Kultur (mit Video)

So war Bülent Ceylans Auftritt auf der Mannheimer Buga

Bülent Ceylans Heimspiel auf der Buga-Hauptbühne: Mit Erzählungen über nächtliches Eindringen auf abgesperrten Spielplätzen und Wortschtbroten unterhält er seine Fans. Pausen gibt's beim Komiker nicht

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Zweieinhalb Stunden Programm: Bülent Ceylan unterhält die Buga-Hauptbühne an zwei Abenden. © Michael Ruffler

„Monnem, was für ein geiles Publikum“, schwärmt Bülent Ceylan nicht nur einmal. Zurecht! Tausende Männer, Frauen und Kinder bejubeln am Donnerstagabend den Auftritt des Komikers und inzwischen auch Sängers mit der langen Mähne als Markzeichen auf der Buga-Hauptbühne frenetisch. Als es zum Ende hin doch noch regnet, harren selbst Menschen, die keinen überdachten Platz ergattert haben, auf ihren mitgebrachten Campingstühlen jenseits von Absperrungen mit Schirm und Plastikschutz aus. Und der verhangene Himmel verwandelt sich über Spinelli in ein Sternenfirmament , weil von den Stühlen gesprungene Fans zum Finale mit gestreckten Armen ihre leuchtenden Handys schwenken.

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Eigentlich ist Bülent Ceylan für 19 Uhr angekündigt. Aber schon eine Stunde vorher sind im nicht-reservierten Bereich sämtliche Stühle unter dem Freiluftdach besetzt, formieren sich Zuschauerinseln auf umgebendem Rasen.

Schon mal unter der Gürtellinie

So wie die Bundesgartenschau vielfältig sprießt, hat auch der Mannheimer mit deutsch-türkischen Wurzeln zu seinem Heimspiel einen bunten Bühnen-Strauß mitgebracht: Bülent Ceylan macht nicht nur Luscht auf sein Programm „Luschtobjekt“, mit dem er zwei Mal die knallvolle SAP-Arena gerockt hat. Er erzählt obendrein aus dem prallen Leben, das bekanntlich der beste Gag-Schreiber ist. Und so schildert der Familienvater köstlich jene „kriminelle“ Energie, der es bedurfte, um auf den während der Corona-Pandemie abgesperrten Spielplätzen mit den beiden Sprösslingen heimlich zu rutschen - und zwar zu nächtlicher Stunde.

Zwischen seinen Geschichten streut der bekennende Dialektiker immer wieder Sprachliches ein, das im Quadrat springt. Und so erfahren die jenseits der Region angereisten Buga-Gäste, dass einem beim Essen von Brotworscht das Brot worscht ist - ansonsten würde man ja ein Worschtebrot essen.

Komisch, aber nicht peinlich

Auch wenn auf dem schwarzen T-Shirt in Großbuchstaben „Produzier misch net“ prangt, so fordert korrektes Gendern das Bühnen-Mannsbild mächtig heraus. Muss ein „Sitzsack" künftig auch als „Sackscheide“ bezeichnet werden, grübelt Bülent - was das Publikum mit grölendem Gelächter quittiert. Ja, der Comedian liebt es, eindeutig-zweideutig zu schwätzen und geht dabei schon mal mit Worten und Gesten unter die Gürtellinie. Jedoch ohne Peinlichkeit, dafür mit praller Komik. Und weil Familien im Publikum sitzen, verrätselt er kindgerecht Geschichten: wie jene, als er mit Luscht aufs Hotelbett springt, im Gräbele landet und sich dort so allerlei einklemmt, auch die Nase, die angeblich seitdem gekrümmt ist.

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Zu seinem Erfolgsrezept gehört: Beim Interagieren mit dem Publikum spielt er facettenreich sein Talent für Situationskomik aus. Klar nimmt er auch bei seinem Buga- Auftritt die Menschen mittels Kamera in den Blick und verblüfft mit spontanen Kommentaren. Und natürlich hat Bülent Ceylan, der inzwischen 25 Jahre auf der Bühne steht, sein fiktives „Personal“ mitgebracht. Nun ja, der gendergerechte Proporz haut noch nicht hin, aber dafür bekommt Anneliese mit der Tigerlook-Brille und dem protzigen Pelzmantel als Quotenfrau in dem Figuren-Panoptikum besonders reichlich Applaus . Vor allem dann, wenn sie ihre (von Bülent geliehene) Langhaarpracht effektvoll zurechtschüttelt, was der Ehemann vom Typ „ä Luftpump“ so gar nicht zu goutieren weiß. Harald mit der Datschkapp mag nicht der hellste sein, „aber dafür is er ä bissel bläd“. Ob Mompfred, der Hausmeister mit der „Pumpenwasserzange“ , ob Testosteron-Hasan, der die Wassergeburt seiner Zwillinge nach dem Motto „vom Becken ins Becken“ schildert, ob Thor mit dem Hammer und der Zottelperücke als Reinkarnation des Donnergottes - sie alle sind kultige Co-Stars und lösen bereits bei ihrem Auftauchen Jubel aus.

Motto: Spaß haben

„Spaß haben“ , so formuliert der Komiker gern sein Programmmotto. Das hält den „Halb-Kanaken“, wie er sich gern selbst auf die Schippe nimmt, freilich nicht davon ab, gegen Rassismus Front zu machen. Und dies keineswegs zum Spaß. Als Sohn eines muslimischen Papas und einer katholischen Mutter, der als evangelischer Christ getauft worden ist, sei er von Vielfältigkeit geprägt. „Ich liebe Menschen und das sollt ihr auch“, lautet seine mit lautem Applaus quittierte Botschaft. Und so präsentiert Bülent Ceylan bei seinem Finale als fetziger Sänger - „ihr kriegt Comedy und Konzert zum Preis von einem Ticket“ - nicht nur „Sweet Dreams“ auf den Flügelspuren seines Erfolgs als Engel in der TV-Show „The Masked Singer“. Er schmettert auch einen Song von seinen „Liedern gegen Nazis“ und gibt gewissermaßen als Weltpremiere einen Vorgeschmack auf sein geplantes Rock-Album.

Der Bülent war wieder "super"

Als der letzte Ton verklungen und schließlich das stürmische Klatschen verebbt ist, hallt der Buga-Auftritt noch lange nach. Auch beim Warten auf die Straßenbahn. Eine Freundesclique ist sich einig, dass „ihr“ Bülent wieder „super“ war. Dessen Karriere schon seit ersten Mini-Auftritten im einstigen Café Journal verfolgt zu haben, erzählt eine der Frauen. Und alle rühmen die „Superleistung“ , zweieinhalb Stunden ohne Pause Menschen zu begeistern. Und als die Journalistin ein sich Hochdeutsch unterhaltendes Paar anspricht, das (wie sich herausstellt) aus der Umgebung von Münster stammt, verrät der Nordrhein-Westfale, dass er ein neues Wort gelernt hat - „brunzen“. Seine Ehefrau klärt auf, dass man dazu in ihrer Heimat „pieseln“ sagt.

Freie Autorin

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