75 Ideen für ein besseres Mannheim – Teil 18 - Seit Jahren will die Stadt die Uferzonen an Rhein und Neckar attraktiver gestalten – mit mehr oder weniger Erfolg

Mannheim, wie wär’s mit … sich mehr zu den Flüssen zu öffnen?

Von 
Anke Philipp
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Mannheim liegt an Rhein und Neckar – aber nutzt dieses Potenzial zu wenig für attraktive Uferzonen, findet „MM“-Redakteurin Anke Philipp. © Bernhard Zinke

Mannheim. Dieser Beitrag ist unter den sechs Finalisten der Serie "75 Ideen für ein besseres Mannheim".

Über Stadtentwicklung zu debattieren, trifft den Nerv der Zeit: Überall in Europa wollen sich Aktivisten Flächen ihrer Stadt zurückerobern. Statt Shopping-Malls oder super-teuerer Investoren-Architektur fordern sie Treffpunkte, bezahlbaren Wohnraum, mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer. Die Sehnsucht nach Gemeinschaft wächst, ebenso wie der Wunsch nach schön gestalteten Plätzen, Gemeinschaftsgärten, Park- und Grünzonen – auch am Wasser. Dabei reicht es aber nicht, Pläne zu schmieden oder noch einen Gutachter zu bemühen. Ideen sollten mit den Bürgern erarbeitet und dann auch umgesetzt werden.

Mannheim hat im Hinblick auf die Flüsse vor allem auf dem Papier vieles zu bieten: Entwicklungskonzept Innenstadt, Blau-Mannheim-Blau, blau-Mannheim-grün, Hafen.Stadt.Mannheim, die Gehl-Studie. Seit Jahren hat man sich vorgenommen, Wohnen und Arbeiten am Wasser zu ermöglichen, Uferlagen aufzuwerten und bessere Zugänge zu schaffen. Gutachter haben Vorschläge unter anderem für die Neckar- und Innenstadt, den Industriehafen, den Jungbusch und den Schlossgarten formuliert.

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Erarbeitet hat beispielsweise das blau-Papier das Stuttgarter Stadtlandschaftsarchitekturbüro Lohrberg, das von 2006 bis 2008 zunächst Funktionen entlang der Flussläufe erfasste, Defizite aufdeckte und später Handlungsmöglichkeiten eröffnete. Zu Park- und Grünanlagen eine Stadtlandschaft am Wasser entwickeln, lautete die Devise.

Verknüpfung der Freiräume

Zentraler Gedanke war die Anbindung der Innenstadt an Rhein und Neckar. Um Uferräume für das Alltagsleben zu nutzen, müssten vielerorts Barrieren – oft Straßen – überwunden, Fuß- und Radwege aufgewertet werden, so die Fachleute. Vorschläge in der Studie reichen von altbekannten Planungen, wie einer Verlängerung der Promenade im Jungbusch Richtung Süden, bis hin zu neuen Ideen: Auf der Friesenheimer Insel sollte sich die Deponie in einen Park mit Aussichtspunkt auf Stadt und Industriekulisse verwandeln. Handeln ließe sich laut Gutachter auch zwischen Ludwigshafen und Mannheim („Central-Park Rhein“) oder an den Rändern zwischen Stadt und Hafen entlang des Verbindungskanals. Ein zusammenhängender sogenannter „Delta-Park“ – so eine weitere Entwicklungsoption – könnte sich durch die Verknüpfung der Freiräume an den Flüssen ergeben. Bei alledem sollten der Hafen, das Großkraftwerk oder das BASF-Gelände einen zentralen Platz einnehmen.

