Baustelle

Hochstraße in Ludwigshafen: Großbohrer nimmt Arbeit auf

Beeindruckende Gerätschaft: Auf der Baustelle der Hochstraße Süd in Ludwigshafen wurde der 26 Meter hohe Großbohrer in Betrieb genommen. Was dies bedeutet und wie das funktioniert

Von 
Rahel Adel
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Beeindruckend: Der 26 Meter hohe Bohrer gräbt die Löcher für die Bohrpfähle an der Hochstraße Süd. © Thomas Troester

„Der Gerät schläft NIE!“, prangt es auf einem Schild an der Fahrertür des Großbohrers auf der Baustelle Hochstraße Süd in Ludwigshafen. Am Freitagmittag jedoch macht der Bohrer zumindest ein Mittagsschläfchen. Das große Gerät steht still und leise an den Straßenbahnlinien, die neben ihm zum Berliner Platz führen.

Doch ganz so friedlich geht es nicht jeden Tag zu, denn seit dem vergangenen Mittwoch arbeitet der Bohrer an den Gründungsarbeiten der Hochstraße Süd mit. Die Maschine ist 26 Meter hoch und wurde am 18. Januar auf die Baustelle geliefert, an deren Stelle noch bis 2020 die Pilzhochstraße verlief. Das Gerät ist nicht nur riesig, sondern auch extrem schwer: Es bringt 160 Tonnen auf die Waage. Um das zu verkraften, musste der Boden unter ihm eigens verdichtet werden.

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Bis Anfang 2026 soll die neue Hochstraße Süd in Ludwigshafen fertig sein. Da ist Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck zuversichtlich: „Wir sind nach wie vor im Zeitplan und sehr, sehr zuversichtlich, dass der Verkehr Anfang 2026 wieder über die Brücke fließt.“

Um diesem Zeitplan gerecht zu werden, stehen noch allerlei Aufgaben an. Das Bohrgerät soll insgesamt 170 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von 1,50 Meter auf einer Strecke von 530 Metern setzen, auf denen schließlich die Brückenpfeiler ein Zuhause finden.

Einer der Bohrpfähle im Bereich der ehemaligen Pilzhochstraße. © Thomas Tröster

Dabei geht der Großbohrer wie folgt vor: Zunächst gräbt er sich in den Untergrund und befördert die Erde durch die gleichzeitig eingesetzten Stahlrohre nach oben. Die Rohre sorgen außerdem dafür, dass das Loch nicht in sich zusammenfällt. Angekommen bei der Endtiefe wird ein sogenanntes Bewehrungsrohr eingelegt.

„Hier haben wir eine Tiefe von 16 Metern, weiter hinten dann um die 20 Meter“, erklärt Björn Berlenbach, der Bereichsleiter Tiefbau der Stadtverwaltung Ludwigshafen, was man sich unter der „Endtiefe“ vorstellen kann. Schließlich füllt eine Pumpe den Beton in das Loch, während gleichzeitig das Stahlrohr wieder herausgezogen wird.

Vierergruppen und schwere Lasten

Die Bohrpfähle werden in Vierergruppen angefertigt, jede Gruppe soll später einen Brückenpfeiler tragen. Wenn vier der Pfähle fertig sind, fahren die Arbeiter den Bohrer zum nächsten Punkt und wiederholen dort das Ganze. Die Gruppierungen haben an der weitesten Stelle einen Abstand von zirka 33 Metern, an der engsten von ungefähr 20 Metern.

Im Gegensatz zum beeindruckenden Großbohrer sieht man die Bohrpfähle von außen nur schlecht, da sie eben unter der Erde liegen. Doch sie müssen viel aushalten: Die Pfähle werden mit einer Pfahlkopfplatte verschlossen, die ungefähr 250 Tonnen wiegt, worauf dann später der Pfeiler mit seinen zirka 150 Tonnen steht. Oben auf dem Brückenpfeiler kommt am Ende das Gewicht der Brücke und des darauf stattfindenden Verkehrs dazu.

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„Wegen dieser immensen Lasten werden die Pfähle benötigt“, sagt Berlenbach, bevor er den Baugrund beschreibt. Nach einem verheerenden Hochwassers im 19. Jahrhundert wurde die Innenstadt Ludwigshafens mit Schutt und Erde aufgefüllt. Diese rund sechs Meter tiefe Schicht sei jedoch nicht tragfähig, erklärt er, weswegen man tiefer bohren müsse. Genau hierfür wird der Großbohrer verwendet.

Laut Berlenbach bräuchten die Arbeiter für jede Vierergruppe rund eine Woche Zeit. Da sie insgesamt 170 Bohrpfähle herstellen, dauern diese Art der Arbeiten ungefähr 42 Wochen an. „Vor bösen Überraschungen ist man nie gefeit“, gibt Berlenbach zu bedenken, „aber wir haben viel Vorarbeit geleistet.“ Dazu gehörten unter anderem Kampfmittelbohrungen. Ob diese Vorbereitungen reichen werden, wird sich zeigen müssen.

Bis jetzt keine Anwohnerbeschwerden in Ludwigshafen

Auch Alexander Thewalt, der Bau- und Umweltdezernent der Stadt, zeigt sich zuversichtlich. „Bauplanung und Bauüberwachung sind wichtig“, bekräftigt er und weist darauf hin, dass ein externes Ingenieurbüro das Unterfangen überwacht.

Beschwerden von Anwohnern habe es bis jetzt auch noch keine gegeben, meint Steinruck. „Wir haben ein lärmarmes Verfahren gewählt, aber es ist eben doch mit einer gewissen Lärmentwicklung verbunden“, erklärt sie. Bisher haben die Arbeiten nur neben dem Faktorhaus stattgefunden, in dem auch Büros der Stadt untergebracht sind. Die Mitarbeiter hätten von den Arbeiten bisher nur wenig mitbekommen.

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Steinruck stellt jedoch auch fest: „Großbaustellen ohne Lärm, ohne Dreck, ohne Erschütterung gibt es nicht.“ Die Stadt würde sich jedoch bemühen, die Strapazen für die Bevölkerung auf ein Minimum zu beschränken. Ihr ist außerdem wichtig, dass die Menschen immer wissen, was auf sie zukomme. Deswegen gäbe es immer wieder Bürgerinformationsveranstaltungen und jederzeit einen Ansprechpartner vor Ort.

Auch die Finanzierung sei geklärt, der Verkehrsminister habe klar gemacht, dass Bund und Land die Stadt „nicht im Regen stehen“ lassen werde, wie Steinruck es ausdrückt. Die Zuwendungen für die Stadt belaufen sich auf insgesamt 437,5 Millionen Euro.

Zeitgleich mit den Arbeiten wird die weiße Hochstraße saniert. Auch dort kommen die Arbeiten gut voran. Das Großprojekt nimmt so langsam Gestalt an.

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