Kultur

Baut das Nationaltheater Mannheim die Ersatz-Oper selbst fertig?

Die Generalsanierung des Mannheimer Nationaltheaters war ein großes Thema bei der Mitgliederversammlung der Theaterfreunde. Es ging ums Geld - und um die auf Eis gelegten Bauarbeiten für die Ersatzspielstätte der Oper

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Peter W. Ragge
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Stillstand seit Dezember: So sieht es derzeit auf der „Opal“-Baustelle an der Theodor-Heuss-Anlage aus. © Thomas Tröster

Mannheim. Die Stadt hält daran fest, dass die Sanierung des Nationaltheaters innerhalb des Terminplans fertig wird. „2027 bleibt das Ziel“, bekräftigte jetzt Kulturbürgermeister Michael Grötsch bei der Mitgliederversammlung der Freunde und Förderer des Nationaltheaters, zumal 2027 der 70. Geburtstag des Hauses am Goetheplatz sei. Natürlich könne er „keine Garantie übernehmen“, schränkte er ein, aber er „hoffe, dass wir nicht noch derart aus der Kurve fliegen“, dass dieser Zeitplan nicht zu halten sei. Zur Entwicklung der Kosten sagte er jedoch konkret nichts.

„Publikum mitnehmen“

Die zuletzt veröffentlichte Kostenberechnung lag bei 247,08 Millionen Euro - jedoch ohne weitere Investitionen in Probebühnen, Lager und Anmietung von Ersatzspielstätten, wofür insgesamt weitere 70 Millionen Euro angesetzt sind. Grötsch nannte nun nur eine Summe von „gegenwärtig rund 300 Millionen Euro“, was im bisherigen Rahmen läge. Dass die Stadt solch eine Summe ausgebe, sei „keine Selbstverständlichkeit“, sagte der Bürgermeister mit Blick auf die Theaterleute.

Grötsch räumte ein, dass das Theater angesichts der Sanierung und Problemen mit Ersatzspielstätten „vor einer Riesenherausforderung“ stehe. Den Besuchern und besonders den Theaterfreunden als „ganz feste Stütze“ dankte er, dass sie dennoch dem Haus die Treue halten. Zugleich forderte er das Theater auf, es müsse „das Publikum immer wieder mitnehmen“ und „ein Programm gestalten, das wahrgenommen wird, das das Publikum begeistert und anspricht“. Natürlich dürfe das Ensemble „nicht nur Blockbuster“ spielen, also besonders populäre Stücke, „aber es geht nicht ohne Blockbuster“, mahnte er.

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Zudem sei es gerade während der Generalsanierung „wichtig, dass Kommunikation stattfindet“. Angesichts der schwierigen Situation und des „riesigen Investitionsvolumens“ dieses Projekts, betonte der Kulturdezernent, „hat die Bevölkerung einen Anspruch, mitgenommen zu werden“.

Den Umbau des früheren Kinos der amerikanischen Soldaten zur Ersatzspielstätte für das Schauspiel, wo sich jetzt auch die Theaterfreunde trafen, halte er „für gut investiertes Geld“. Schließlich diene das Gebäude auch dazu, dem neuen Stadtteil „kulturelles Leben einzuhauchen“. Als „nicht einfach“ bezeichnete er die Lage für die Oper. Die Baustelle für deren Ersatzspielstätte „Oper am Luisenpark“ (Opal) steht wegen der Insolvenz des Bauunternehmens seit Dezember still. Grötsch äußerte aber die „große Hoffnung, dass dieses Jahr zu Ende gebaut werden kann“.

Verein finanziert Vorhang

Nach Angaben von Schauspielintendant Christian Holtzhauer prüft das Nationaltheater, ob es die Baustelle übernehmen und selbst zu Ende bauen kann. Diese Überlegung trug Holtzhauer im Namen des erkrankten Geschäftsführenden Intendanten Tilmann Pröllochs vor. Er sei „ganz optimistisch, eine Lösung zu finden“, doch das werde „keine schnelle Lösung, von der wir noch diese Spielzeit profitieren werden“, sagte er. Aber „es wird der Tag kommen, an dem sie zur Verfügung stehen wird“, meinte er zu „Opal“.

Pröllochs würdigte den „großen Zusammenhalt“ der Theatermitarbeiter, obwohl sie jetzt in viele Ersatzspielstätten und Lager verstreut arbeiten müssten. Daher habe man im Foyer des Werkhauses eine Kantine als Treffpunkt für alle eingerichtet. Beim Publikum registriere er, dass es „anfangs teilweise zögerlich“ gewesen sei, aber nun die „Corona-Depression beendet „und die Begeisterung zurückgekommen“ sei. Nach dem Auszug und der Schadstoffsanierung sehe man ja nun auch von außen, dass am Haus in der Goethestraße gebaut werde.

Was der Verein geplant hat

Christian Haas, seit eineinhalb Jahren als Nachfolger von Achim Weizel Vorsitzender der Freunde und Förderer, bekräftigte die Unterstützung des Vereins für das Haus während der Generalsanierung. Dafür zahlen die Mitglieder seit 2019 einen um 15 Euro höheren Beitrag als „Sani-Soli“, und der Verein hat das Spendenprojekt „Bühnen-Stoff“ gestartet, um einen neuen Vorhang für das Opernhaus zu finanzieren. Allerdings, so Haas, hat der Verein seit 2017 über 460 Mitglieder verloren. „Das geht allen Kulturvereinen so“, bedauerte er: „Wenn wir uns bei 1400 einpendeln, sind wir gut“.

Der Verein versuche aber, seine Sichtbarkeit und seine Aktivitäten zu erhöhen sowie neue Zielgruppen zu erschließen. Schließlich sei „Besucherbindung enorm wichtig, gerade in Zeiten der Ersatzspielstätten“, und dabei wollten die Theaterfreunde helfen, erklärte Haas. Zudem wolle er weiter wichtige Aktivitäten des Theaters mitfinanzieren, etwa die Schillertage, den „Mannheimer Sommer“, den Hausautor oder das Theatermagazin. Ferne gehe es darum, neue Sponsoren zu gewinnen - für Sanierungsprojekte wie für den Spielbetrieb. Man werde aber auch um eine, so kündigte Schatzmeister Matthias Bretschneider an, „moderate Beitragserhöhung“ im Jahr 2024 „nicht herumkommen“.

Redaktion Chefreporter

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