Zukunft

So wollen die Kommunen zwischen Neckar und Bergstraße bei der Wärmeversorgung klimaneutral werden

Die beiden Zauberworte lauten "kommunale Wärmeplanung". So soll es gelingen, bei der Wärmeversorgung klimaneutral zu werden. Um die Mammutaufgabe zu bewältigen, wollen einige Kommunen kooperieren.

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Ein Bild aus dem August dieses Jahres in Heddesheim: Dort wurden vor einigen Monaten Rohre für das Nahwärmenetz verlegt, das bis Ende 2022 betriebsbereit sein soll. © Hans-Jürgen Emmerich

Heizen kostet Energie - und aktuell kommt diese häufig noch aus nicht erneuerbaren Quellen. Damit sich das ändert, haben sich Bundesländer, Städte und Landkreise ehrgeizige Ziele gesetzt. Das Land Baden-Württemberg möchte bis 2040 klimaneutral werden, dasselbe wollen der Rhein-Neckar-Kreis und seine Kommunen erreichen. Die beiden letzteren haben dafür eigens eine Klimaschutzvereinbarung geschlossen. Doch wo soll man anfangen, wenn man das Heizen klimaneutral machen will?

Fahrplan für die klimaneutrale Wärmeversorgung

Dafür gibt es die kommunale Wärmeplanung. Das ist ein mehrstufiger Prozess, in dem Städte und Gemeinden erst einmal ihren Wärmebedarf ermitteln und dann einen Fahrplan aufstellen, wie sie ihre Wärme in Zukunft aus erneuerbaren Energiequellen beziehen wollen.

Derzeit sind nur Kommunen mit mehr als 20 000 Einwohnern verpflichtet, eine solche Planung aufzustellen. Doch auch in den kleineren Gemeinden rückt das Thema immer mehr in den Fokus, so zum Beispiel in Heddesheim oder Ilvesheim.

Rückhalt aus dem Ilvesheimer Gemeinderat

In Ilvesheim hat jüngst der Technische Ausschuss über das Thema diskutiert. Die Verwaltung möchte eine Wärmeplanung anstoßen und dafür einen externen Dienstleister beauftragen. Ilvesheim will sich dafür mit anderen Städten und Gemeinden in der Umgebung zusammenschließen (auch Konvoi genannt).

Zum einen erhofft man sich davon mehr finanzielle Fördermöglichkeiten, zum anderen, dass die Kommunen voneinander profitieren können. Denn Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz hält es für „fragwürdig“, dass kleine Gemeinden diese Mammutaufgabe alleine stemmen können. In den weiteren Schritten müssten außerdem unbedingt die Energieversorger einbezogen werden.

Lieber allein oder gemeinsam mit anderen Gemeinden?

Eine Umfrage unter den Ilvesheimer Gemeinderäten zeigt, dass sie hinter dem Vorhaben stehen. Peter Riemensperger bezeichnet die Wärmeplanung als „alternativlos“ und wirbt dafür, weitere Aspekte wie Flusswärme in Betrachtungen mit einzubeziehen. Michael Haug (Grüne) sieht es als wichtig an, „einen ehrgeizigen Plan zu entwickeln“.

Georg Sommer von der CDU bezeichnet das Vorhaben als „wichtigen Schritt“. Auch Rolf Sauer von der SPD begrüßt die Wärmeplanung und sieht Potenzial in der Nutzung von Wärme aus Flusswasser. Im Gegensatz zu seinen Ratskollegen steht er einer Kooperation mit anderen Kommunen aber skeptisch gegenüber: „Wir wollen unser Vorgehen nicht erst mit großem Zeitaufwand mit den Gemeinderäten der Nachbargemeinden abstimmen.“ Und wie sieht es in diesen Nachbargemeinden aus? Welchen Stand gibt es dort in Sachen Wärmeplanung und was haben die Verwaltungen vor? Diese Redaktion hat nachgefragt.

Edingen-Neckarhausen

In Edingen-Neckarhausen gibt es bereits sogenannte Contracting-Verträge für einzelne kommunale Gebäude, teilt Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Herold mit. Das bedeutet, dass mithilfe eines Partners von außen Umbaumaßnahmen für Energiesparmaßnahmen finanziert werden. Einer Wärmeplanung steht die Gemeinde offen gegenüber, auch den Konvoi (also das gemeinsame Vorgehen mehrerer Kommunen) sieht Herold positiv. „Absprachebedarf gibt es noch, weil unser gemeindeeigenes Klimaschutzkonzept den Zeithorizont 2035 hat, andere Konzepte aber 2040“, sagt Herold, sieht darin aber keinen Hinderungsgrund für die Teilnahme.

Heddesheim

In Heddesheim steht das Thema Wärmeplanung auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung. Dann soll der Grundsatzbeschluss gefällt werden, eine kommunale Wärmeplanung aufzustellen - gerne auch in einem Konvoi, wie aus der Sitzungsvorlage hervorgeht. Heddesheim beschäftigt sich bereits seit längerem mit dem Thema, ein Beispiel ist die Nahwärme, die unter anderem das Sportzentrum versorgen wird. Die kommunale Wärmeplanung war auf Antrag der FDP bereits im vergangenen Jahr ein Thema im Umweltausschuss.

Hirschberg

„Wir haben uns in Bezug auf die Wärmeplanung bereits auf den Weg gemacht. Unser Gemeinderat hat im September die Aufstellung eines kommunalen Wärmeplans beschlossen“, teilt Hauptamtsleiter Frank Besendorfer auf Anfrage dieser Redaktion mit. Derzeit bereite man einen Konvoi mit den umliegenden Kommunen vor: „Wir stehen also einem Zusammenschluss offen gegenüber.“

Ladenburg

Ladenburg führt derzeit ein kommunales Energiemanagement ein, um die Verbrauchsdaten der Gebäude besser auswerten zu können. Wie eine Stadtsprecherin mitteilt, ist das eine Maßnahme „im Vorfeld einer Wärmeplanung“. Man prüfe derzeit verschiedene Versorgungsstrategien, um in Zukunft klimaneutral zu sein. Aktuell sei man aber „noch nicht an einer konkreten Wärmeplanung für die gesamte Kommune“, weil die Versorgungssituation und die Preisentwicklung bei den aktuellen Energieträgern wie Erdgas und Heizöl sehr unsicher sei. Die Stadt steht einer kommunalen Wärmeplanung gemeinsam mit anderen Städten und Gemeinden offen gegenüber. Dies sei „zielführend“ - vor allem, um die Kosten zu senken, so die Stadtsprecherin.

Schriesheim

Die Stadtverwaltung darauf hin, dass Kommunen mit 20 000 Einwohnern nicht verpflichtet seien, eine Wärmeplanung aufzustellen. Dennoch wolle man das Thema „bereits frühzeitig angehen“. Man stehe schon in Kontakt mitbenachbarten Kommunen, um „Möglichkeiten für eine interkommunale Zusammenarbeit“ zu sondieren. Die Gemeinde Heddesheim schreibt in ihrer Vorlage zur Gemeinderatssitzung, dass Schriesheim sich bereiterklärt habe, die Organisation zu übernehmen und „federführend den gemeinsamen Förderantrag zu erstellen“.

Ausführliche Statements aus Ilvesheim gibt es hier.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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