Herr Holtzhauer, „Wir ziehen mit unserem täglichen Leben eine Spur der Verwüstung durch die Erde“, hat Wirtschaftsminister Robert Habeck Ende März bei „Lanz“ gesagt. Haben Sie mitgeschrieben für das Theaterstück „Pigs“, das Sie 2023 bei der Buga zeigen?
Christian Holtzhauer: Das musste ich nicht. Erstens, weil das Stück schon fertig ist. Und zweitens, weil die Autorin und Regisseurin Miriam Tscholl, die das Projekt „Pigs“ entwickelt hat, die Beschreibung von Robert Habeck vorweggenommen hat und mit der Aufführung den Beweis antritt, dass der Minister recht hat.
Können Sie die Idee skizzieren?
Holtzhauer: Das Schwein ist ein in unserer Kultur unglaublichaufgeladenes Tier: Es gilt als unrein und zugleich als Glücksbringer, es ist uns biologisch sehr ähnlich und dennoch essen wir es... Das Theaterstück „Pigs“ kann man sich wie eine Bürgerversammlung vorstellen. Während wir Zuschauende in einer Art – allerdings sehr sauberem - Schweinekoben sitzen, führen in unserer Mitte zwei Schauspielende Szenen vor, die unser ambivalentes Verhältnis zum Schwein beleuchten. Außerdem sind 30 Expertinnen und Experten in Sachen Schwein über Video zugeschaltet, mit deren Perspektiven wir uns auseinandersetzen können.
Da ist ein Umweltaktivist genauso dabei wie ein Schweinezüchter, ein Moslem, der aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch ist, ein Transplantationsmediziner, der Menschen Herzklappen tierischen Ursprungs einsetzt und nicht zuletzt ein Metzger, der absolut liebenswürdig für seinen Beruf brennt. Aber wir erfahren auch, wie grausam die Massentierhaltung ist, wie umweltzerstörend und wie unglaublich energieintensiv. Und damit sind wir wieder bei Habeck.
Sie kooperieren mit mehreren Theatern. Ist das klima neutral?
Holtzhauer: Von einem ökologisch nachhaltigen Theaterbetrieb sind wir leider noch weit entfernt – aber wir arbeiten intensiv daran, unsere Bilanz zu verbessern. Und ich glaube, solch eine Koproduktion ist sogar ein richtiger Schritt auf diesem Weg. Dasselbe Bühnenbild wird von mehreren Theatern genutzt, der Materialaufwand ist also deutlich ressourcenschonender, als wenn jeder sein eigenes bauen würde. Die Umsetzung erfolgt jeweils mit Kräften vor Ort, der Reiseaufwand ist daher gering. Eine solche Produktionsweise ist nicht nur ökologisch sinnvoll – sondern auch ökonomisch. jpk (Bild: Kleiner)
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