Manches ist seitdem gelungen – Promenade am Verbindungskanal mit C-Hub und Popakademie, Flachwasserzonen am Neckar, Wohnen an der Hafenstraße, am Neckar und auf dem Luzenberg. Anderes, wie die Anbindung der Innenstadt an den Neckar oder die Renaturierung des Flusses zur Buga 2023, ist in Planung. Doch durchgängig attraktiv kann sich Mannheim an seinen Uferlagen wohl nicht nennen, so recht hat man zwischen Fluss und Stadt kein Land gewonnen. Dabei sind derartige Wasserlagen in Citynähe in anderen Städten längst zu hochwertigen Standorten für Wohnungen und Büros, für Freizeit und Erholung umgebaut worden. Und auch in Mannheim wäre ungeachtet des Klimawandels und des Hochwasserschutzes mehr drin, als man es heute vorfindet, sagen Experten. Einige Beispiele:

Collini-Büroturm

Mit dem Abriss des Collini-Büroturms ergibt sich die Chance, das gesamte Gelände am Rande der Innenstadt neu zu gestalten. Dazu gehört vor allem, die Straße am Cahn-Garnier-Ufer aufzugeben und Hindernisse für Fußgänger zum Wasser zu beseitigen. Seit 2014 drängen engagierte Bürger, diesen Ufer-Plänen endlich Schub zu geben.

Alter Meßplatz

Die Idee von Kurpfalzachsen-Architekt Jens Metz, den Alten Meßplatz durchgängig mit Bühne (also einer breiten Treppenanlage) zum Fluss hin zu öffnen, wird durch den Verkehr an der Dammstraße und die fliegenden Bauten dort konterkariert. All das versperrt den Zugang, bildet Barrieren, wo offene Durchgänge erwünscht wären. Gerade in der dicht besiedelten Neckarstadt wäre es wichtig, einen Landschaftspark, wie im blau-Konzept vorgesehen, zu entwickeln. Doch: Unten am Dammfuß ist das Gelände trotz kleinlicher Treppenabgänge oder Schluten teils hässlich. Positive Gestaltungselemente finden sich eher am anderen Ufer mit Strandbar, Museumsschiff und Kran.

Jungbusch

Im Jungbusch ist es immerhin gelungen, Wohnen (Kauffmannmühle) und Arbeiten (Musikpark, Popakademie) am Kanal zu entwickeln. Dafür bleibt die durchgängige Promenade vom Neckar zum Rhein ebenso Zukunftsmusik wie der Schiffsanleger am Rhein oder die verkehrsentlastende Westtangente – auch weil der Hafen nicht richtig mit im Boot sitzt.

Pfeifferswörth

Am Neckar im Pfeifferswörth sollte die Aufenthaltsqualität nicht nur für Fußgänger, sondern auch für Radfahrer verbessert, neue Freiflächen geschaffen, der Sportpark mit dem Ufer verbunden werden. Den Schleusenumbau wollte man nutzen, um den Naherholungsraum attraktiver zu gestalten. Es kam anders: Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes wies stattdessen einen Liegeplatz für Gefahrgutschiffe aus. Ausgerechnet gegenüber dem Naturschutzgebiet Maulbeerinsel ragen jetzt braune Eisenpfähle in die Höhe, legen Schiffe mit Diesel, Kerosin oder Methanol an Bord an. Alles andere als eine Garantie für ein schönes Bundesgartenschau-Erlebnis.

Temporäre Aktionen

Vorübergehende Aktionen könnten die Uferregionen für die Mannheimer und Mannheimerinnen mehr als bisher erlebbar machen. Veranstaltungen wie der Aktionstag „Lebendiger Neckar“ oder „Pop im Hafen“ haben gezeigt, wie das aussehen kann. Kunstinstallationen, Hafensafari, Lichtinszenierungen wären denkbar – bis zur Bundesgartenschau genügend Stoff also, um die Stadtentwicklung zu forcieren und über die Nutzung an den Flüssen weiter nachzudenken.

Redaktion Mitglied der Lokalredation, seit 1991 zuständig für den Bereich Mannheim-Mitte mit den Stadtteilen Innenstadt, Jungbusch, Neckarstadt-West und-Ost, Schwetzingerstadt, Oststadt, Neuostheim und Neuhermsheim.

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