Eishockey - Im Interview äußert sich der Stürmer der Adler Mannheim über das Aus im Viertelfinale und die Vertragssituation bei seinem Club

Adler-Stürmer Plachta: „Mannheim ist und bleibt meine Heimat“

Von 
Christian Rotter
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Matthias Plachta ist seit vergangener Saison der Topscorer in der langen Historie der Adler Mannheim. © Sörli Binder

Einmal mehr hat Matthias Plachta eine überzeugende Eishockey-WM gespielt. Im Interview äußert sich der Stürmer der Adler Mannheim über das Aus im Viertelfinale und die Vertragssituation bei seinem Club.

Matthias, die ersten Champions-League-Spiele im August, dann eine lange DEL-Hauptrunde mit Play-offs. Dazwischen Olympia in Peking und zum Abschluss die WM in Finnland - was sagt Ihr Körper?

Matthias Plachta: Um ehrlich zu sein, ging es ihm schon einmal besser. Wenn vor der WM aber zwei, drei Anrufe von Mo (Moritz Seider, Anm. d. Red.) oder Timmy (Tim Stützle, Anm. d. Red.) kommen, mit denen ich befreundet bin, und sie mich fragen, ob ich dabei bin, dann hat man kaum eine Wahl (lacht). Ich war kurz vor den Play-offs ja am Bein verletzt, für den Körper war die WM-Teilnahme vielleicht nicht die schlaueste Entscheidung. Ich habe aber wohl nicht mehr oft die Chance, mit den beiden und Marc Michaelis in einer Mannschaft zu spielen. Ich habe mir gedacht: Die drei Wochen hältst du jetzt auch noch durch - und ich hatte dann echt Riesenspaß bei der WM.

Jetzt steht aber Urlaub an, oder?

Plachta: Klar ist, dass mein Körper erst einmal Ruhe braucht. Und vor allem auch mein Kopf. Mit ein paar Jungs wollte ich über drei, vier Tage zum Golfen nach Mallorca fliegen. Ich bin froh, dass das geklappt hat, das ist eine Riesensache.

Matthias Plachta

  • Matthias Plachta wurde am 16. Mai 1991 in Freiburg geboren .
  • Aus dem Schwenninger Nachwuchs wechselte er 2006 in die Organisation der Adler Mannheim, der er bis auf sein USA-Jahr (2015/16) treu blieb.
  • Mit 142 Toren und 194 Vorlagen (336 Punkte) ist Plachta seit der vergangenen Saison der Topscorer in der Historie des Clubs .
  • In Mannheim läuft der Vertrag des Nationalspielers, der 2018 mit Deutschland Olympia-Silber gewann, bis 2023.

Die nächste Sommervorbereitung steht vor der Tür. Wissen Sie schon, wann es für Sie losgeht?

Plachta: Unser Chefcoach Bill Stewart ist ein Typ, der großes Vertrauen in die Spieler hat und dich einfach machen lässt. Ich bin in einem Alter, in dem ich ganz genau weiß, was ich brauche. Manchmal braucht der Körper etwas mehr Zeit, sich zu erholen. Vielleicht wird es diesmal eine etwas spontanere Entscheidung, wann ich wieder einsteige.

Lassen Sie uns noch einmal über die WM sprechen. Nach einer historisch guten Vorrunde kam das Viertelfinal-Aus gegen Tschechien. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Plachta: Die WM war eine positive Antwort auf die verkorksten Olympischen Spiele. Wir sind wieder einen Schritt in die richtige Richtung gegangen. Die Spieler haben sich gefreut, dass Toni Söderholm über das Turnier hinaus Bundestrainer bleiben wird, weil wir gerne für ihn spielen. Die WM-Vorrunde war sensationell gut, die Mannschaft ist schnell zusammengewachsen. Ab und zu gibt es leider Spiele, in denen du vier-, fünfmal die Latte triffst statt ins Tor. Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir das Spiel noch drehen können, müssen aber auch den Hut vor den Tschechen ziehen, die im Powerplay mit ihren drei Toren eiskalt waren. Ich spiele jetzt ja auch schon seit ein paar Tagen Eishockey, aber solche drei Überzahl-Tore sieht man wahrlich nicht oft.

Wie sind Sie mit Ihrer eigenen Leistung zufrieden?

Plachta: Ich habe einfach versucht, mein Ding durchzuziehen, wie so ein kleiner Motor zu sein, die Jungs mitzureißen und mich auch von ihnen mitreißen zu lassen. Ich bin mit meiner eigenen Leistung zufrieden.

Wie bitter war es, Tim Stützle in der Vorrunde mit einer Verletzung zu verlieren?

