Brauchtum

Was Mannheims Bürgermeister Grötsch in der Bütt beim Fasnachts-Prinzenfrühstück sagt

Beim Prinzenfrühstück spricht traditionell der Oberbürgermeister. Doch der hat, obwohl anwesend, die Aufgabe an den scheidenden Kulturdezernenten delegiert - der sich als Büttenredner empfiehlt

Von 
Peter W. Ragge
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Letzter närrischer Auftritt als Bürgermeister: Michael Grötsch beim Prinzenfrühstück, hinten v. l. Gerd Stolze, OB Christian Specht, Bodo Tschierschke. © Michael Ruffler

Er krächzt erst einmal nur. „Wenn man viel feiert, ist die Stimme halt irgendwann davon gezeichnet“, entschuldigt sich Jochen I., schließlich habe er „bis in die frühen Morgenstunden gefeiert“. Aber wen wundert es, schließlich ist er „als nimmermüdes Feierbiest bekannt“, begrüßt Feuerio-Senatspräsident Gerd Stolze den Prinz beim Prinzenfrühstück, seit 1904 nach – fast – immer gleichem Ablauf in edler, handverlesener Männerrunde zur Stärkung vor dem Fasnachtszug zelebriert.

Zum zweiten Mal bietet der Spiegelpalast des Palazzo den festlichen Rahmen für die Veranstaltung. Das „Neckartal“ kocht Rindfleisch und Gemüse, das „Mohrenköpfle“ sorgt für geeisten Meerrettich, und unzählige weitere Sponsoren helfen.

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„Wir bieten gerne die Plattform“, begrüßt Gregor Spachmann im Namen der Palazzo-Geschäftsführung die Gäste, denn Deutschlands größte Dinnershow in einem Spiegelpalast sehe sich „als Teil von Mannheim“ und leiste daher gerne auch einen Beitrag. Und das mit dem Beitrag nimmt Spachmann wörtlich, präsentiert als Auszug aus dem noch bis 17. März laufenden Programm das ukrainische Artisten-Duo Alex und Liza mit unglaublicher, atemberaubender wie auch von zärtlich-romantischen Momenten geprägter Akrobatik.

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Prinz Jochen blickt mit Stolz und zufrieden zurück auf die nun bald endende Kampagne. Er habe sich gefreut, als Gardist des Feuerio im Jahr des 125-jährigen Bestehens der Prinzengarde den Verein und die Fasnacht repräsentieren zu dürfen.

„Säle voll“

Mit herzlichen Worten dankt er jenen, die ihm geholfen haben, besonders seinem Patenonkel Gustav Feurer, Freunden und Sponsoren sowie seinen Garde-Kollegen mit Kommandeur Jürgen Steube an der Spitze. Er habe auch in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels für die Fasnacht werben und „dafür sorgen wollen, dass wir die Säle auch in Zukunft füllen können“, so der Prinz.

Der Feuerio hat das in dieser Kampagne geschafft. Zwar seien die Zeiten „super schwierig, aber wir haben es geschafft, dass die Säle voll waren und die Gäste zufrieden“, so die positive Bilanz von Feuerio-Präsident Bodo Tschierschke. „Darauf können wir aufbauen“, auch wenn ohne Sponsoren viele Aktivitäten nicht mehr möglich wären, wie der Präsident hervorhebt: „Die Säle sind sehr teuer, das muss man sich leisten können“, bemerkt er kritisch.

Der größte Sponsor des Feuerio ist sein Senat als der ideelle wie materielle Förderkreis des Vereins. Dessen Mitglieder haben immerhin 15 000 Euro aufgebracht. „Ein Rekord“, wie Gerd Stolze stolz bemerkt, als er den Betrag symbolisch an Bodo Tschierschke überreicht. „Wir werden ihn für unsere Jugendarbeit sinnvoll einsetzen“, verspricht der Feuerio-Präsident. Und er wiederholt einen Vorschlag, den er bereits beim Weißen Ball gemacht hat. Bürgermeister Michael Grötsch könne doch, nachdem er Ende Februar in Ruhestand gehen wird, Prinz werden – wenn er auch mit Blick auf sein Alter dann der „Johannes Heesters unter den Prinzen“ sei.

„Ich glaube, da gibt es bessere Alternativen“, lehnt Grötsch ab. Zwar spricht beim Prinzenfrühstück traditionell der Oberbürgermeister – schon 1904 führte Otto Beck die Gästeliste an. Aber Christian Specht überlässt an diesem Vormittag, obwohl anwesend, den Auftritt dem scheidenden Kulturbürgermeister. Statt als Prinz empfiehlt sich der künftige Ruheständler („Ich bleibe Mannheim erhalten, ich habe Mannheim sehr schätzen gelernt“) gleich mal als Büttenredner.

Drei neue Senatoren

Voller ironischer Spitzen geht Grötsch nämlich auf die noch vom früheren Oberbürgermeister erlassene Rathaus-Geschäftsanweisung zur geschlechtergerechten Sprache ein. In der Verwaltung sei damit gelungen, „dass sich die Mitarbeitendenschaft neutralisiert“. Er empfehle aber auch den Mannheimer, Frauheimer und Drittheimer Fasnachtsvereinen die Übernahme der Regelung, auch wenn es dann nur noch „Prinzenden“ gebe, die Prinzessin vom „löwenjagenden Verein“ gestellt werde und im Sinne der Gendergerechtigkeit der Feuerio alle zwei Jahre eine Prinzessin nominieren müsse. Auch den singenden „Drei Prinzen“ stehe eine Umbenennung bevor als „Die drei Prinzenden – mehr oder weniger“, denn manchmal ist es nur ein Duo. . .

Ganz jenseits aller Narretei drückt Grötsch aber noch seine Hochachtung aus für Prinz Jochen I., der „die Fasnacht fröhlich-kompetent vertreten“ und auch mit seiner Prinzessin „ein enormes soziales Engagement“ gezeigt habe.

Ehe „MM“-Chefreporter Peter W. Ragge das Programm mit den traditionellen kritischen Bemerkungen der Journaille beendet, begrüßt Senatspräsident Gerd Stolze – wie immer mit gereimten Vierzeilern – vier neue Mitglieder im Kreis des Senats. Willkommen heißt er den ehemaligen Rugbyspieler und Heidelberger Gastronom Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau und der Stadtparks, Daniel Stapf, Regional Sales Manager South für Pharmazeutische Produkte beim international tätigen Pharmaunternehmen Bial, sowie Konditormeister Markus Wenzlaff. „Er ist der Chef von Mannheims sehr geschätztem und viel gelobten Café Mohrenköpfle“, stellt Stolze ihn vor.

Redaktion Chefreporter

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