Justin Schütz geht runter aufs rechte Knie. Er holt einen imaginären Pfeil aus einem imaginären Köcher und schießt ihn unters Hallendach der Mannheimer SAP Arena. So hat der Adler-Stürmer schon einige seiner Treffer gefeiert, und auch beim 5:2-Sieg am Freitagabend gegen seinen Ex-Club Kölner Haie stimmen Choregrafie und Rollenwandel: Aus Schütz, dem Eishockey-Torjäger, wird der „Bogen-Schütz(e)“.
Die Frage, was sich hinter diesem ausgelassenen Jubel verbirgt, drängt sich auf, gestellt hat sie bis Freitag aber noch niemand. „Ich warte schon seit langer Zeit auf diese Frage“, sagt Schütz und holt bei der Antwort aus: „Ich muss da meine zwei besten Freunde aus Kasseler Tagen erwähnen: Daniel Knieling und Lasse Bödefeld. Als ich in meinem ersten Jahr in Köln angefangen habe, so viele Tore zu schießen, haben sie gemeint, dass ich ein Wiedererkennungsmerkmal beim Jubel brauche. Sie haben das von meinem Nachnamen abgeleitet: Schütz, Schütze, Bogenschütze. Damit haben sie sich etwas Cooles ausgedacht.“
Mit dem 2:1 trifft Justin Schütz die Kölner Haie mitten ins Herz
Schütz könnte sich nach dem Erfolg gegen die Haie einfach nur die Schulterklopfer abholen. Nicht nur ist das 1:0 (14.) sein 100. Treffer in der Deutschen Eishockey Liga, mit dem 2:1 (37.) trifft er die Kölner in deren Drangphase mitten ins Herz. Nachdem er eine Strafe abgesessen hat, springt der 25-Jährige aus der Kühlbox zurück aufs Eis, leitet einen Angriff ein, den er selbst abschließt.
So weit, so gut. Mit der Team-Leistung im Mitteldrittel ist Schütz dennoch nicht einverstanden. „Das war nichts. Wir müssen uns bei unserem Torhüter bedanken, dass er uns in dieser Phase im Spiel gehalten hat. Sonst kann es ganz anders laufen“, zeigt sich der Nationalspieler erfrischend reflektiert. Bei dieser Kritik spart er sich selbst nicht aus, im Gegenteil. Dass er vor seinem 2:1 die Strafe absitzen muss, die Mannheim wegen zu vieler Spieler auf dem Eis kassiert, wertet er als Denkzettel des Trainers: „Ich glaube, diese Strafe war ein bisschen meine Schuld. Das wollte mir der Coach zeigen – und es hat funktioniert“, betont Schütz.
Den Adlern spielt es in die Karten, dass Alex Ehl nur zwei Minuten später bei angezeigter Strafe gegen Köln das 3:1 nachlegt (39.). Zwar muss Mannheims überragender Torhüter Maximilian Franzreb auch in den letzten 20 Minuten einige Male eingreifen, doch unterm Strich verteidigen die Adler ihre Zwei-Tore-Führung geschickt. Kris Bennett sorgt mit seinen zwei Treffern in den verwaisten Haie-Kasten (58./59.) dafür, dass der Sieg etwas zu hoch ausfällt, Nate Schnarr macht es mit seinem Tor knapp sechs Sekunden vor Schluss nur noch ein bisschen erträglicher für die Gäste.
Auf die Adler Mannheim wartet ein knüppelharter Auswärts-Dreierpack
Mit dem elften Erfolg im 13. Saisonspiel verteidigen die Adler ihre Tabellenführung vor den Straubing Tigers, ihren Vorsprung auf die drittplatzierten Haie bauen sie aus. Das ist nicht unwichtig, weil auf die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins ein harter Auswärts-Dreierpack folgt. Am Sonntag (19 Uhr) geht’s nach Ingolstadt, am Mittwoch nach Berlin, am Freitag nach München. Schütz weiß, dass er sich mit seinem Team keine Nachlässigkeiten erlauben kann, soll dieser Trip erfolgreich laufen. „Heute waren es nur 35 Minuten gutes Eishockey von uns, gegen diese drei Teams können wir uns das nicht erlauben. Ich finde aber, dass wir momentan auswärts strukturierter und besser spielen als daheim.“
Vielleicht packt Schütz ja wieder sein Markenzeichen nach einem Tor aus. Während es im Fußball eine Modeerscheinung ist, dass Spieler nach einem Treffer gegen den Ex-Club auf den Torjubel verzichten, entscheidet sich Schütz am Freitagabend anders: „Ich bin ein Spieler, der sich über ein Tor freut. Ich weiß auch gar nicht, ob es das im Eishockey so gibt. Ehrlich gesagt, habe ich nach dem ersten Tor noch kurz überlegt, ob ich jubeln soll. Nach dem zweiten Tor war das aber purer Instinkt.“ Also: Pfeil aus dem Köcher und ab damit.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-adler-mannheim-das-steckt-hinter-dem-torjubel-von-adler-angreifer-justin-schuetz-_arid,2336498.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,13.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-adler-mannheim-sieg-im-spitzenspiel-adler-mannheim-feiern-doppelpacker-justin-schuetz-_arid,2336467.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html