Großprojekt

Neubau der Hochstraße in Ludwigshafen: Was am 20. Juli passieren soll

Die ersten Pfeiler für die neue Hochstraße Süd in Ludwigshafen sind schon zu sehen. Was derzeit auf der Baustelle passiert und warum ein Datum im Sommer besondere Eile erfordert

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Julian Eistetter
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Acht solcher Brückenpfeiler werden auf dem ersten Baufeld für die neue Hochstraße Süd errichtet. Jeder kann bis zu 110 Tonnen Gewicht tragen. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Sie sind oval, haben einen Durchmesser von etwa 1,5 Metern und werden einmal enorme Lasten tragen: Auf der Baustelle für die neue Hochstraße Süd in der Ludwigshafener Innenstadt sind in den vergangenen Wochen die ersten Pfeiler betoniert worden, auf denen künftig die Brückenkonstruktion ruhen wird. Wie die Stiele von Pilzen ragen sie auf dem Baufeld hinter dem Faktorhaus in die Höhe.

Nach monatelangen vorbereitenden Arbeiten im Baugrund sowie Gründungsbohrungen sehen Unbeteiligte nun endlich, dass hier tatsächlich eine Brücke gebaut wird. „Wir sind voll im Plan“, verkündet Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) bei einem Rundgang am Mittwoch sodann auch voller Zuversicht.

Neue Hochstraße Süd: Im ersten Baufeld entstehen acht Pfeiler

Insgesamt acht Pfeiler entstehen auf diesem ersten Abschnitt im Anschluss der Konrad-Adenauer-Brücke. Fünf davon sind bereits betoniert, fast allen fehlt jedoch noch der Pfeilerkopf. Auf diesen Köpfen werden später die Lager montiert, durch die die Kräfte in Pfeiler und Fundamente übertragen werden und die für eine Flexibilität der Brücke bei witterungsbedingter Ausdehnung sorgen, wie Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter Hochstraßen bei der Bauprojektgesellschaft (BPG) Ludwigshafen, erläutert.

Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter Hochstraßen, ist beim Rundgang über die Baustelle ganz in seinem Element. © Christoph Blüthner

Seinen Angaben nach laufen die Arbeiten bislang reibungslos. Alles andere wäre jedoch auch sehr beunruhigend, denn bis zum 20. Juli soll der erste Überbau der Brücke bereits fertiggestellt sein. „Das betrifft den Teil, der die Bahngleise der RNV überspannt“, berichtet Küssner. Die derzeit für den Bahnverkehr gesperrte Adenauer-Brücke soll dann nämlich wieder freigegeben werden. „Darauf fiebern wir hin. Und das werden wir auch schaffen“, betont er. Und auch Björn Berlenbach, Geschäftsführer der BPG, betont: „Wir sind überzeugt, dass alle Termine eingehalten werden.“

Wenn der erste Überbau fertig ist, muss die RNV noch die Fahrleitungen wieder installieren

Der Überbau wird nicht am Stück auf die Baustelle geliefert, sondern vor Ort betoniert, wie Küssner erklärt. Wenn die Konstruktion über die Schienen fertig ist, sind noch einige Arbeiten der RNV erforderlich, die etwa die Fahrleitungen wieder installieren muss, die für die Bauarbeiten abgehängt wurden.

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Ab dem Sommer muss dann im weiteren Verlauf die Mundenheimer Straße im Bereich der Baustelle für den Autoverkehr gesperrt werden, wenn der dortige Brückenüberbau hergestellt wird. „Für Radfahrer und Fußgänger bleibt der Bereich geöffnet. Da werden wir einen Tunnel zu deren Schutz errichten“, sagt Küssner.

Diese Last können die Pfeiler der neuen Hochstraße Süd in Ludwigshafen tragen

Die enormen Dimensionen des Projekts zeigen sich am Mittwoch beim Rundgang über die Baustelle wieder einmal mehr als deutlich. Allein 60 Tonnen Bewehrungsstahl sind in einer Grube zu einem großen Rechteck verflochten. Es wird in den kommenden Tagen mit 350 Kubikmeter Beton ausgegossen und bildet dann eine massive Pfahlkopfplatte. Sie ruht auf vier bis zu 20 Meter tief in den Boden ragenden Pfählen und wird später zwei Brückenpfeiler tragen. Jeder einzelne der Pfeiler kann nach Angaben Berlenbachs ein Gewicht von 110 Tonnen aushalten.

60 Tonnen Bewehrungsstahl werden mit 350 Kubikmetern Beton ausgegossen, um eine massive Fundamentplatte herzustellen. © Christoph Blüthner

Wenige hundert Meter weiter, auf dem Baufeld westlich der Mundenheimer Straße, werden derzeit die letzten Bohrpfähle hergestellt. Dazu ist nach wie vor das 26 Meter große und 115 Tonnen schwere Bohrgerät im Einsatz. 170 bis zu 20 Meter tiefe Löcher, die dann mit einem Bewehrungsgerüst und Beton verfüllt werden, sind insgesamt für die Gründung der Brücke erforderlich. Die meisten sind bereits geschafft.

Bei den Arbeiten im Untergrund seien zahlreiche alte Leitungen und Kanäle gefunden worden, berichtet Eberhard Küssner. Und auch alte Keller, teilweise sogar mit Brunnen, seien ausgegraben worden.

Auf dem westlichen Baufeld in Richtung Weiße Hochstraße werden derzeit die letzten Bohrpfähle hergestellt. Dafür werden bis zu 20 Meter tiefe Löcher in den Untergrund gebohrt. © Christoph Blüthner

Auch auf der Weißen Hochstraße, die im Westen an den Neubau anschließen wird, rollen bereits Bagger. Das Bauwerk wird für rund 40 Millionen Euro saniert. „Die Brückenkappen werden abgebrochen, die Fahrbahn ist bereits abgefräst, sämtliche Geländer, Leitplanken und Beleuchtung entfernt“, gibt Küssner einen kurzen Überblick über den Sachstand.

Gesamtprojektleiter für die Hochstraßen in Ludwigshafen: „Jetzt wird endlich gebaut, jetzt geht es voran“

Dass nach den langwierigen Vorarbeiten nun endlich sichtlich etwas passiert, freut auch den Fachmann. „Jetzt wird endlich gebaut, jetzt geht es voran“, sagt er mit einem Lächeln. Das mache allen Beteiligten deutlich mehr Spaß. Den kann auch der straffe Zeitplan nicht trüben. Bis Ende 2025 soll der rund 90 Millionen Euro schwere Neubau stehen, Anfang 2026 soll die runderneuerte Südtrasse für den Verkehr freigegeben werden. Dann beginnt im Norden der Abriss der B 44 mit dem Neubau der Stadtstraße. Es ist also keineswegs so, dass sich die Verantwortlichen nun auf ein paar fertig betonierten Pfeilern ausruhen könnten.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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