Mannheim. Ein Autofahrer erwischt einen Fahrradfahrer – so ein Unfall kann immer mal wieder passieren. Hier ist der Radfahrer schwer verletzt, der Autofahrer in seinem Fahrzeug eingeklemmt. So sieht das Szenario aus, das hier geübt wird. Die Johanniter versorgen einen der Verletzten, das Technische Hilfswerk (THW) und die Feuerwehr retten die Person aus dem Auto, die Polizisten sichern die Unfallstelle ab, suchen dann nach der Ursache.
Die Zusammenarbeit ist lange erprobt – jeder weiß, was er tun muss, das geht oft ohne Worte.
„Die Zusammenarbeit ist lange erprobt – jeder weiß, was er tun muss, das geht oft ohne Worte“, erläutert Matthias Pfeiffenroth von der Feuerwehr, der die Übung moderiert – und auch gleich mit einem Appell verbindet: Hier seien jetzt zwar Fotos erlaubt, aber im Namen aller Hilfsorganisationen bittet er, an Unfallstellen keine Aufnahmen zu machen. Beim „Blaulichttag“ gilt das natürlich nicht – schließlich bieten Polizei, Bundespolizei, Zoll, Feuerwehr sowie die Rettungsorganisationen zahlreiche Groß- und Sonderfahrzeuge auf.
Blaulichttag auf der Buga mit Hubschrauber und Panzerwagen
Sogar ein Hubschrauber schwebt morgens auf dem Spinelli-Gelände ein und bildet dann eine – den ganzen Tag von Besuchern umringte – Attraktion. Es ist ein Airbus H 145 von der Polizei-Hubschrauberstaffel des Landes. Sechs Maschinen umfasst sie, vier sind immer einsatzbereit. „Bussard 812“, so sein Funkrufname, steht normalerweise am Baden-Airport. „Wir haben den Flug hierher gleich mit einem Einsatz verbunden – auf dem Rhein gab es eine Gewässerverunreinigung“, sagt der Pilot, Polizeihauptkommissar Oliver Kurtz.
„Bussard 812“ sei einer der modernsten und leistungsfähigsten Polizeihubschrauber, der über eine hochauflösende Wärmebild- und Videoanlage verfügt sowie 600 Liter Wasser für Waldbrände anhängen kann. Bis zu 245 Kilometer schnell fliegt er. „Wenn der startet, geht es um Menschenleben, um Vermisste oder dass schnell Einsatzkräfte irgendwo hin müssen“, erklärt der Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar.
Polizei hat Blaulichttag initiiert
Sein Präsidium hat den „Blaulichttag“ initiiert – zunächst nur als „Tag der Polizei“ gedacht. „Hier ist viel Platz, es können sich alle präsentieren“, begründet er die Ausweitung auf alle Rettungs- und Hilfsorganisationen: „Es ist ein gutes Zeichen für den guten Zusammenhalt in der Blaulichtfamilie“, so Polizeipräsident Kollmar.
Den lobt auch Erster Bürgermeister Christian Specht, Mannheims Sicherheitsdezernent. Er dankt nach seinem Besuch auf dem Buga-Gelände „der gesamten Blaulichtfamilie, die sich im Haupt- und Ehrenamt rund um die Uhr für die Sicherheit unserer Bürger einsetzt“, so Specht. Der Tag auf der Bundesgartenschau „unterstreicht die Leistungsfähigkeit und die große Bandbreite der Hilfsorganisationen“, betont er.
Vom historischen Käfer bis zum modernen Streifenwagen
Und in der Tat: Die Polizei präsentiert einen historischen VW Käfer 1300 aus den 1970er Jahren ebenso wie ganz moderne Streifenwagen mit Elektroantrieb. Ein Veteran, 30 Jahre alt, ist auch der – so die offizielle Bezeichnung – Sonderwagen 4, ein mit 20 Millimeter dickem Stahl gepanzertes Polizeifahrzeug. Er werde „bei einer aggressiven Außenstimmung, Terror- und Amoklagen“ eingesetzt, erläutert Polizeihauptkommissar Polzin von der Bereitschaftspolizei Bruchsal.
„Wir holen damit Leute aus heißen Zonen raus oder bringen Spezialkräfte rein“, so Polzin. Ganz modern ist dagegen der direkt daneben postierte Wasserwerfer „Wawe 10“ mit 10 000 Litern Wasser an Bord, die per Hohlstrahldüsentechnik fein dosiert auf gewalttätige Menschenmengen abgegeben werden können. „Alleine wenn der kommt, dann macht der schon Eindruck“, weiß Polzin.
Eindruck macht ebenso der „Eagle“, das gepanzerte Radfahrzeug, das die Bundespolizei präsentiert. Es ist das Nachfolgemodell vom Sonderwagen 4, war 2011 bis 2014 in Afghanistan bei der Bundeswehr im Einsatz und wird nun für Schutzaufgaben an Flugplätzen eingesetzt. Nicht nur an Flughäfen sitzt der Zoll. Auf dem Buga-Gelände ist er besonders stark präsent, mit der Finanzkontrolle Schwarzarbeit oder Zollhunden ebenso wie mit einem 26 Tonnen schweren fahrbaren Röntgengerät, von dem es nur drei Exemplare in Deutschland gibt.
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Aber das Publikum sei sehr interessiert. „Das wird sehr gut angenommen“, so Zollamtsrat Rosenkranz. Das bestätigt Hannah Leinen, Stadtbeauftragte der Malteser. „Es kommen sehr viele Kinder“, sagt sie, aber auch die Eltern stellten viele Fragen“, berichtet Leinen. „Viele wissen gar nicht, was es alles im Bevölkerungsschutz gibt und dass wir das alles ehrenamtlich machen“, so Leinen. Insofern sei so ein Blaulichttag „auch für das Bewusstsein gut“.
Von „sehr guter Resonanz, vor allem bei den Kindern“ spricht ebenso namens der Johanniter, Muhammed Emin Altuntas: „Die Besucher sind wirklich sehr interessiert, es kommen viele Fragen zu den Fahrzeugen und zu unserer Arbeit“. Als „top“ beschreibt Uwe Blümler vom Vorstand der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) die Resonanz bei den Besuchern. Neben Tauchergruppe, Strömungsrettern und Booten können die Ehrenamtlichen der DLRG sogar noch eine große Attraktion bieten: Die Rollenrutsche, die Kinder – teils mit begeistertem Jauchzen – in Kisten herunterrutschen, zumal die DLRG-Aktiven wegen der Hitze einen erfrischenden Zusatz-Sonderservice bieten. Wer will, wird bei der rasanten Abwärtsfahrt aus einer Wasserflasche besprüht.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum ein "Blaulichttag" mehr als nur Show ist