Mannheim. Eine Stunde nach Spielende macht der Sicherheitsdienst dem Treiben ein Ende. Drei Autogramme dürfe er noch schreiben, lautet die freundlich formulierte Ansage an David Späth, dann müsse der Torwart der Rhein-Neckar Löwen zurück in die Kabine. Späth gibt auf den letzten Drücker alles, macht sogar noch das eine oder andere Foto – kann aber eben nicht alle Fanwünsche erfüllen. Obwohl sich der Pfälzer viel Zeit nimmt. Doch der Trubel um ihn, um das prägende Gesicht des Handball-Bundesligisten, nimmt Dimensionen an, in denen es schwer bis unmöglich wird, immer alle glücklich zu machen.
So ist es auch am Samstag, an dem Späth aber zumindest auf andere Art und Weise sämtliche Anhänger verzückt. Nämlich mit seiner Leistung. Beim 30:24-Sieg über den SC DHfK Leipzig überragt der 23-Jährige in der ersten Halbzeit mit acht Paraden, nach dem Seitenwechsel bekommt er aber kaum noch eine Hand an den Ball. In Minute 49 rückt Mike Jensen für ihn zwischen die Pfosten – und sorgt für Furore.
Jensen liefert zuverlässig ab
Der routinierte Däne wehrt die ersten drei Würfe ab, darunter einen Siebenmeter. Bis zum Schlusspfiff kommt der 30-Jährige auf vier Paraden, was einer Fangquote von 44 Prozent entspricht. Ein überragender Wert, der keine Ausnahme ist. Schon bei der Niederlage in Hamburg war es Jensen, der nach seiner Einwechslung stark aufspielte und den Löwen noch eine Siegchance ermöglichte. Kurzum: Wenn er gefragt ist, liefert der Däne ab und ist stets sofort auf Betriebstemperatur.
„Steht Mike auf dem Feld, kommt immer etwas zurück“, freut sich Trainer Maik Machulla über den zuverlässigen Kurzarbeiter, dessen Status als Nummer 2 hinter David Späth vollkommen klar ist. Der deutsche Nationaltorwart spielt viel und immer. Jensen wiederum muss liefern, wenn es bei Späth ausnahmsweise mal nicht läuft.
Löwen – Leipzig 30:24 (12:11)
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Jensen (ab 49. Minute) – Nothdurft (3), Kohlbacher (7), Groetzki (2) – Heymann (1), Thrastarson (4), Sandell (5) – Jaganjac, Timmermeister, Aspenbäck (1), Baijens (2), Móré (4/1), Steenaerts (1), Plucnar. Trainer: Machulla.
SC DHfK Leipzig : Ebner, Mrkva (nicht eingesetzt) – Piroch (1), Krzikalla (5/4), Binder (3), Klima, Mamic, Lönn (2), Khairi Nasralla (1), Bogojevic (3), Semper (4), Voß, Hinriksson (4), Hertzfeld (1), Koschek. Trainer: Alonso.
Schiedsrichter: Thöne/Zupanovic (Berlin).
Zuschauer: 5563 (in der Mannheimer SAP Arena).
Strafminuten: Sandell (2), Timmermeister (2) – Lönn (2), Piroch (2), Mamic (2).
Disqualifikation: keine.
Beste Spieler: Späth, Jensen, Kohlbacher – Ebner, Semper.
Nächste Spiele: Mittwoch, 1. Oktober, um 19.30 Uhr im Heidelberger SNP Dome in der 2. Runde des DHB-Pokals gegen die SG Flensburg-Handewitt. Sonntag, 5. Oktober, in der Bundesliga um 16.30 Uhr beim THW Kiel. Beide Spiele live im Stream bei Dyn.
„Ich muss meine Chancen nutzen“, sagt der Däne und lacht, als er auf seinen furiosen Kurzeinsatz gegen Leipzig angesprochen wird. Fünf Minuten lang kassierte der 30-Jährige gar keinen Treffer, wurde zur unüberwindbaren Wand. Hatte er da vielleicht schon gehofft, bis zum Schlusspfiff ohne Gegentor zu bleiben? „Nein, nein“, wiegelt Jensen ab: „Wirklich nicht. Das wäre zwar schön, aber sowas passiert selten. Eigentlich nie.“
Der Schlussmann wechselte im Sommer von One Veszprém zu den Löwen, nachdem die Mannheimer wiederum ihren Keeper Mikael Appelgren an den ungarischen Spitzenclub abgegeben hatten. Jahrelang war Appelgren ein Vorbild und Mentor für den jungen Späth. Doch irgendwann wurde der Ziehsohn besser als der Ziehvater, der aber ebenfalls weiterhin viel spielen wollte. Eine komplizierte Situation.
Späth hält viel von seinem Kollegen
Nun herrscht aber Klarheit, wenngleich Späth seine Rolle als Nummer 1 nicht überbewerten will. „Es ist schön für mich, das Vertrauen zu bekommen. Aber im Handball geht es immer um das Torwartduo, denn es wird Spiele geben, in denen wir uns ergänzen müssen“, sagt der gebürtige Pfälzer, der unlängst seinen Vertrag bei den Löwen bis 2029 verlängerte und eine Ära bei seinem Herzensverein prägen will.
Dabei helfen soll allerdings auch Jensen, der „sehr wichtig“ für ihn sei, wie Späth betont: „Unser Austausch ist gut. Mike hat unfassbar viel Erfahrung, ist Champions-League-Sieger mit Magdeburg geworden. Ich kann unheimlich viel von ihm lernen.“
Davon geht übrigens auch Jensen aus: „Ich bin älter als David und kann ihm noch etwas geben. Er hat noch viel Potenzial“, will der Däne seinem Kollegen helfen, dass er noch besser wird. Auch wenn das möglicherweise bedeutet, selbst weniger auf dem Feld zu stehen. Doch Jensen weiß ohnehin um seinen Status: „Wenn David so überragend hält wie bislang in dieser Saison, muss ich nicht auf die Platte.“
Trainer Machulla findet klare Rollenverteilung gut
Trainer Machulla befürwortet die Rollenverteilung im Tor. Zu seiner Zeit in Flensburg hatte er eine ähnliche Situation wie zuvor die Löwen mit Appelgren und Späth, als der Trainer mit Benjamin Buric (ab 2018) und Kevin Möller (bis 2018 und ab 2021) beziehungsweise Torbjørn Bergerud (2018 bis 2021) zwei Keeper mit Stammplatzansprüchen zufriedenstellen musste.
„Ich finde es gut, eine klare Nummer 1 zu haben. Dann wissen alle, woran sie sind“, sagt der Trainer, der aber ebenfalls ankündigt, dass Jensen künftig dann doch ein wenig mehr Einsatzzeit erhält: „Mike will und wird mehr spielen.“
Im Pokalkracher gegen die SG Flensburg-Handewitt am Mittwoch (19.30 Uhr) im ausverkauften Heidelberger SNP Dome dürfte allerdings Späth beginnen. Doch für Machulla ist es gut zu wissen, dass da mit Jensen noch einer auf der Bank sitzt, der im Ernstfall keine Anlaufzeit benötigt.
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