Mannheim. Die Eishockey-Experten sind sich einig: Marcel Goc hat eine große Trainerkarriere vor sich. In der nächsten Saison geht Goc den nächsten Schritt: Als Co-Trainer der Adler Mannheim unterstützt er Chefcoach Bill Stewart.
Marcel, der Familienrat hat grünes Licht für Ihren Co-Trainer-Job bei den Adlern gegeben. Wie sind die Gespräche mit Frau und Kindern gelaufen?
Marcel Goc: Wir haben viele kleine Gespräche geführt und uns gefragt, wie wir das organisieren können. Während meiner Co-Trainer-Tätigkeit in den Play-offs haben wir gesehen, dass wir das hinkriegen können. Als Development Coach war ich genauso oft im Stadion - vielleicht sogar noch mehr - als später als Co-Trainer. Wir wollen das jetzt über einen längeren Zeitraum probieren. Ich konnte in den Job reinschnuppern und die Zusammenarbeit mit Bill Stewart und Jochen Hecht hat großen Spaß gemacht.
Ist der größte Unterschied, dass Sie nun bei den Auswärtsfahrten wieder viel Zeit auf der Straße verbringen werden?
Goc: Ja, das kann man schon so sagen. Ich war davor viel in der Halle, im Training und bei Spielen in Heilbronn und habe bei der Jugend reingeschaut. Jetzt beschränkt sich die Arbeit auf die Adler in Mannheim. Wir werden wohl ab und zu die Oma anrufen, wenn ich auf Reisen bin.
Ist die Co-Trainer-Tätigkeit der nächste logische Schritt, um sich im Trainergeschäft einen Namen zu machen?
Goc: Klar, Situationen oder Chancen ergeben sich. Von null auf hundert ist vielleicht nicht immer die richtige Variante. Ich habe alle Trainerscheine beim Deutschen Eishockey-Bund durchlaufen, habe bei jedem Schein etwas dazugelernt, das war teilweise sehr anspruchsvoll. Die Theorie hinter dem Sport zu kennen und zu verstehen, ist das eine. Sie zu strukturieren, das andere. Ich bin froh, dass ich das gemacht habe - aber auch, dass ich es jetzt hinter mir habe.
Marcel Goc
- Marcel Goc wurde am 24. August 1983 in Calw geboren.
- Der 699-fache NHL-Spieler holte mit den Adlern Mannheim 2019 den DEL-Titel, in der Folgesaison führte er das Team als Kapitän aufs Eis.
- Mit der Nationalmannschaft gewann der zweifache Familienvater 2018 Olympia-Silber. In der nächsten Saison arbeitet er als Co-Trainer in Mannheim.
Sie haben in Ihrer Profikarriere viele Trainer erlebt. Hat Sie einer besonders geprägt?
Goc: In der Jugend war das der Papa, der immer dabei war und meinen Brüdern und mir alles ermöglicht hat. Bei den Profis hat mir die Herangehensweise von Todd McLellan imponiert, unter dem ich beim NHL-Club San Jose Sharks gespielt habe. So, wie er und sein Co-Trainer Jay Woodcroft über Eishockey gesprochen haben, denke ich immer noch. Da habe ich echt viel gelernt. Auch die Gespräche mit Darryl Sutter, für den ich nur einige Vorbereitungsspiele bestritten habe, sind mir im Gedächtnis geblieben. Da habe ich mich gut aufgehoben gefühlt.
Warum stimmt die Chemie zwischen Ihnen und Headcoach Bill Stewart sowie Ihrem Co- Trainer-Kollegen Jochen Hecht?
Goc: Jochen hat wie ich lange drüben in Nordamerika gespielt, Bill kommt aus Toronto - wir sprechen die gleiche Eishockeysprache, das hilft auf jeden Fall. Ich habe in meiner Profikarriere zweimal unter Stewie gespielt - einmal als Jungspund, einmal als erfahrener Spieler. Ich bin sehr gut mit ihm klargekommen. In den ersten Meetings haben wir uns gleich verstanden. Eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Arbeiten, ist ein gutes Verständnis - unter den Trainern, aber auch unter den Spielern.
