muss sich zeigen“, so Steinruck. Gutachter bewerten nun erst einmal die Ausmaße der Schäden in der Stadtbahnrampe. Dann entscheide sich, ob das Bauwerk saniert werden kann oder neu gebaut werden muss. Sollte die Rampe einsturzgefährdet sein, könnten auch darunter liegende Bundesstraßen betroffen sein, mahnt die OB, die bei der Pilzhochstraße im Jahr 2019 genau diese leidige Erfahrung gemacht hatte.
Nun müsse man jedoch erstmal die genauen Untersuchungsergebnisse abwarten, was nach Angaben der Stadt Mannheim schon mal ein paar Monate in Anspruch nehmen dürfte. „Es bringt jetzt nichts, hier Horrorszenarien an die Wand zu werfen“, sagt auch Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter für die Ludwigshafener Hochstraßen bei der Bauprojektgesellschaft (BPG).
Rund 70 Meter langer Brückenteil am Ludwigshafener Faktorhaus bereits betoniert
Viel mehr war es ihm ein Anliegen, erfreuliche Entwicklungen zu präsentieren. Denn der erste Überbau der neuen Hochstraße im Bereich des Faktorhauses, unmittelbar im Anschluss an die Konrad-Adenauer-Brücke, wurde einige Tage früher fertig als geplant. Der rund 70 Meter lange Brückenteil, über den später der Verkehr Richtung Bad Dürkheim rollen wird, überspannt die Gleiskurve von der Adenauer-Brücke zum Berliner Platz. Aus Ludwigshafener Sicht hätten dort ab kommenden Montag also wieder Bahnen rollen können.
Folge der längeren Adenauer-Brücken-Sperrung für Hochstraßen-Bau in Ludwigshafen: Bauabläufe sollen optimiert werden
Dass nun alles anders kommt und die südliche Rheinquerung zwischen den beiden Städten für Bahnen länger tabu bleibt, will sich die Stadt Ludwigshafen zu Nutzen machen. Bauabläufe bei der Hochstraße Süd sollen optimiert werden, um künftige Beeinträchtigungen im Jahr 2025 auf ein Mindestmaß zu reduzieren, hieß es am Freitag in einer Mitteilung. Wie genau diese Optimierung aussehen soll, ist jedoch noch nicht klar, wie Björn Berlenbach, Leiter des Bereichs Tiefbau und Geschäftsführer der BPG, am Montag sagt. „Da müssen wir uns zunächst mit der Baufirma abstimmen, was machbar ist, welche Arbeiten man vielleicht vorziehen kann“, sagt er. Es gebe einige Ideen, aber noch nichts Konkretes.
Eine längere Sperrung steht in zwei Wochen dann aber auch in Ludwigshafen an. Ab Montag, 29. Juli, wird die Mundenheimer Straße im Bereich der Durchfahrt zum Berliner Platz für den öffentlichen Nahverkehr und den Kraftverkehr gesperrt (die Auffahrt zur Adenauer-Brücke bleibt offen). Dann wird der nächste, etwa 60 Meter lange Brückenüberbau für die neue Hochstraße in diesem Bereich betoniert.
Die Sperrung dauert bis 1. November an. Für Fußgänger und Fahrradfahrer wird ein Sicherheitstunnel errichtet, sie können also weiter aus der Mundenheimer Straße zum Berliner Platz gelangen. Vom Bahn- und Busverkehr ist der zentrale Knotenpunkt dann - auch wegen der Schäden in Mannheim - erstmal für mehrere Monate komplett abgeschnitten. Weder Bahnen noch Busse fahren den Haltepunkt dann an. Fahrgäste sollen laut RNV auf die Haltestellen Kaiser-Wilhelm-Straße, Ludwigstraße oder Pfalzbau ausweichen.
Überbau wurde in einer achtstündigen Nachtaktion betoniert
Dass der erste Teil der neuen Südbrücke nun steht, erfüllt die Verantwortlichen in Ludwigshafen mit Stolz. Es sei ein „erhabenes Gefühl“, sagt Jutta Steinruck, als sie erstmals den Fuß auf die glatte Betonoberfläche setzt. „Es sieht cool aus, sehr filigran“, sagt auch Projektleiter Küssner.
Betoniert wurde der Überbau in der Nacht von 25. auf 26. Juni. Acht Stunden lang hätten drei Betonpumpen gearbeitet, während Betonmischer unentwegt frisches Baumaterial aus dem Werk herankarrten. „Zwei bis drei Mischer haben immer schon gewartet, denn es durfte keinesfalls zu einer Pause beim Betonieren kommen“, schildert Küssner. Für den Fall eines Ausfalls sei sogar ein zweites Betonwerk als Redundanz in Alarmbereitschaft gestanden. Insgesamt 680 Kubikmeter Beton seien in dieser Nacht verbaut worden.
Die neue Brücke soll weiß angestrichen werden, um unauffälliger zu sein
Von einer fertigen Brücke kann freilich auch in diesem Abschnitt noch keine Rede sein. Es fehlen Deckschicht und Fahrbahn, auch die Brückenkappen, an denen später die Geländer befestigt werden, müssen noch betoniert werden. Und die Übergangskonstruktionen - etwa zur Adenauer-Brücke oder zum nächsten Überbau - werden erst deutlich später eingebaut. Von unten soll der aktuell noch graue Beton weiß angestrichen werden, erklärt Björn Berlenbach. So trete das Bauwerk eher in den Hintergrund und dränge sich nicht so sehr auf.
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