Mannheim. So ganz genau wissen die Rhein-Neckar Löwen nicht, was sie am Donnerstagabend (19 Uhr) erwartet. Denn ihr Gegner ist „schwer einzuschätzen“, wie Co-Trainer Klaus Gärtner nach einem intensiven Videostudium weiß. Und das liegt nicht nur daran, dass die Füchse Berlin verschiedene Qualitäten und Varianten einbringen. Vielmehr präsentiert sich der Handball-Bundesligist aus der Hauptstadt in dieser Saison nur allzu oft als Wundertüte. Sogar noch häufiger als die Löwen, die wie auch die Berliner eigentlich den Rückstand auf die Nordclubs THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt verkürzen wollten. Das klappte bei den Badenern (14 Minuspunkte) nicht – und ging bei den Füchsen (21 Minuspunkte) sogar gründlich daneben.
Extreme Schwankungen
„Die Berliner sind sicherlich hinter ihren eigenen Erwartungen geblieben“, meint Gärtner. Allerdings führt der 45-Jährige das fast schon traditionelle Verletzungspech an der Spree auch als mildernde Umstände an, weshalb er an das Potenzial des Hauptstadt-Clubs glaubt: „Das ist eine richtig starke Mannschaft, die an einem guten Tag nur schwer zu schlagen ist.“ Vor allem die enorme Physis in der Abwehr kann jedem Team Probleme bereiten, wenn man die menschlichen Felsen in der Deckung wie etwa Jakov Gojun nicht in Bewegung bekommt. Beim überraschend deutlich 29:23-Hinspiel-Erfolg gelang das den Löwen, die in dieser Begegnung aber auch von den zahlreichen technischen Fehlern der Berliner profitierten und immer wieder in den Gegenstoß kamen.
Die bisweilen hohe Anzahl an Ballverlusten ist auch Gärtner aufgefallen und eine Erklärung dafür, dass die Berliner 2021 bescheidene 8:16 Punkte sammelten. Von Oktober bis Dezember gewannen sie hingegen neunmal in Folge, was die Schwankungen unterstreicht und nun für eine besondere Drucksituation bei den Füchsen sorgt. Denn für sie ist die erneute Teilnahme an der European League in Gefahr, über die Liga scheint die Qualifikation fast unmöglich. Allerdings kann die Mannschaft von Trainer Jaron Siewert den Wettbewerb in dieser Saison noch gewinnen und würde dann als Titelverteidiger einen Startplatz erhalten. Pikant: Im Halbfinale sind ihr Gegner am 22. Mai in der Mannheimer SAP Arena ebenfalls die Löwen.
Spätestens dann will Abwehrkante Ilija Abutovic nach seiner Sehnenverletzung in der Hand wieder für die Badener auf der Platte stehen, auch Jesper Nielsen soll nach seinem Muskelfaserriss bei der Europapokal-Endrunde wieder mitwirken. Beide sind wichtige Optionen für den Innenblock, wo Ymir Gislason und Mait Patrail gerade Schwerstarbeit verrichten. Letzterer ist nach dem Spiele-Marathon der vergangenen Wochen nicht nur erschöpft, sondern plagt sich zudem mit Schmerzen an Wade und Achillessehne herum. Eine zeitnah verfügbare Alternative würde da fraglos helfen. Das weiß auch Gärtner, der in der nächsten Saison die Chefrolle von Martin Schwalb übernimmt und schon jetzt immer mehr in der Verantwortung steht. Mit den vergangenen Wochen ist der Odenwälder zufrieden, seine Mannschaft hinterließ – nach all den Höhen und Tiefen in dieser Saison – zuletzt nämlich einen deutlich stabileren Eindruck.
„Wir hatten das Problem, dass jemand seinen Fehler sofort wieder gutmachen will und dann im Übereifer den nächsten Fehler beging. Das haben wir besser in den Griff bekommen“, freut sich Gärtner über mehr Stabilität: „Ein Handballspiel verläuft immer in Wellen. Es geht darum, die Negativwellen so klein wie möglich zu halten.“ Ein Satz, der gerade in dieser Saison sowohl für die Löwen als auch für die Füchse gilt.
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