75 Ideen für ein besseres Mannheim – Teil 27 - Der Dreck fällt nicht vom Himmel – Stadt und Bürger müssen sich gemeinsam anstrengen

Mannheim, wie wär’s mit … mehr Sauberkeit?

Von 
Peter W. Ragge
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Wird zweimal wöchentlich geleert und quillt doch oft über: Öffentlicher Müllbehälter in der Amorbacher Straße in Wallstadt – eigentlich ein ruhiger, sauberer Außenbezirk und dennoch teilweise verdreckt. © Michael Ruffler

Mannheim. Dieser Beitrag ist unter den sechs Finalisten der Serie "75 Ideen für ein besseres Mannheim".

Ach, war das schön! Beim Urlaub am Bodensee, selbst an Strandpromenaden mit tausenden von Gästen und an von Touristen sehr stark frequentierten Orten – es war sauber, zumindest deutlich sauberer als in den Mannheimer Planken. Man wird dann neidisch und denkt: Mannheim, wie wär’s mit weniger Dreck auf Straßen und Plätzen?

Es gibt kleine Orte, die das trotz großem Besucherandrang schaffen. Da zieren schön bepflanzte Blumenkästen Brücken- und Ufergeländer statt hässlicher Graffiti-Schmierereien und wild wucherndem Unkraut. Da gelingt in Parks und an Strandbädern sogar die Mülltrennung, weil ausreichend unterteilte Abfallbehälter bereitstehen. In Hagnau haben sie schon 2020 eigens vom Bauhof aus Holz gezimmerte Boxen für leere Pizzakartons aufgestellt. Andere Städte entscheiden sich für Stahlgestänge, in welchen die Schachteln gestapelt werden können.

Und in Mannheim? Kann ein Spaziergang am Rhein, am Wasserturm oder auf den Planken deprimierend sein – von überquellenden Mülleimern und verdreckten Ufern etwa am Wochenende am Vogelstangsee ganz zu schweigen. Während anderswo helles Pflaster wirklich hell bleibt, ist der Bodenbelag auf den Planken schmutzig-grau, von hässlichen schwarzen Flecken und Fahrspuren übersäht, sieht man überall Zigarettenkippen, besonders (trotz Rauchverbot!) an Haltestellen, fliegen und liegen allerlei Verpackungen auf dem Boden herum.

In Mannheim gibt es 4250 Papierkörbe

Nun ist es nicht so, dass die Stadt nichts tut. Erst Anfang wurde 2021 ein fünfköpfiges Einsatzteam der Stadtreinigung ins Leben gerufen, um kurzfristig auf Hinweise, wo sich Unrat sammelt, reagieren zu können. 130 Mitarbeiter sind pro Tag unterwegs, um die Straßen und Plätze zu reinigen. Als sich wegen der Corona-Einschränkungen immer mehr Menschen im Freien getroffen und dort auch gegessen haben, fuhr die Stadt ihre Anstrengungen hoch – durch zusätzliche Müllbehälter, die Einführung einer „Schrubbreinigung“ in den Planken, verstärkte Einsätze auf Liegewiesen und Spielplätzen sowie an anderen „Coronahotspots“ wie am Rheinufer.

Insgesamt gibt es in Mannheim 4250 Papierkörbe – mal hängend, mal stehend. Selten werden sie nur alle 14 Tage geleert, meist wöchentlich oder zweimal in der Woche, in der Innenstadt sogar dreimal täglich. Was dort eingesammelt oder von städtischen Mitarbeitern aufgekehrt wird, summiert sich auf 2150 Tonnen Kehricht pro Jahr. Allein im Sommer fielen an Wochenenden durch Verpackungen aus dem Straßenverkauf von Lebensmitteln (Plastik, Styropor) bis zu vier Tonnen zusätzlich zu dem an, was ohnehin sonst regulär schon aufgeladen wird.

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Arroganz und Faulheit

Ja, man könnte dennoch mehr machen – gerade in manchen Stadtteilen sieht es oft wüst aus. Und bei der Plankenreinigung ist die Frage, ob man nicht einfach eine neue Methode braucht – beobachtet man derzeit die Pflasterreinigung, drängt sich der Eindruck auf, dass die Schmutz-Schlieren eher gut verteilt als nachhaltig entfernt werden, von Kaugummiresten ganz zu schweigen.

Aber es hilft nichts, nur auf die Stadt zu schimpfen oder immer mehr Reinigung zu fordern, auch wenn da weiter genügend Optimierungsbedarf besteht. Der Dreck fällt nicht vom Himmel. Es gibt Leute, die ihn einfach fallenlassen. Manchmal passiert das aus Versehen, aus Gedankenlosigkeit. In den meisten Fällen aber voller Absicht – aus Arroganz, weil man denkt, dass andere den Dreck schon wegmachen. Aus Faulheit – obwohl der Weg zu einem der 4250 Papierkörbe echt nicht weit ist. Aus Ignoranz – weil ihnen egal ist, wie die Stadt aussieht.

Da hilft nur: null Toleranz. Klar, der Kommunale Ordnungsdienst war zuletzt durch Corona stark gefordert. Aber auch vorher wurde nicht konsequent durchgegriffen, wenn jemand an Haltestellen geraucht und Kippen weggeworfen, Kaugummis aufs Pflaster gedrückt oder Verpackungen in Grünanlagen einfach liegengelassen hat. Es braucht mehr Kontrollen mit hohen Bußgeldern. Es braucht eine gemeinsame Übereinkunft von Stadt und Bürgern, dass wir alle mehr für ein saubereres Mannheim tun.

Redaktion Chefreporter

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