Mannheim. Ist das Essen auf der Buga zu teuer? Wieso kann man nicht überall mit Karte zahlen? Wie regional sind die Lebensmittel und wieso spricht das Personal teilweise nur Englisch? Fragen, die sich rund um die Gastronomie auf dem Spinelli-Gelände und im Luisenpark stellen.
Im Streetfood-Bereich auf Spinelli ist es an diesem Tag ganz schön windig. Viele tragen dickere Jacken, einige sogar Mützen. Manch einer ringt sich trotzdem durch, ein Kaltgetränk zu bestellen, während andere wärmend die Hände um Behälter schmiegen, in denen unter anderem thailändisches Pad Thai dampft. 10,50 Euro bezahlt man dafür.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.
Barrierefreiheit gegeben?
Direkt am Streetfood-Wagen bestellen kann man das Essen nicht. Zuerst führt der Weg zum Kassenbereich. Die Kartenzahlung ist an diesem Tag nicht möglich. Eine Familie beklagt das und fragt, wo es den nächsten Geldautomaten gibt. Auf Anfrage beim Spinelli-Team heißt es dazu: „Da es zur Eröffnung keine Internetverbindung gab, konnte man in den ersten Tagen lediglich bar bezahlen. Es wird bald an jeder Verkaufsstelle die Möglichkeit der Kartenzahlung geben.“
Der Streetfood-Bereich ist offen gestaltet. Transparente Kunststoffvorhänge hängen vor dem Eingang. Ein kalter Windzug zieht an diesem Tag durch die Halle, und zum Draußensitzen könnte man es ungemütlich finden.
Also geht es weiter, vorbei am Biergarten zu Spinelli-Kitchen. Zur Mittagszeit ist dort einiges los, so dass man an vereinzelten Stellen länger warten muss. Dafür bleibt Zeit sich umzusehen. In Bereich der Essensausgabe steht eine große Badewanne, die mit Eiswürfeln gefüllt ist. Rund herum liegt Küchenpapier auf dem Boden, das durchtränkt ist und austretendes Wasser aufsaugt. Ein Beilagen-Salat kostet 5,50 Euro. Auf einer Theke ist eine Salatbar aufgebaut, die eine Einbahnstraße ist.
Zwei Engstellen beim Salat-Buffet
Ist man durch den schmalen Gang am Ende des Buffets angelangt, muss man rückwärts wieder hinaus. Außerdem hat das Buffet unterschiedliche Ebenen, so dass man sich teilweise über die Theke lehnen muss. Wieso ist der Essensbereich so eng geplant? Vonseiten der Buga-Pressestelle heißt es dazu: „Die Barrierefreiheit ist gegeben und wurde im Voraus geplant und mitgedacht. Der Freeflow-Bereich ist sehr großzügig gestaltet.“
Auch die Betreiber von Spinelli-Kitchen beziehen Stellung: „Es gibt im Erlebnisbuffet zwei Stellen, welche eng gestaltet sind. Das Salatbuffet wird bald durch einen zweiten Bereich ergänzt. Zwischen der Wurstsalat-Theke und den Getränken steht ein bestehender Stahlträger an einer unglücklichen Stelle. Diesen können wir nicht verschieben. Wir haben jedoch genügend Teammitglieder, welche geschult und gewillt sind, allen Gästen zu helfen.“
Schwierig wird dies allerdings, wenn die Teammitglieder kein Deutsch sprechen. Ein älteres Paar setzt sich an einen Tisch und vermutet, von einer Bedienung angesprochen zu werden. Als dies nicht geschieht, spricht der Mann eine Service-Kraft an und fragt, ob es Selbstbedienung gibt. Der Mitarbeiter antwortet brüchig: „In English please“ – der Senior kann aber kein Englisch. Eine weitere Servicekraft muss hinzugeholt werden, um zu vermitteln.
Spinelli-Kitchen teilt mit, dass es Schulungen geben solle, um etwaige Sprachbarrieren abzubauen. An den Kassen arbeite deutschsprachiges Personal. Dort schlagen die Preise für die Speisen teilweise heftig zu Buche. 16 Euro kosten drei Maultaschen mit Kartoffelsalat.
Bestellt man das gleiche Gericht einige Meter weiter im Outdoor-Bereich, bezahlt man drei Euro weniger. Auf Anfrage erklärt das Team von Spinelli-Kitchen, es handle sich um einen organisatorischen Fehler, der unverzüglich abgeändert worden sei.
