Bundesgartenschau

Mannheimer Buga: Was es mit dem "Symphonic Garden" auf sich hat

Es erklingt Musik auf dem Spinelli-Gelände der Mannheimer Bundesgartenschau - mitten im Grünen. Doch warum funktioniert der Symphonic Garden nicht mehr ganz so wie geplant?

Von 
Peter W. Ragge
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Projektleiterin Rebecca Grunert und Tontechniker Christian Bethge im „Symphonic Garden“ auf dem Spinelli-Gelände der Bundesgartenschau. © Michael Ruffler

Mannheim. Es sind sanfte, fast meditative Klänge, die da gleichmäßig zwischen Bäumen und Büschen tönen. Wer sich hier niederlassen will, der kann sich neben Lavendel, Salbei, Mädchenaugen, Prachtkerzen, Gräsern und Weiden auf Holzhocker setzen oder auf Sitzsäcke legen, einfach zuhören, seine Gedanken schweifen lassen, die Augen schließen oder seine Umgebung beobachten. Dazu dient der „Symphonic Garden“ der Bundesgartenschau auf dem Spinelli-Gelände.

„Das funktioniert ganz toll, die Leute genießen ihn“, registriert Rebecca Grunert zufrieden, die zuständige Projektleiterin im Bereich Ausstellungskonzeption der Bundesgartenschau-Gesellschaft. Es sei darum gegangen, hier in der Nähe des Holzpavillons der Metropolregion und damit am Rande des Experimentierfelds einen „Ort zum Entspannen, einen beruhigenden Ort“ zu schaffen - und das ist gelungen. So ermöglichen die Weiden, „dass man einen Raum hat und Blicke von innen nach Außen werfen kann, ohne dass man sich eingesperrt fühlt“, so Grunert.

Symphonic Garden war als interaktives Projekt auf der Buga gedacht

Doch der Garten sollte ursprünglich noch mehr sein als ein Ort zum Sitzen, während man Klängen lauscht. Gedacht war an ein, so Grunert, „interaktives Projekt“, das - wie viele Ausstellungsbeiträge auf Spinelli - auch einen Anstoß zum Nachdenken liefern soll.

Die Idee geht zurück auf Fabian Burstein, verantwortlich für das Buga-Kulturprogramm, mit der Abteilung Kulturelle Stadtentwicklung von Next Mannheim, der städtischen Tochtergesellschaft zur Förderung von Unternehmensgründern und Kreativen. Darüber liefen die Kontakte zu israelischen Künstlern, die hinter dem Garten stehen: Architektin und Medienkünstlerin Chitayat für Design und Gartengestaltung, Musiker Emmanuel Witzthum und Komponist Itamar Doari für die Komposition sowie Josh Kopecek für Technik, Software und Installation.

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Dabei war ihre Idee, dass die Besucher bei einem Spaziergang durch die Wege des Gartens die Musik durch Berührung und Bewegung erwecken, die Art der Klänge und ihre Intensität so steuern. „Wenn zu viele Menschen in den Garten kommen, wird die Musik unangenehm intensiv und laut - wie ein Zeichen, dass die Natur überlastet ist“, erläutert Rebecca Grunert. Damit werde „die Musik zum Sprachrohr der Pflanzen“, erklärt sie den interaktiven wie innovativen Ansatz des Gartens.

Man wolle so „Mensch und Umwelt zusammenführen“ sowie „Natur, Kunst und Technologie miteinander verbinden“, formuliert es Rebecca Grunert. So könnten die Buga-Besucher erfahren und erleben, dass ihr Verhalten die Natur beeinflusst. Das sei eine „Weltpremiere“, so Next Mannheim zu dem Projekt.

„Der Aufwand war gigantisch“, sagt Christian Bethge, Tontechniker und Musikproduzent, der für die Installationen in dem von der Firma Becker Garten- und Landschaftsgestaltung angelegten Garten zuständig war. Die ganze kleine grüne Oase ist unterirdisch verkabelt, denn es sind nicht nur zehn speziell für die Verwendung im Freien hergestellte Lautsprecher installiert.

Starke Wetterumschwünge in Mannheim beschädigen die Sensoren

Zudem messen zwischen Blumen und Sträuchern im Boden steckende sowie an Bäumen hängende Näherungs- oder Druck-Sensoren die Anzahl der Besucher, die auf der Anlage agieren, und ihre Bewegungen. Und für Bewegung gibt es in dem in drei verschiedene Bereiche unterteilten Garten viele Möglichkeiten - ein Trampolin etwa sowie Wackelbretter. Mit den Bewegungen sollten musikalische Klänge erzeugt werden - so die Idee. Auch das Wetter sollte immer berücksichtigt werden, weshalb es eine eigene Wetterstation hier gibt. „Dafür wurden extra Programme geschrieben“, berichtet Bethge von der aufwendigen Software für den „Symphonic Garden“.

Die eigens für die Buga komponierten Klänge ließen sich aber anfangs doch nicht so steuern wie gedacht. Als das Programm dann lief und die Blumen in schöner Blüte standen, machten sich Ende Juli die Hitze und gleich darauf der starke Regen bemerkbar. „Nach den heftigen Regenfällen haben die Sensoren nicht mehr funktioniert“, bedauert Rebecca Grunert. Zwar gebe es Lautsprecher, die für eine Verwendung im Freien geeignet seien, „die machen uns daher auch keine Probleme“, ergänzt Christian Bethge: „Aber Sensoren gibt es nicht für eine solche Verwendung im Freien unter so extremen Bedingungen“, sagt er.

Zu wenig Zeit bis zum Ende der Bundesgartenschau in Mannheim

Daher erklingt zwar weiter der Grundton der Musik - aber die Klänge ändern sich nicht mehr, die Variationen durch die Steuerung durch die Besucher fallen weg. Für die kurze Zeit bis zum Buga-Ende hätte es sich nicht rentiert, noch mal alles neu zu verkabeln und neue Sensoren zu installieren - zumal das Wetter ja wechselhaft und extrem geblieben ist: mal heiß, mal sehr nass.

„Aber der Garten funktioniert trotzdem“, freut sich Rebecca Grunert, dass sie hier immer viele Besucher sieht. Sie und Bethge würden sich daher auch wünschen, dass der „Symphonic Garden“ länger bestehen bleibt. „Das wäre sicher spannend, wie sich das entwickelt“, meint er. Aber nach der Buga soll ja auf dem Experimentierfeld alles abgebaut werden. Doch man könne zumindest die Lautsprecher und die Bepflanzung auch an einen anderen Ort versetzen, meint Bethge. „Wobei es schon mega ist, hier beim Sonnenuntergang zu sitzen“, schwärmt er.

Redaktion Chefreporter

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