75 Ideen für ein besseres Mannheim – Teil 12

Mannheim, wie wär’s … mit einem Freiluft-Buchladen?

Von 
Katharina Koser
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Das Außenantiquariat Alt-Hoheneck in Ludwigsburg ist das Vorbild für diese Idee. © Katharina Koser

Mannheim. Bibliotheken, Buchhandlungen und Bücherantiquariate haben eine ganz eigene Atmosphäre. Von Büchern umgeben zu sein, das gibt nicht nur Leseratten und Bücherwürmern oft ein Gefühl von Geborgenheit und Heimeligkeit (nicht umsonst dient ein gut gefülltes Regal in vielen Wohnzimmern als Dekorationsobjekt), andererseits lässt es das eigene Selbst auch ein wenig klein erscheinen, wenn das Wissen der Weltgeschichte sich um einen türmt. Vor allem aber sind diese Orte einladend: Man kann dort nur schwer dem Drang widerstehen, ein Buch in die Hand zu nehmen, darin zu blättern und ein bisschen zu schmökern.

Angebote für Kinder

Der Zauber, der von Büchern ausgeht, beginnt allerdings erst in deren Nähe zu wirken. Und wer möchte sich gern bei schönstem Sonnenschein länger als notwendig in einem Gebäude aufhalten? Wie wäre es also, wenn es diese Orte auch draußen gäbe? Wo einem ein sanfter Wind um die Nase weht, man die Vögel zwitschern hört, während man die Regale nach interessantem Lesestoff durchstöbert?

Für Kinder gibt es die Fahrradbibliothek „Fabio“ der Stadtbibliothek Mannheim – „aufgeklappt ist es quasi eine große Bücherkiste zum Stöbern“, wie die Stadt mitteilt. „Fabio“ tourt auch durch die Stadtparks, wo es Sitzgelegenheiten gibt. Und das mobile Bibliothekslabor hält ein medienpädagogisches Angebot für Kinder bereit, nach Angaben der Stadt auch für draußen.

Das sind tolle Angebote und Projekte, die auf keinen Fall ersetzt werden sollen. Zumal die Bibliothek, in der man beraten wird und auch nicht kaufen muss, sondern leihen kann, eine wirklich großartige Sache ist, insbesondere für Kinder, Studierende und andere Menschen, die vielleicht nicht so viel Geld oder schlicht keinen Platz für eigene Bücher haben. Und in vielen Stadtteilen gibt es offene Bücherschränke, die ehrenamtlich betrieben werden. Die Idee dahinter, nämlich Bücher, die man nicht (mehr) braucht, anderen zur Verfügung zu stellen, ist schön und auch nachhaltig.

Aber man könnte sie vielleicht ergänzen. Kleine, individuell betriebene Buchhandlungen und Antiquariate sind vom Aussterben bedroht. Oft geht man an ihnen vorbei, bewundert das Schaufenster, macht vielleicht in einem Anflug von Nostalgie noch ein Foto vom Ladenschild – und geht weiter. Die Türschwelle wird immer öfter zur Hemmschwelle. Wie wäre es aber, wenn es keine Tür mehr gäbe?

In Ludwigsburg bei Stuttgart gibt es das Antiquariat Alt-Hoheneck, das einen Außenbereich betreibt. Dieser ist täglich und rund um die Uhr geöffnet. Die rund 7000 Bücher werden nicht einfach eingestellt (wie zum Beispiel bei einem Tauschregal), sondern von den Betreibern durchgesehen und nach Autoren und Genre sortiert – wie in jeder anderen Buchhandlung auch. Wer beim Spaziergang oder während einer Radtour dort vorbeikommt, wird sofort fast magisch angezogen und zum Stöbern eingeladen. Und hat man etwas gefunden, zahlt man zwei Euro in die aufgestellte Kasse und kann das Buch mitnehmen.

Ein Bücher-Jahrmarkt

Wäre das nicht auch für Mannheim schön? Man könnte das Ganze auch in abgewandelter Form anbieten, zum Beispiel als Freiluft-Buchladen, der für ein paar Wochen im Sommer auf einem freien Platz gastiert, etwa im Unteren Luisenpark oder an der Rheinpromenade. Mit kleinen Dächern, die die Bücher vor Wind und Wetter schützen, und abschließbaren Rollläden für die Nacht – wie bei Jahrmarkt- und Weihnachtsmarktbuden auch. Und bei gutem Wetter könnte man auch barfuß auf dem Gras durch die Regale schlendern.

Vielleicht könnten sich auch mehrere Betreiber zu einem Bücher-Jahrmarkt zusammenschließen. Dabei ist nicht ein Buchflohmarkt gemeint, bei dem die Ware auf Biertischen und in Kisten präsentiert wird. Es müssten schon richtige und gut sortierte „Mini-Buchläden“ sein, mit Regalen und allem, was dazu gehört.

Es wird sicher die Frage aufkommen, ob dort nicht geklaut würde. Aber es ist doch eigentlich schade, dass man gleich so misstrauisch wird. Die meisten Menschen stehlen nicht. Und erst recht nicht Bücher, die nur zwei Euro kosten. Wer sich selbst die zwei Euro für ein antiquarisches Buch nicht leisten kann, dem sollte man es vielleicht sowieso schenken. Und es gäbe sicher auch Menschen, die mehr in die Kasse zahlen, wenn es ihnen das Buch wert ist, weil sie es vielleicht schon lange suchen oder es Kindheitserinnerungen weckt.

Natürlich könnte man dort keine ganz neuen oder besonders wertvollen Bücher anbieten. Das Risiko, dass sie durch einen Windstoß oder plötzlichen Regen beschädigt würden, was auch einen großen finanziellen Schaden mit sich brächte, wäre zu hoch. Dennoch: Auch ein Buch von geringem materiellem Wert kann unschätzbar wertvoll sein für den, der es liest. Und es zu finden, würde leichter, wenn die Bücher öfter einmal dorthin kämen, wo die Menschen gerne sind.

Redaktion

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