Großprojekt

Energiekonzept für Ilvesheimer Kombibad löst kontroverse Debatte aus

Es sollte doch eigentlich "nur" um ein neues Energiekonzept für das Kombibad gehen. Die Sitzung des Ilvesheimer Gemeinderats wurde am Ende aber doch wieder zu einem Schlagabtausch über Grundsätzliches

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Ein Fachbüro soll nun prüfen, wie das neue Bad mit Energie versorgt werden kann – und ob ein Nahwärmenetz im Umfeld möglich ist. © KPlan

Die Gemeinde Ilvesheim will für ihr neues Kombibad eine alternative Energieversorgung prüfen lassen. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Gemeinderat am Donnerstagabend mit einer Mehrheit von 11:7 Stimmen (eine SPD-Rätin fehlte entschuldigt).

Ein Grund für die Entscheidung ist, dass seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die Versorgung mit Gas unsicher geworden ist. Darüber hinaus soll die Suche nach neuen Energieformen ein Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutraliät sein.

Wissenschatliche Unterstützung

Wie geht es nun weiter? Das Planungsbüro KPlan wird gemeinsam mit einem Hochschulinstitut (Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden) untersuchen, wie das Bad mit Energie und Wärme versorgt werden kann.

Teil der Prüfung ist auch, ob sich um das Bad herum der Aufbau eines Nahwärmenetzes lohnt. Das bedeutet, auch andere Gebäude im Umfeld könnten profitieren.

Seit Jahren ist das Kombibad ein Streitthema

Wie berichtet, hatte es bereits während der nichtöffentlichen Vorberatungen kontroverse Diskussionen gegeben. Unter anderem war gefordert worden, eine weitere Kostenaufstellung für das Gesamtprojekt Kombibad abzuwarten, bevor über den Auftrag für das Energiekonzept entschieden wird. Auch im Gemeinderat wurde am Donnerstagabend kontrovers diskutiert.

Es geht um Grundsätzliches

Schnell wurde dabei klar, dass es nicht um das Energiekonzept im engeren Sinne, sondern um das Kombibad an sich geht. Seit Jahren wird in Ilvesheim über das Vorhaben gestritten. Aktuell steht es im Gemeinderat 12:7 für das Projekt. Freie Wähler, SPD, zwei CDU-Räte und der Bürgermeister sind dafür, die Grünen und die beiden CDU-Rätinnen dagegen.

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Gegensätzliche Standpunkte

„Wir dürfen keine weiteren Verzögerungen in Kauf nehmen“, eröffnete Günter Tschitschke (Freie Wähler) die Diskussion. Dieser Beschluss sei eine logische Folge aus dem Antrag seiner Fraktion im Sommer. Damals beschloss der Gemeinderat auf Initiative der Freien Wähler, die Planungen für das Bad weiter voranzutreiben. „Wir haben keine aktuellen Kostendaten zum Bad. Diese sind aber notwendig, um eine Entscheidung treffen zu können“, erklärte Michael Haug (Grüne). Außerdem böte die aktuelle Wirtschaftsentwicklung Anlass zur Sorge.

CDU stimmt uneinheitlich ab

Barbara Hefner (CDU) fügte an: „Mir stellt sich die Frage, inwiefern das Projekt überhaupt umgesetzt werden kann.“ Sie sehe es kritisch, wenn nun auch noch Geld für ein Energiekonzept aufgewendet würde. Ihr Fraktionskollege Ralf Kohl stimmte für die Vergabe des Konzepts. „Wenn wir das Energiekonzept nicht vorantreiben, wissen wir zum Beispiel nicht, wo wir mit den Energiekosten stehen“, sagte er. Er sprach - mit Blick auf das beauftragte Konzept - von einem der „wichtigsten Bausteine“, nicht nur für das Bad, sondern auch für eine mögliche Nahwärmeversorgung.

Rolf Sauer zeigte Unverständnis für die Ablehnung von Grünen und Teilen der CDU. „Selbstverständlich muss man jetzt so ein Konzept erstellen lassen“, sagte er. Sauer kritisierte erneut, dass das Kombibad zu Anfang der Pandemie aufgeschoben worden war. Im Anschluss folgte ein weiterer verbaler Schlagabtausch zwischen mehreren Gemeinderatsmitgliedern, der aber keine neuen Erkenntnisse zu Tage förderte.

Wärmeplanung für Ilvesheim beauftragt

Mit der kommunalen Wärmeplanung stand am Donnerstagabend ein ähnliches Thema auf der Tagesordnung - auch wenn es keinen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Kombibad gibt. Was bereits in Ausschüssen vorab beraten worden war (wir berichteten), wurde nun einstimmig vom Gemeinderat beschlossen.

Fahrplan zur Klimaneutralität?

Mit der kommunalen Wärmeplanung gibt sich die Gemeinde einen Fahrplan, wie sie ihre Wärme in Zukunft klimaneutral gewinnen will. Bei dem mehrstufigen Verfahren wird der aktuelle Wärmebedarf im Ort ermittelt. Außerdem werden Wege aufgezeigt, wie die Versorgung in Zukunft aussehen kann. Auf Antrag der SPD nahm der Rat noch eine Änderung in den Beschluss auf. Die Gemeinde will nun auch prüfen lassen, inwieweit Flusswärme genutzt werden kann.

Zusammenarbeit mit anderen Städten und Gemeinden vorgesehen

Ilvesheim schließt sich einem sogenannten Konvoi von mehreren Städten und Gemeinden, so können Fördermittel generiert werden. Die Federführung des weiteren Verfahrens übernimmt die Stadt Schriesheim. Sollte es Probleme oder Verzögerungen geben, könne man auch aus dem Konvoi aussteigen, erklärte Metz.

Die SPD hatte sich bei einer Zusammenarbeit mit anderen Kommunen skeptisch gezeigt, da mehr Abstimmungsbedarf auch zu Verzögerungen führen könnte. Bürgermeister Metz betonte aber auch, dass es voraussichtlich erst durch den Konvoi möglich werde, ein Ingenieurbüro für den Auftrag zu finden.

Gemeinderat begrüßt Wärmeplanung

Die Wärmeplanung stößt im Gemeinderat auf positive Rückmeldungen (wir berichteten). Diese bekräftigten die Ratsmitglieder in der Sitzung am Donnerstagabend. „Das ist eine große Chance auf Veränderung“, betonte Günter Tschitschke von den Freien Wählern. „Die Verantwortung, das Klima zu schützen, liegt auch bei uns“, erklärte Michael Haug (Grüne). Georg Sommer (CDU) sprach von einem „wichtigen Schritt. SPD-Rat Rolf Sauer betonte in seinem Statement die Bedeutung der Flusswärme.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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