Wird die Aufgabenteilung so bleiben wie in den Play-offs? Oder gibt es Anpassungen?
Goc: Das wird zum Großteil so bleiben. Es war nicht so, dass der eine nur das gemacht hat und der andere für das andere zuständig war. Jochen und ich haben uns unterstützt. Wie die Details aussehen werden, wird sich dann zeigen.
Was bedeutet es Ihnen, dass Ihnen eine große Trainerkarriere prophezeit wird?
Goc: Das zeigt mir, dass ich in meiner Karriere das eine oder andere wohl ganz ordentlich gemacht habe. Man muss das aber Schritt für Schritt aufbauen und immer wieder neu dazulernen. Ich will die Chance auf jeden Fall nutzen. Eine ganze Saison ist etwas anderes, als kurz vor dem Ende der Hauptrunde einzuspringen und die Play-offs zu absolvieren. Es wird Phasen geben, Aufs und Abs. Auch als Trainer muss man da durch, hat dabei aber einen anderen Blickwinkel als die Spieler. Stewie ist ein guter Mentor. Er hat über die Jahrzehnte viel Erfahrung gesammelt.
Wird die Arbeit als Development Coach aufgeteilt?
Goc: Da ich täglich in der Arena bin, werde ich mit den Jungs arbeiten, die hier sind. Wir werden da bestimmt eine vernünftige Lösung finden. Klar ist aber, dass für mich die Arbeit in Heilbronn wegfällt. Christoph Schubert wird das bei den Falken übernehmen. Wichtig ist, dass unsere Kommunikation stimmt.
Welchem jungen Spieler trauen Sie einen Sprung zu?
Goc: Simon Thiel hat sich in Heilbronn sehr gut entwickelt. Die viele Eiszeit hat ihm gutgetan. Wir wollen ihn im Trainingscamp dabei haben und werden dann sehen, wie weit er wirklich schon ist. Uns ist bewusst, dass der Schritt in die DEL ein großer ist. Das Tempo ist höher, man hat auf dem Eis weniger Zeit. Luca Tosto hatte eine schwierige Saison. Er war einer der Jungs, die aus dem Koffer gelebt haben. Das ist nicht einfach, aber er hat seine Sache hervorragend gemacht. Er bringt die richtige Einstellung mit. Auch Arkadiusz Dziambor hat sich gut entwickelt. Wir werden sehen, wer am besten reinpasst und sich Einsätze verdient. Jeder wird seine Chance bekommen.
Was ist Ihr großes Ziel als Trainer?
Goc: Ich will so vielen Spielern wie möglich helfen.
In der Mannschaft für nächstes Jahr hat sich nicht viel geändert. Was trauen Sie ihr zu?
Goc: Viel. Wir haben gute Jungs, ein paar Veränderungen hast du immer. Jedes Mal die halbe Mannschaft auszutauschen, ist auch nicht optimal. Meiner Meinung nach sollte man einen Kern haben, auf die die Organisation auf lange Sicht baut. Die neuen Puzzlestücke müssen mit ihnen harmonieren, damit alles funktioniert.
Offensichtlich ist, dass auf der Mittelstürmerposition etwas verändert wurde. Was trauen Sie Stefan Loibl und Tyler Gaudet zu?
Goc: Stefan Loibl hat in seinem Auslandsjahr wichtige Erfahrung gesammelt. Er hat sich in einer schwedischen Mannschaft durchsetzen müssen, ist reifer geworden und hat einen Schritt nach vorn gemacht. Er hat jetzt ein anderes Standing als in seinem ersten Mannheim-Jahr und wird mehr Verantwortung tragen. Tyler Gaudet bringt eine große Präsenz aufs Eis. Das ist das, was wir brauchen: Wir brauchen Jungs, bei denen die Mitspieler, aber auch die Gegenspieler, wissen und spüren, dass sie auf dem Eis stehen und den Unterschied machen können.
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