Plachta: Das war wie ein Genickbruch, ein Spieler mit einer solchen Qualität kann auch mal eine Partie alleine entscheiden. Ich habe die ersten zwei, drei Spiele mit ihm zusammen in einer Reihe absolvieren dürfen. Das hat großen Spaß gemacht. Wie der Junge sich entwickelt hat, ist phänomenal.

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Ist Finnland ein verdienter Weltmeister?

Plachta: Definitiv. Das ist in den letzten drei, vier Jahren die dominanteste Mannschaft. Sie stehen kompakt, es ist so dermaßen unangenehm, gegen sie zu spielen. Du kriegst nur zwei, drei Chancen, und wenn du die nicht machst, verlierst du. In den sieben Gruppenspielen hat Finnland nur fünf Gegentore kassiert, das ist brutal. Man sieht es auf der ganzen Welt: Egal wo ein finnischer Spieler hinkommt, arbeitet er hart.

Kommen wir zu den Adlern. Wie beurteilen Sie es, dass Bill Stewart, Marcel Goc und Jochen Hecht in Mannheim weiter das Sagen an der Bande haben?

Plachta: Als wir gefragt wurden, was wir davon halten würden, wenn Stewie noch ein Jahr dranhängt, waren alle dafür. Er hat es geschafft, wieder Spaß reinzubringen, die Mannschaft hat unter ihm in den Play-offs brutal hart gearbeitet. Ich habe bislang nur zweimal kurz mit ihm zusammengearbeitet und bin gespannt darauf, ihn während einer ganzen Saison zu erleben. Er hat jetzt mehr Zeit, seine Philosophie zu verbreiten. Auch mit Marcel und Jochen hast du große Expertise in der Kabine mit weit mehr als 1000 NHL-Spielen. Die Jungs wissen, was sie machen.

Wie groß ist der Verlust von Torhüter Dennis Endras, der nach Augsburg zurückkehrt?

Plachta: In den Jahren, in denen wir zusammen in Mannheim gespielt haben, ist eine echte Freundschaft entstanden. So etwas hast du nicht oft in deiner Profikarriere. Dass er geht, ist auf der einen Seite sehr bitter, auf der anderen Seite kann man es aber nachvollziehen. Er hat von Augsburg ein gutes Angebot mit Perspektive bekommen, zudem kehrt er mit seiner Familie zu seinem Lebensmittelpunkt zurück. Früher oder später wäre das eh passiert, da ist ihm keiner böse. Wenn wir gegeneinander spielen, wird es auf dem Eis den einen oder anderen Schmunzler und am Tag davor vielleicht ein Abendessen geben. Ich freue mich riesig für ihn, dass er glücklich ist.

Ihr langjähriger Reihenkollege Andrew Desjardins spielt nächste Saison in Österreich. Wer könnte diese Lücke füllen?

Plachta: Ich kenne Tyler Gaudet aus meinem USA-Jahr, habe in der Saison 2015/16 bei den Springfield Falcons in der American Hockey League mit ihm zusammengespielt. Ich fand ihn damals schon extrem gut. Er hat einen ähnlichen Spielstil wie Andrew Desjardins. Ich mache die Reihen zwar nicht, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass er bei uns gut reinpasst.

Die Adler haben die Champions League verpasst - lässt sich daraus auch ein Vorteil ziehen?

Plachta: Man muss ehrlich sein: Wenn man für Mannheim spielt, muss es der Anspruch sein, in der Champions League zu spielen. Das ist ein gesetztes Ziel der Organisation, wir können es jetzt aber nicht mehr ändern. Vielleicht können wir in diesem Jahr die Vorbereitung intensiver fürs Teambuilding nutzen.

Ihr Vertrag bei den Adlern läuft 2023 aus. Wie stehen die Chancen, dass Sie darüber hinaus das blau-weiß-rote Trikot tragen?

Plachta: Da ist Jan-Axel Alavaara (Adler-Sportmanager, Anm. d. Red.) der bessere Ansprechpartner.

Würden Sie denn gerne noch einmal etwas anderes von der Eishockey-Welt sehen? Oder möchten Sie Ihrer Karriere am liebsten irgendwann in Mannheim beenden?

Plachta: In dem Abschnitt meines Lebens, in dem ich mich befinde, könnte ich mir etwas Neues schon gut vorstellen. Auf der anderen Seite wäre es natürlich schön, bis auf das eine USA-Jahr nur für eine Profi-Mannschaft gespielt zu haben. Im vergangenen Jahr habe ich den Meilenstein geschafft und bin jetzt Topscorer in der Adler-Historie. Mannheim ist meine Heimat und wird sie bleiben. Ich werde hier auch nach meiner Eishockey-Karriere leben. Mein Management und die Adler werden sich mit Sicherheit austauschen. Fest steht erst einmal, dass ich in der nächsten Saison hier spiele.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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