Stadtentwicklung

Wird die Sanierung des Mannheimer Nationaltheaters teurer?

Die Kosten der Generalsanierung des Mannheimer Nationaltheaters wurden auf genau 247,08 Millionen Euro berechnet. Jetzt gibt es Probleme, berichtet Architekt Andreas Schmucker. Wird das Projekt dadurch teurer?

Von 
Peter W. Ragge
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Das Nationaltheater wird derzeit generalsaniert. © Thomas Tröster

Mannheim. Die Baukosten der Generalsanierung vom Spielhaus des Nationaltheaters bewegen sich immer noch im Kostenrahmen von 247,08 Millionen Euro. Das hat jetzt Architekt Andreas Schmucker auf Anfrage dieser Redaktion bekräftigt. „Stand heute bleibt es dabei, ja“, sagte er. Allerdings sei mit zusätzlichen Kosten wegen enormer Schadstoff-Funde zu rechnen. „Das kann schon in die Millionen gehen“, meinte er.

Asbest und andere Schadstoffe aufgetaucht

Das unter Leitung des Architekturbüros Schmucker und Partner stehende interdisziplinäre Planungsteam hatte im März 2020 dem Gemeinderat eine geprüfte Kostenberechnung für das Projekt vorgelegt. Die belief sich auf 247,08 Millionen Euro brutto - ohne Probezentrum Neckarau, Neubau Zentrallager, temporäre Auslagerung der Probebühnen sowie Miete oder Bau von Interimsspielstätten. Auf diesen reinen Baukosten basieren auch die von Bundes- und Landesregierung fest zugesagten Zuschüsse von 120 Millionen Euro.

Das Zeug war teilweise in jedem Fensterkitt, überall.
Andreas Schmucker Architekt NTM

Allerdings sind, nachdem die Arbeiten in dem Haus am Goetheplatz begonnen haben, laut Schmucker „viel, viel mehr Schadstoffe aufgetaucht als je gedacht“: Asbest, langlebige chlorierte Kohlenwasserstoffe, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und einige mehr. „Das Zeug war teilweise in jedem Fensterkitt, überall“, verweist Schmucker auf die Bauzeit in den 1950er Jahren. Damals seien diese Materialien zugelassen gewesen und für das Publikum auch unschädlich, solange alles versiegelt sei, sprich die Wände nicht geöffnet.

Doch jetzt, wo wegen der komplett maroden Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen, die alle erneuert würden, das Spielhaus entkernt wird, stoße man eben auf die Schadstoffe. Dazu müssten teilweise die Räume nacheinander mit Folien sicher abgeklebt, dann Unterdruck erzeugt und all das Material entfernt werden.

„Die Leute tragen Schutzanzüge, die Dinge müssen aufwendig dokumentiert, getrennt gelagert, abtransportiert, auf speziellen Deponien entsorgt und meist verbrannt werden“, so Schmucker. Das werde zusätzliche Kosten verursachen, doch ließe sich das derzeit noch nicht genau beziffern.

Vorplatz weniger bespielbar

Als aufwendiger als gedacht erweise sich zudem die Suche nach möglichen Kampfmitteln. Jedem angezeigten Metallfund müsse man sehr vorsichtig nachgehen, denn es könnte sich ja um eine Bombe oder eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg handeln. „Manchmal ist es auch nur eine Bratpfanne“, so Schmucker, „denn nach dem Krieg hat man da viel weggeworfen“.

Doch genau wisse man das eben erst, wenn es ausgegraben sei. Dafür gebe es strenge Regeln, denn ein tatsächlicher Kampfmittelfund müsse sofort entschärft werden. „Beim Stadtfest standen daher die Arbeiten still“, so Schmucker.

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Die aufwendigen Grabungs- und Bohrarbeiten auf dem Goetheplatz erklärte Schmucker damit, dass unterirdisch ein neuer Probesaal für das Orchester, ein Probesaal für den Chor sowie Einspiel- und Einsingzimmer und Werkstätten entstehen. Die müssten alle nahe der Bühne sein, seien aber bislang viel zu beengt untergebracht gewesen - unter Verletzung von Brandschutz- und Arbeitsschutzvorschriften.

Tageslicht erhalten sie über verglaste Lichthöfe. Daher werde der Theatervorplatz „künftig wesentlich weniger bespielbar sein“, etwa bei Schillertagen oder Theaterfesten, so Andreas Schmucker.

Redaktion Chefreporter

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