Für die Buga gibt es eine neue Speisekarte
Ohnehin fragt man sich, wie die Preise gestaltet worden sind: Gab es Kriterien oder Vorbilder? Buga-Pressesprecherin Corinna Brod betont: „Wir dürfen den Gastronomen keine Preise vorschreiben, das entscheiden diese selbst. Einzige Auflage, die wir machen konnten, ist, (dass) mindestens ein nicht-alkoholisches Getränk günstiger ist als Getränke mit Alkohol ist.“
Ein paar mehr Vorgaben gab es wohl dann aber doch. Spinelli-Kitchen erklärt, dass es seitens der Buga Verträge und Vorgaben zu Getränkepartnern gibt. „Wir haben vorher eigenes Bier aus meiner eigenen Brauerei angeboten“, berichtet Hans-Peter Habel-Küffner vom Seerestaurant im Luisenpark. Nun schenkt er „Welde“ und „Eichbaum“ aus. Habel-Küffner will nach der Buga wieder sein Bier anbieten.
Auch die Speisekarte ist zur Buga eine andere. Online findet sich noch eine Karte, die laut Habel-Küffner aus der Vor-Corona-Zeit stamme. Ziegenkäsetaler und Rumpsteak mussten für andere Speisen weichen. Das hat laut Habel-Küffner einen Grund: „Bei den Besuchermengen zur Buga müssen wir Gerichte anbieten, die die Küche in der Menge herausgeben kann und wobei die Qualität trotzdem stimmt.“
Allerdings haben sich auch die Preise verändert: Der Salat mit Maultaschen kostete vor der Buga 10,80 Euro, während der Buga 14,90 Euro. Wieso sind die gleichen Speisen nun teurer?
Habel-Küffner spricht von Inflation und steigenden Preisen: „Die Preise vor Corona könnten wir gar nicht mehr anbieten.“ Habel-Küffner kommt aus Heilbronn und habe dort die Buga erlebt: „Da war Land unter“, erinnert er sich. Deshalb hat er für die Zeit der Buga mehr Personal eingestellt. Auf den großen Ansturm wartet das Team noch. „Wenn das Wetter besser wird, dann kommen auch mehr Gäste“, ist sich der Chef sicher.
Plastik trotz Nachhaltigkeit?
Das Seerestaurant liegt weit von der neu gestalteten Parkmitte entfernt, in deren Nähe das Pflanzenschauhaus Café eher von seiner Lage profitiert. Dort sitzen am Nachmittag viele bei Kaffee und Kuchen. Der Kuchen wird nicht von einer Bäckerei in Mannheim bezogen. „Wir wollten unseren bisherigen Lieferanten beibehalten und nicht vor die Tür setzen wegen der Buga“, so Dimitri Droukas von Gastro Group, die das Café betreibt.
Und wie steht es um die Nachhaltigkeit? Der grüne Strohhalm in der Erdbeer-Limonade sieht nach Plastik aus, und auf Nachfrage bei der Bedienung heißt es, es sei auch Plastik. Droukas dementiert das: „Die Strohhalme sind nicht aus Plastik, sondern aus einem abbaubaren Material.“ Hafermilch als vegane, nachhaltige Alternative gibt es zum Kaffee nicht. Laut Droukas sei zum Start der Buga der Milchschäumer für Hafermilch noch nicht da gewesen.
Die Kennzeichnung veganer Speisen vermisst man auf der Buga an einigen Stellen. Ob der Kuchen in Spinelli-Kitchen vegan ist oder nicht, muss man erfragen. Das Team erklärt dazu: „Tatsächlich ist die Beschriftung noch nicht komplett fertig.“ Etwas verwunderlich ist dies, handelt es sich bei den Schildern nicht um gedruckte Plakate, sondern um Tafeln, die mit Stift beschrieben werden.
Ohne Beschriftung, dafür mit Speisekarte kommt „Apero“ aus. Dort gibt es ein perfekt zugeschnittenes Stück Tiramisu und eine trübe, hausgemachte Limonade.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-die-mannheimer-buga-gastronomie-auf-dem-pruefstand-_arid,2092892.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/dossiers_dossier,-_dossierid,18.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.deDie%20Mannheimer%20Buga-Gastronomie%20auf%20dem%20Pr%C3%BCfstand
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html