Die Feudenheimer Au ist zwar nicht Bestandteil des Geländes der Bundesgartenschau 2023. Im Auftrag von Stadt und Land treibt die Bundesgartenschau-Gesellschaft aber hier zahlreiche Projekte voran. Für Autofahrer gibt es daher ab nächster Woche auf der Straße Am Aubuckel eine kleine Umleitung.
Auf der Karte des Geländes der Feudenheimer Au sind die jeweiligen Baugebiete markiert. Der Radschnellweg, der Grund für die Fahrbahnumleitung, ist nur eines von sieben Projekten.
1) Radschnellweg, Au-Buckelquerung
Am Ende kommt der anfangs umstrittene Fahrradschnellweg durch die Feudenheimer Au doch viel schneller als gedacht und soll auf jeden Fall bis zum Beginn der Buga fertig werden. Da kann das Leuchtturm-Vorhaben zum Radverkehr des Landes Baden-Württemberg, der mit viel Vorschuss-Lorbeeren bedachte Schnellweg Mannheim-Heidelberg, nicht mithalten – über das Projekt wird in den beteiligten Kommunen entlang der Strecke zur Zeit noch diskutiert und teils heftig gestritten.
Die Bauarbeiten für die Fahrrad-Schnellstrecke in der Au sind dagegen bereits in vollem Gange und ab Dienstag, 25. Januar, auch offiziell für jedermann sichtbar – mit der provisorischen Verlegung einer Auto-Fahrbahn: Ein rund 220 Meter langer Abschnitt der Aubuckel-Straße im Bereich der Einmündung Rüdesheimer Straße wird dann aufs Spinelli-Gelände verlagert.
Die Trasse ist bereits fertig vorbereitet, damit die Fahrrad- und Fußgänger-Unterführung unter dem Aubuckel hindurch störungsfrei gebaut werden kann. Die dort verlaufenden Gas-, Strom und Fernwärmeleitungen sind nach Angaben der städtischen Bundesgartenschau-Gesellschaft bereits so umgebaut worden, dass sie der künftigen Unterführung nicht mehr im Weg liegen. Ein Abwasser-Düker müsse allerdings im Zuge der Arbeiten ebenfalls noch umgebaut werden.
Bis zum Eröffnungstag der Bundesgartenschau am 23. April kommenden Jahres wird die rund sechs Kilometer lange Trasse fertig, verspricht Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach – zumindest der Abschnitt durch die Au und das Spinelli-Gelände. Denn am Bau des Radschnellwegs 15 sind im weiteren Verlauf der Trasse in Richtung hessische Landesgrenze (Viernheim/Weinheim/Darmstadt) die Stadtverwaltung selbst, die städtische MWSP-Entwicklungsgesellschaft sowie die Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe beteiligt.
Dass an der Unterführung des Schnellwegs vielleicht noch die letzten Lampen angeschraubt werden müssen, das will Schnellbach indes nicht ausschließen. Und für die Abschnitte außerhalb der Au und des Spinelli-Areals kann er natürlich ebenfalls nicht garantieren. An reinen Baukosten stehen 14,8 Millionen Euro im Raum – der größte Teil davon wird natürlich für die Unterführung benötigt. Sie wurde auf Anregung des Grünen-Altstadtrats René Leicht übrigens genau vor zwei Jahren vom Bezirksbeirat Feudenheim aufs Tapet gebracht – nachdem ein ähnlicher Vorschlag bereits ganz am Anfang der Überlegungen verworfen worden war.
Im Laufe der Planungen stellte sich bald heraus, dass für den Trassenverlauf des Radschnellwegs auch eine Anzahl von Kleingärten aufgegeben bzw. an andere Stelle verlegt werden muss. Zwölf Gärten, so Buga-Sprecherin Corinna Brod, gehen als gesamte Parzelle einschließlich Laube an die Buga-Gesellschaft, weitere sechs Kleingärten erhalten einen neuen Zuschnitt, das heißt, die Gartenschau-Gesellschaft erhält für den Bau des Radschnellwegs (und der Pfeiler der Seilbahn) einen Teil der jeweiligen Parzelle.
Da im weiteren Verlauf des Grünzugs nach Angaben Schnellbachs auch die lange geplante Brücke über die im Osten des Gartenschaugeländes anschließende Sudetenstraße (bis März 2023) fertig werden soll, könne man im kommenden Jahr vom Collini-Center bis zum Vogelstangsee mit dem Fahrrad durchfahren, ohne dass einem ein Auto begegnet. Das Durchfahren klappt allerdings erst ab Herbst 2023: Während der Gartenschau sind die Radwege im abgezäunten Buga-Gelände nicht nutzbar. Der Radschnellweg mündet in dieser Zeit im Bereich Wachenheimer Straße auf der künftigen, außerhalb des Parks liegenden Promenade des Neubaugebiets.
