Ppppodcast - Folge 25 - Gespräch mit Mediziner Thomas Grevelhörster

Wie es ist, Chef zu sein und dabei zu stottern

Von 
Sebastian Koch
Lesedauer: 
© Thomas Grevelhörster

Wenn Thomas Grevelhörster an seine Schulzeit zurückdenkt, erinnert er sich auch an ein Gefühl: Verzweiflung. Zugegeben, damit wird er sicherlich nicht allein sein. Und doch unterscheidet sich Grevelhörsters Verzweiflung in einem Punkt von der Millionen anderer Schülerinnen und Schüler. Nicht etwa schlechte Noten oder die Angst davor, eine Klasse zu wiederholen, hätten ihn beunruhigt. „In Teenagerzeiten war ich sehr verzweifelt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, in welchen Beruf ich gehen könnte.“

Bis etwa zu seinem 25. Lebensjahr habe er stark gestottert, erklärt Grevelhörster in der 25. Episode des „Ppppodcast“. „Ich habe keine Chance gesehen, in einem Sprechberuf zu arbeiten“, sagt er über seine Schulzeit in den 1980er-Jahren. Grevelhörster hat diesen Schritt dann aber doch versucht - mit Erfolg. Heute leitet er als Chefarzt die Radiologie eines Krankenhauses im nordrhein-westfälischen Beckum und spricht „von morgens bis abends“ mit Patienten und Mitarbeitern. „Ich hätte früher nicht gedacht, dass ich in einem Beruf arbeiten könnte, auf dem man auf die Sprache stark angewiesen ist.“

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Als Stotternder in einer Führungsposition zu arbeiten - für Betroffene, das haben Gespräche des Autors gezeigt, ein nicht immer vorstellbares Ziel. Allein schon die Vielzahl an Bewerbungsgesprächen, die auf den Weg dorthin geführt werden müssen und in denen man sich trotz Stotterns für Aufgaben empfehlen soll, bereiten häufig Sorgen. „In den ersten Jahren meiner Bewerbungsgespräche habe ich das Stottern stärker thematisiert als später“, erklärt Grevelhörster. Die eigene Identifikation und ein offener Umgang mit dem Stottern helfe auch in Gesprächen mit Personalerinnen und Personalern weiter, rät der Radiologe. Auch mit Stottern könne man sich authentisch verkaufen und so aus einer vermeintlichen Schwäche eine Stärke machen. „Es geht in vielen Bereichen nicht darum, wie flüssig jemand spricht, sondern um fachliche und soziale Kompetenzen.“

Mehr zum Thema

Ppppodcast - Folge 24

Was Ice Age und Säbelzahntiger mit Stottern zu tun haben

Veröffentlicht
Von
Sebastian Koch
Mehr erfahren
Ppppodcast - Folge 23

Wie hilft die "Nora"-Notruf-App Stotternden?

Veröffentlicht
Von
Sebastian Koch
Mehr erfahren
Ppppodcast - Folge 22

Was Mannheimer Schulkinder schon immer übers Stottern wissen wollten

Veröffentlicht
Von
Sebastian Koch
Mehr erfahren

Das Gespräch zeigt einen Mann, der mit sich und seinem Stottern, das immer wieder leicht zu erahnen ist, im Reinen ist. Oft kommt er auf positiven Erfahrungen durch den Besuch der Selbsthilfe zu sprechen. Immer wieder betont er, dass es natürlich als Stotternder möglich sei, Karriere zu machen, sagt aber auch, dass es wichtig sei, an der Symptomatik zu arbeiten. In Führungspositionen dürfe das Stottern hörbar sein, aber: „Man benötigt eine gewisse Grundflüssigkeit, um in Konfliktsituationen klarzukommen.“

Wie reagieren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das Stottern? Und was rät Grevelhörster Personalern, wenn sie eine Bewerbung eines Stotternden auf eine Führungsposition bekommen? Die Antworten darauf sind ab sofort auf der Webseite dieser Redaktion sowie auf Deezer, Spotify und Apple Podcast zu hören. 

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

Thema : Podcast zum Thema "Stottern"

  • Ppppodcast - Folge 27 Wie es mit dem Ppppodcast weiter geht

    Ein Kollege, der kein Blatt vor dem Mund nimmt und eine Hörerin, die nun weiß, wie sie mit Stottern umgehen kann: Sebastian Koch und Karsten Kammholz blicken auf zwei Staffeln zurück - und verraten, wie es weiter geht.

    Mehr erfahren
  • Ppppodcast - Folge 26 Warum Nina Baumann ihr Stottern zehn Jahre lang versteckte

    Mehr als zehn Jahre lang hat Nina Baumann ihr Stottern vor ihrem Umfeld versteckt - bis ein Gespräch mit ihrer Pfarrerin ihr Leben veränderte. Wie aus einer Leidens- eine Erfolgsgeschichte wurde.

    Mehr erfahren
  • Ppppodcast - Folge 25 Wie es ist, Chef zu sein und dabei zu stottern

    Der Mediziner Thomas Grevelhörster hat in seiner Jugend stark gestottert, heute leitet er als Chefarzt die Radiologie eines Krankenhauses im nordrhein-westfälischen Beckum.

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen