75 Ideen für ein besseres Mannheim – Teil 14: - Ein Ausbau des Stadtbahn- und Busnetzes käme dem Verkehr in der Stadt zugute

Mannheim, wie wär’s mit ... einer besseren Taktung der Öffis?

Von 
Julia Brinkmann
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In der Neckarstadt-West sind viele Personen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Die Linie 2 fährt nur wochentags alle zehn Minuten. © Julia Brinkmann

Mannheim. Haben Sie schon mal versucht, am Sonntag mit Bus und Bahn aus der Neckarstadt-Ost ins eigentlich gar nicht so weit entfernte Wohlgelegen zu kommen? Während montags bis freitags immerhin alle 20 Minuten die Buslinie 61 von der Kurpfalzbrücke kommend mehrere Haltestellen entlang der Carl-Benz-Straße passiert, um schließlich am Einkaufszentrum (EKZ) Wohlgelegen zu halten, ist sonntags gähnende Öffi-Lehre. Die VRN-App schlägt für die Strecke Max-Joseph-Straße bis EKZ Wohlgelegen als erstes vor: 29 Minuten zu Fuß laufen. Oder alternativ, acht Minuten Bus fahren - wenn man bis Montag, 5.36 Uhr warten kann.

Diese Reiseroute ist exemplarisch zu sehen - in der Realität werden wohl nur wenig Leute sonntags einen Abstecher ausgerechnet ins Gewerbegebiet machen wollen. Das Einkaufszentrum ist schließlich zu. „Taktverdichtungen sind vom Bedarf abhängig. Manches rechnet sich einfach nicht“, erklärt Rhein-Neckar-Verkehr (RNV)-Pressesprecher Florian Benz. Zurzeit ist Mannheim eher eine Stadt des Individualverkehrs - ob motorisiert oder per Muskelkraft. Dabei kann sich das ÖPNV-Netz in Mannheim eigentlich durchaus sehen lassen. Von der Schönau im Norden bis zur Rheinau im Süden, vom Handelshafen im Westen bis zur Vogelstang im Osten: Überall gibt es Stadtbahn- oder zumindest Buslinien. Auch die äußeren Stadtbezirke sind an die Innenstadt angebunden.

Bessere Linientaktung bis 2023

Und es kommen mittelfristig weitere Strecken hinzu: Im Oktober beginnen auf Franklin die Bauarbeiten zu einer neuen Stadtbahnlinie, auf der voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2023 erste Bahnen fahren sollen, heißt es von der RNV. Bis 2027 werde auch das Glücksteinquartier per Stadtbahn erschlossen. Mit dem viergleisigen Ausbau der Stadtbahnhaltestelle des Mannheimer Hauptbahnhofs, der bis zur Bundesgartenschau 2023 abgeschlossen sein soll, werde das ganze Netz einen Kapazitätsschub bekommen: Auch eine dichtere Taktung der Linien sei so möglich.

Einige Stadtteile könnten eine bessere Linien-Taktung aber bereits früher vertragen - etwa die Neckarstadt-West, in der die Stadtbahnlinie 2 und die Buslinien 53 und 60 halten. Für einen dicht besiedelten Stadtteil, in dem sich viele Haushalte kein Auto leisten können, ist das wenig.

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Im Jungbusch ist die Lage ähnlich: Es gibt die Buslinien 60 und 65 und auch hier die Stadtbahnlinie 2 - mit der man an den Rand des Stadtteils, zur Dalbergstraße, kommt. An den Wochenenden nachts fährt gerade einmal stündlich eine Linie 60 bis zum Hauptbahnhof. Mehr Nachtbusse im Jungbusch sind notwendig, um Feiernde zurück in die Quadrate oder in andere Städte bringen. Dies wäre auch im Sinne der Anwohner - besteht so schließlich die Chance, dass mehr Menschen in Busse einsteigen und ihren Standort wechseln, anstatt bis in die späten Stunden hinein lautstark durch das Quartier zu laufen. Beim Nachtverkehr in Mannheim ist jedoch erstmal noch keine Ausweitung der Fahrzeiten in Sicht - schließlich ist er gerade erst wieder angelaufen, nachdem er pandemiebedingt im ersten Halbjahr 2021 ausgesetzt war, erklärt RNV-Pressesprecher Benz.

Der ÖPNV ist in der Pandemie das Sorgenkind unter den Verkehrsmitteln geworden, denn aus Sorge vor Ansteckungen blieben viele Fahrgäste weg. „Derzeit fahren wir jedoch wieder bei einer Auslastung von 80 Prozent im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie“, so Benz. Der Bedarf ist also (wieder) da.

Fahrrad nicht einzige Lösung

Der Ausbau des ÖPNV-Netzes käme nicht nur denen, die auf ihn angewiesen sind, sondern auch dem allgemeinen Verkehrsaufkommen in der Quadratestadt zu Gute. Der Ring ist voll mit Autos - die aktuelle Fahrlachtunnel-Sperrung verschlimmert die Situation noch mehr. Die Autostadt Mannheim muss zu einer Stadt mit einem breiter gestreuten Verkehrsmix kommen - sonst droht der Kollaps. Dabei ist der ÖPNV eine tragende Säule, denn nicht jeder traut sich, sich mit dem Fahrrad durch den Verkehrsdschungel zu bewegen oder ist körperlich in der Lage dazu - es wäre falsch, nur auf dieses Fortbewegungsmittel zu setzen. Spätestens nach der Pandemie ist es also notwendig, aus dem Teufelskreis auszubrechen: Die Mannheimer müssen den ÖPNV nämlich auch noch mehr nutzen, um die Taktung zu verbessern - denn die Nachfrage bestimmt das Angebot.

Redaktion Julia Brinkmann ist Online-, Podcast- und Social-Media-Redakteurin.

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