Mannheim. Der heiße, schlecht riechende Atem umhüllt den Hals des Mannes. Spitze Zähne liegen – noch harmlos, aber doch mit einem gewissen Druck – auf seinen Schultern. Jeden Moment können sich die langen Säbel durch Knochen und Haut bohren. Die Situation hat etwas Bedrohliches, der Mann hört ein Fauchen. Er fängt an zu sprechen. Der Druck der Säbel wird mit jedem Wort, mit jeder Silbe größer. Die Schultern fangen an zu bluten. Dann dreht sich der Mann um – und blickt mitten in die großen, furchteinflößenden Augen des Säbelzahntigers.
Dieses Bild drängt sich auf, wenn Georg Thum im „Ppppocast“ mit dem stotternden Moderator und Redakteur Sebastian Koch über das Stottern spricht. Immer wieder begegnen Thums Klienten in der Logopädie bei Übungen außerhalb des Therapieraums besagtem Säbelzahntiger, erklärt er. In Logopädiestunden trainierte Sprechtechniken funktionieren nicht mehr, sobald sie in den Alltag übertragen werden sollen. Schamgefühle kommen genauso auf wie Ängste und andere Gedanken. „Man spürt den Säbelzahntiger hinter sich, der einen gleich überfallen wird“, erklärt Thum. Dem Stotternden blieben die Möglichkeiten, die unseren Vorfahren bei Begegnungen mit den inzwischen ausgestorbenen Tieren hatten: kämpfen, weglaufen, erstarren.
Warum ist es nicht immer möglich, lange erlernte Sprechtechniken „auf die Straße zu bringen“? Warum können Stotternde im Therapieraum flüssig sprechen, aber fallen, sobald die Logopädiestunde beendet ist, in alte Sprechmuster zurück? „Klare Antwort: keine Ahnung“, lacht Thum, der nicht stottert, sich aber bereits sein ganzes berufliches Leben mit dem Thema befasst. Und deshalb hat er natürlich eine Ahnung, zumindest aber hat er Theorien, weshalb der Transfer nicht immer funktioniert.
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Welche Erklärungen das sind, was die erfolgreiche Zeichentrickfilm-Reihe „Ice Age“ mit Stottern und Sprechtechniken zu tun hat, was Thum Stotternden und ihrem Umfeld rät, wenn es mit der Technik im Alltag nicht funktioniert, und wie man sich mit dem Säbelzahntiger Stottern aber auch arrangieren kann, das ist ab sofort auf der Webseite dieser Redaktion sowie auf Deezer, Spotify und Apple Podcast zu hören.