2) Panoramasteg
„Ein bisschen hintendran“, so drückt es Bundesgartenschau-Geschäftsführer Michael Schnellbach aus, sind die Arbeiten für den Panoramasteg. Das liegt an einer Verzögerung der Stahlherstellung. Die spezielle, wetterfeste Legierung, die nur auf Bestellung produziert wird, hätte bereits im Oktober gewalzt werden sollen, dann wurde ein neuer Termin am Jahresende genannt. Das hat tatsächlich geklappt, nun steht die Anlieferung fest, und die Fertigstellung bis zur Bundesgartenschau 2023 ist laut Schnellbach sicher. Die im Oktober 2021 gebauten Widerlager aus Beton am Hochgestade mussten ohnehin mindestens drei Monate aushärten. Für die im September vorgesehene Montage des 250 Tonnen schweren Stahlüberbaus wird ein Stützgerüst in der Au gebaut, das aber danach wieder verschwindet.
Dann bietet die filigrane Stahlkonstruktion, die vom Spinelli-Park barrierefrei über eine 115 Meter lange Erdrampe erreichbar ist, aus elf Metern Höhe einen hervorragenden Überblick über das Spinelli-Gelände sowie über das Landschaftsschutzgebiet der Feudenheimer Au, aber auch bis in die Innenstadt und nach Feudenheim. Der acht Meter breite Steg selbst ist 81 Meter lang – 43 Meter davon ragen freitragend über das Augewässer. Nach der Bundesgartenschau dient der Steg zudem als Fußgängerbrücke vom Spinelli-Park aus über die Straße Am Aubuckel. Die Investitionssumme beträgt drei Millionen Euro.
3) Augewässer
Der naturnahe See, „Augewässer“ genannt, umfasst eine freie Wasserfläche von 1,6 Hektar im Norden der Au unter dem Panoramasteg. Anfang Mai soll er geflutet werden. Fertiggestellt ist er schon seit November – zu etwa 95 Prozent, so Michael Schnellbach. Aber zunächst wird an einer Stelle noch ein Flies gelegt, Kies aufgeschüttet und eine Betonplatte als Fundament für ein vorübergehendes Gerüst gegossen, das als Montagehilfe für den Panoramasteg erforderlich ist. „Das kommt aber alles wieder weg“, so Schnellbach. Dann entsteht der kleine See endgültig. Dort bereits auf einer kleinen Insel postiert ist seit November ein 7,20 Meter hoher hölzerner Turm als Behausung für Fledermäuse – es ist der erste seiner Art. Ein zweiter Turm wird im Süden der Au platziert.
4) Eidechsenschutz
Als Artenschutzmaßnahme für die Mauereidechsen entstanden in der Au zwölf Habitate, also kleine Lebensräume – Steinhaufen, mit Sandflächen umrandet sowie mit Reisigbündeln und Totholz ergänzt. Sie dienen als Versteck und Überwinterungsplätze. Mehrere Kilometer lange Reptilienschutzzäune – schmale schwarze Folienbänder – sollen verhindern, dass die Tiere in die Bereiche wandern, in denen Bauarbeiten stattfinden, und dann dort zu Tode kommen. Aus den Baubereichen wurden die streng geschützten Tiere von Hand eingesammelt. Bis Ende Februar wird noch am östlichen Ende der Kleingärten eine 80 Meter lange Trockenmauer hergestellt. Dafür werden Betonblöcke wiederverwendet, die ohnehin bei der Demontage der U-Halle auf Spinelli anfallen.
5) Neckararm
Die Arbeiten für die neue Flachwasserzone, Teil der Renaturierung des Neckars, laufen. Sie knüpft daran an, dass durch die Au früher ein Neckararm verlief. Im Süden der Au, bei der Zufahrt zu den Kleingärten von der Kreuzung Feudenheimer Straße/Aubuckel aus, entsteht eine später von einem Schilfgürtel umgebene Stelle, wo das Wasser aufbereitet wird. Nach der Bundesgartenschau soll die Wasserversorgung des Augewässers nämlich über einen direkten Anschluss an den Neckar erfolgen, der im Rahmen der Renaturierungsmaßnahme umgesetzt wird.
6) Streuobstwiesen
Die VR Bank Rhein-Neckar hat ein Streuobstwiesenprojekt gestartet – in Ludwigshafen-Oppau und in Heddesheim wurden von der Genossenschaftsbank bereits Streuobstwiesen angelegt. Sie übernimmt auch Pflege und Ernte. Als dritten Standort für das Projekt wählte sie die Feudenheimer Au aus, wo zu den vorhandenen Bäumen weitere Obstbäume entlang der Wege und an den Wiesen gepflanzt werden sollen. „Dann gibt es irgendwann Apfelsaft aus der Au“, freut sich Schnellbach.
7) Seilbahn
„Noch in diesem Monat“ rechnet Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach mit dem Eingang der Genehmigung für den Bau der Seilbahn, die während der Bundesgartenschau 2023 Spinelli-Gelände und Luisenpark verbinden soll. Ab März sollen die Flächen für die Bauarbeiten vorbereitet, Schotter und Fundamente gelegt, im Sommer die Pfeiler gesetzt und Anfang Oktober das Stahlseil montiert werden. Dazu wird für ein Wochenende die Feudenheimer Straße gesperrt. Rechtliche Schritte gegen die Seilbahn gab es nicht. Die Trasse verläuft von Spinelli über Au, Sportpark und Neckar hinweg bis zur Freizeitwiese des Luisenparks. Getragen wird die 2,1 Kilometer lange Seilbahn von zehn Stützen, davon drei in der Au. Fundamente und Stützen werden 2024 zurückgebaut.
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