Mannheim. Fast sechs Wochen lang war die Jugendherberge erster Anlaufpunkt für aus der Ukraine Geflüchtete, die in Mannheim angekommen sind und noch keine Unterkunft gehabt haben. Seit dieser Woche sind in der Unterkunft am Rhein keine Geflüchteten mehr zu finden - die Erstanlaufstelle ist nach Neuhermsheim ins Thomashaus umgezogen.
Wie viele aus der Ukraine Geflüchtete hat Mannheim registriert?
Bis zum Dienstagnachmittag hat die Stadt 2600 Geflüchtete offiziell registriert. Das teilte die Verwaltung auf Nachfrage hin mit. Nach wie vor ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Menschen, die seit Kriegsbeginn aus der Ukraine nach Mannheim gekommen sind, wesentlich höher ist. Geflüchtete müssen sich nicht offiziell registrieren, haben eine 90-tägige Visumfreiheit und kommen häufig auch privat bei Verwandten oder Bekannten unter.
Warum musste die Stadt die Jugendherberge aufgeben?
Bereits als die Stadt die Jugendherberge am 9. März als Erstanlaufstelle bezogen hat, war klar, dass das Haus nur eine befristete Lösung ist. „Wir haben versucht, eine Kombinationslösung mit einem klassischen Jugendherberge-Angebot in Teilen und der Aufrechterhaltung unserer Struktur zu finden“, hatte Oberbürgermeister Peter Kurz Anfang April im Hauptausschuss erklärt. Das aber sei nicht gelungen. Nun sollen Ukrainerinnen und Ukrainer im Thomashaus die Angebote finden, die sie in der Herberge wahrnehmen konnten. „Dank der in der Jugendherberge geschaffenen Strukturen konnten wir Hunderten Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, ein gutes Ankommen in Sicherheit erleichtern“, teilt Kurz am Dienstag mit und bedankt sich beim Team der Jugendherberge sowie bei zahlreichen Helferinnen und Helfern für ihre Arbeit in den vergangenen Wochen. Auch die Zeit im Thomashaus ist begrenzt - bis „maximal September 2022“ könne das Haus genutzt werden, erklärt die Stadt.
Ändert der Umzug etwas an der Strategie, Geflüchtete weiterhin privat unterzubringen?
Nein. Das Haus solle wie die Jugendherberge „lediglich als Erstunterbringung dienen“, teilt die Stadt mit. „Ziel ist es, Angebote der Mannheimer Bürgerinnen und Bürger zu nutzen und die geflüchteten Familien oder Einzelpersonen von dort aus an private Unterkünfte zu vermitteln.“ Laut Verwaltung sind bislang 565 Geflüchtete an 240 Haushalte vermittelt worden.
Wo kann man möglichen Wohnraum für Geflüchtete anbieten?
Inzwischen soll es verschiedene Möglichkeiten geben, heißt es. Zum einen können Mannheimer und Mannheimerinnen kostenlosen Wohnraum unter mannheim.de/unterbringungsangebot oder unter der Ukraine-Hilfe-Hotline 293 3299 anbieten. Außerdem habe Next Mannheim eine Plattform entwickelt, „die Vermieterinnen und Vermieter von Wohnraum in Mannheim und Geflüchtete zusammenbringt“, teilt die Stadt mit. Unter der Adresse startraum-mannheim.de ist es möglich, privaten Wohnraum gegen ein Entgelt anzubieten.
Wie viele Geflüchtete haben in der neuen Erstanlaufstelle Platz?
Laut Verwaltung können im Thomashaus bis zu 250 Personen untergebracht werden. In der Jugendherberge war Platz für 230 Männer und Frauen. Sind alle Plätze vergeben, will die Stadt auf die Lilli-Gräber-Halle in Friedrichsfeld ausweichen. Bislang ist das noch nicht nötig gewesen. Von der Jugendherberge mussten auch keine Geflüchtete ins Thomashaus mitumziehen, hieß es auf Nachfrage.
Welche Angebote für Geflüchtete gibt es in der Erstanlaufstelle?
Wie in der Jugendherberge soll auch im Thomashaus eine regelrechte Verwaltungsstraße angeboten werden, in der sich Geflüchtete etwa über den hiesigen Arbeitsmarkt informieren können oder melderechtlich erfasst werden. Außerdem bietet die Stadt Gespräche zu Sozialleistungen an, und Geflüchtete haben die Möglichkeit, sich gegen Corona impfen zu lassen, teilt die Stadt mit.
Wie kommt man überhaupt ans Thomashaus?
Vom Hauptbahnhof aus kommen Geflüchtete unter anderem über den Tattersall mit der Straßenbahn-Linie 6A ans Thomashaus. Aussteigen müssen sie an der Haltestelle Ulanenweg, von dort aus sind es etwa fünf Gehminuten. Zudem liegt die S-Bahn-Haltestelle Arena/Maimarkt etwa zehn Gehminuten entfernt. Die Stadt weist in ihrer Mitteilung außerdem darauf hin, dass ein Shuttleservice zum Thomashaus geplant sei. Die genaue Organisation des Shuttles werde noch geklärt, heißt es auf Nachfrage.
Wie reagiert die RNV darauf, dass Geflüchtete nun die Straßenbahn brauchen, um an die Erstanlaufstelle zu gelangen?
Laut RNV stellt dieser Aspekt bislang kein Problem dar. „Die Linien 1 (vom Hauptbahnhof zum Tattersall) und 6A haben genügend freie Kapazitäten“, teilen die Verkehrsbetriebe auf Anfrage hin mit. Auch eine Aufstockung des Personals in den Bahnen sei nicht geplant. „Wir werden die Situation jedoch beobachten“, erklärt die RNV weiter.
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