Mannheim. Hammerköpfe und Rosa Löffler, werden hier flattern, Nimmersattstörche, der Rote Sichler, der Waldrapp und viele mehr, und dazwischen können die Besucher laufen. Die begehbare Großvoliere wird eine der neuen Attraktionen, die zur Bundesgartenschau im Luisenpark entstehen. Jetzt sind die drei Pylonen aufgerichtet, und das riesige Netz hat kaum noch Lücken.
19,80 Meter ragt einer der Masten in den Himmel, die beiden anderen erreichen eine Länge von 17,80 Metern. Sie tragen stählerne Ringe, an denen das Netz so hängt, dass die Vögel bis zu 13 Meter hoch fliegen können. Das ist viel mehr als die acht Meter, die früher die größte Voliere geboten hat – und die Grundfläche hat sich von 433 Quadratmetern auf 1300 Quadratmeter verdreifacht.
Hier können die Besucher die Vögel künftig „ganz nah und ohne Barriere erleben“, hebt Joachim Költzsch hervor, Geschäftsführer der Stadtpark-Gesellschaft, der den Bau der „Neuen Parkmitte“ noch begleitet und dann mit Beginn der Bundesgartenschau in Ruhestand geht.
Richtung Süden und Westen ist das imposante und doch filigrane Stahlnetz bereits ganz komplett und dicht, während auf der anderen Seite noch ovale Öffnungen zu erkennen sind. „Aber das Netz wurde ja nicht einfach fertig drüber gestülpt“, erläutert Philipp Goldschmidt, Architekt und Leiter der Bauabteilung der Stadtpark-Gesellschaft. Vielmehr müsse man sich das vorstellen wie die Herstellung eines Fischernetzes. „Hier sind riesige einzelne Bahnen per Hubsteiger über die Pylone und die Trägerringe gelegt worden“, berichtet der Architekt, „und dann wurden diese Bahnen verknüpft“. Das passiert alles per Handarbeit, in 13 Metern Höhe mit Hubsteiger. Allerdings wird das insgesamt 2240 Quadratmeter große Netz nicht genäht wie ein Fischernetz, sondern die Stahlseile werden mit kleinen Metallclips fest verbunden.
Rundweg mit Bachlauf
Nicht nur in luftiger Höhe wird noch gearbeitet – auch am Boden. Für Besucher gibt es einen Eingang und einen Ausgang, dazwischen entsteht gerade ein Rundweg mit Bachläufen, Stauden und Gräserpflanzungen, Felsen und Findlingen sowie einheimischen Gehölzen, damit auch die Bienen sich hier wohlfühlen. Geplant seien noch, so Goldschmidt, „drei bis fünf“ größere Einzelbäume, die sich in die Volierenlandschaft einfügen und zur Umgebung passen. Die genaue Zahl werde während der Arbeiten festgelegt. „Unsere Gärtner und Tierpfleger legen das alles jetzt an“, erläutert er, denn Erfahrungen mit der Planung einer Großvoliere habe kaum jemand, und das Luisenpark-Team habe das bewusst selbst gestalten wollen: „Aber das geht jetzt schnell.“
Ein Teil der Vögel ist den Luisenpark-Besuchern vertraut. Der Nimmersattstorch etwa ist für die Zeit der Bauarbeiten in Zwischenquartiere im Dresdner Zoo und im Essener Grugapark gebracht worden und kommt bald zurück nach Mannheim. Die insgesamt über acht Arten, die in der neuen Voliere angesiedelt werden, passen alle zur großen Weißstorchkolonie des Luisenparks – viele von ihnen haben offenbar trotz Bauarbeiten überwintert und drehen über dem Park weiter ihre Runden. Die Zahl der Vögel, die in die Voliere einziehen, ist noch offen. Laut Költzsch soll die Kapazität nicht ganz ausgeschöpft werden, sondern noch Platz für Nachzuchten bleiben.
Geschwungene Glasscheibe
Wenn Vögel mal ihre Ruhe vor Besuchern haben wollen, finden sie ausreichend Rückzugsmöglichkeiten, betont Költzsch. Vier Meter sind die vier Innenställe hoch, an deren Rückseite eine neue, große Toilettenanlage für Besucher entstanden ist. Dahinter befindet sich die neue Pinguinanlage, wo laut Költzsch gerade die Kunstfelsen fertiggestellt werden. „Der Kunstfelsenbauer ist im Südamerikahaus fertig, und nach der Pinguinanlage kommt er hierher“, sagt er unter dem Dach der neuen Großvoliere. Die Arbeiten liefen genau aufeinander abgestimmt und gingen genau ineinander über. Daher ist Költzsch auch optimistisch, dass bis Mitte April alles fertig wird, „wenn man sieht, wie schnell sich hier alles verändert“. Notfalls werde es Wochenendarbeit geben, ergänzt Goldschmidt.
Aber manchmal reicht es auch, Ideen zu haben: Damit der Innenausbau des neuen Restaurants schon losgehen kann, ehe die Außenfassade fertig ist, ist einfach eine provisorische Innenfassade gestellt worden. Die Arbeiter haben dazu die Polycarbonatplatten verwendet, die ohnehin an der Fassade des Pflanzenschauhauses abmontiert und durch moderne, wärmedämmende Glasscheiben ersetzt wurden. „Das Provisorium wird aber nächste Woche abgebaut“, so Goldschmidt, denn die geschwungene Glasfassade des Restaurants ist fast fertig.
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Das gilt ebenso für das Untergeschoss des Restaurants, wo gerade das neue Aquarium entsteht. Stolz zeigt Költzsch auf die Verkleidung des schön geschwungenen Baus Richtung Gondoletta-Haltestelle. Sie besteht zwar aus Stampfbeton, hat durch eine besondere Mischung aber die mediterrane Anmutung von gelbem Sandstein. Im gleichen, hellbeigem Farbton werden gerade rund um die Neubauten moderne, organisch geformte Pflastersteine vom Typ „Arena“ verlegt. Die seien das Erkennungszeichen der „Neuen Parkmitte“, so Költzsch.
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