Bundesgartenschau

So lief das große Buga-Treffen der „Blaulichtfamilie“

17.000 Besucher erlebten auf der Bundesgartenschau eine ungewöhnliche Veranstaltung - die gemeinsame Präsentation von zehn Sicherheitsbehörden und Rettungsdiensten

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Peter W. Ragge
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Gut besucht: gemeinsame Übung von der Polizei, THW, Feuerwehr und Johannitern beim Blaulichttag auf dem Gelände der Bundesgartenschau. © Michael Ruffler

Mannheim. „Achtung, Achtung“, ertönt es sofort, wenn man das Spinelli-Gelände am Samstag betritt. „Hinlegen, Kontrolle!“, folgt dann – es ist freilich eine Kinderstimme, die das anordnet. Und das nahezu ständig, denn die Chance, in das Dienstfahrzeug vom Zoll zu steigen, Blaulicht und Anhaltesignalgeber einzuschalten sowie durch den Lautsprecher zu sprechen, nutzen ständig ganz viele Kinder beim „Blaulichttag“ auf der Bundesgartenschau. 17 000 Besucher werden am Ende des Tages gezählt.

Gleich morgens schwebt ein Polizeihubschrauber auf dem Spinelli-Gelände ein und bildet dann eine – den ganzen Tag von Besuchern umringte – Attraktion. „Bussard 812“, so sein Funkrufname, steht normalerweise am Baden-Airport. „Wir haben den Flug hierher gleich mit einem Einsatz verbunden – auf dem Rhein gab es eine Gewässerverunreinigung“, sagt der Pilot, Polizeihauptkommissar Oliver Kurtz. Der Airbus H 145 sei einer der modernsten und leistungsfähigsten Maschinen, die über eine hochauflösende Wärmebild- und Videoanlage verfügt sowie 600 Liter Wasser für Waldbrände anhängen kann. „Wenn der startet, geht es um Menschenleben, um Vermisste oder dass schnell Einsatzkräfte irgendwo hin müssen“, erklärt Polizeipräsident Siegfried Kollmar.

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So war der „Blaulichttag" auf dem Spinelli-Gelände der Bundesgartenschau

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Sein Präsidium hat den „Blaulichttag“ initiiert und organisiert. Hier könne man „gut auf unbeschwerte, belastungsfreie Weise mit den Bürgern ins Gespräch kommen“, sagt er. Und das nutzen sie alle gerne, Polizisten wie auch Mitarbeiter der anderen Behörden und Hilfsorganisationen. Das lobt auch Erster Bürgermeister Christian Specht. Der Sicherheitsdezernent dankt „der gesamten Blaulichtfamilie, die sich im Haupt- und Ehrenamt rund um die Uhr für die Sicherheit unserer Bürger einsetzt“, so Specht. Der Tag auf der Bundesgartenschau „unterstreicht die Leistungsfähigkeit und die große Bandbreite der Hilfsorganisationen“, betont er.

Besonders beeindruckend ist dabei, was der Zoll auffährt – er ist präsenter als die Polizei, obwohl die den Tag doch veranstaltet. Aber ob am Eingang die Einheit Finanzkontrolle Schwarzarbeit mit ihren Fahrzeugen, kleine Ausstellungen zu Rauschgift-, Bargeld und Zigarettenschmuggel, Artenschutz und Reisefreimengen, Vorführungen der Zollhunde und ein Minigolfspiel für Kinder – die Bundesbehörde fährt groß auf. Und zwar groß im Wortsinne: Das größte Fahrzeug am „Blaulichttag“ ist ein 26 Tonnen schweres fahrbares Röntgengerät, von dem es nur drei Exemplare in Deutschland gibt. Aber das Mannheimer Publikum sei sehr interessiert. „Das wird sehr gut angenommen“, findet Zollamtsrat Rosenkranz.

Eindruck macht ebenso „Eagle“, das gepanzerte Radfahrzeug der Bundespolizei. 2011 bis 2014 in Afghanistan bei der Bundeswehr im Einsatz, wird es nun an Flugplätzen eingesetzt. Die Landespolizei hat noch die 30 Jahre ältere Version, den gepanzerten „Sonderwagen 4“. Er werde „bei einer aggressiven Außenstimmung, Terror- und Amoklagen“ verwendet, erläutert Polizeihauptkommissar Polzin von der Bereitschaftspolizei Bruchsal. „Wir holen damit Leute aus heißen Zonen raus oder bringen Spezialkräfte rein“, so Polzin. Ganz modern ist dagegen der daneben postierte Wasserwerfer „Wawe 10“ mit 10 000 Litern Wasser.

Mit Spezialfahrzeugen wie diesem rückt die Polizei in besonders gefährlichen Lagen an. © Michael Ruffler

Denise Rusniak vom Landeskriminalamt ist besonders gerne zur Bundesgartenschau gekommen – weil sie früher in Mannheim im Streifendienst war. Nun zählt sie zu einer besonders spezialisierten Einheit und führt den Fernlenkmanipulator vor, also einen Roboter zur Entschärfung von Sprengsätzen. Etwa 400 bis 450 mal im Jahr, so sagt sie, komme er zum Einsatz: „Was man mit der Maschine machen kann, da muss schon kein Mensch dran!“

Daneben ist zu sehen, dass die Polizei ebenso wie Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) und Technisches Hilfswerk (THW) inzwischen über Drohnen verfügen – etwa zur Suche nach vermissten Personen. Das Interesse daran sei bei den Besuchern sehr groß“, sagt Herwin Hadameck (ASB) – und das trotz der Hitze.

„Die Besucher sind wirklich sehr interessiert, es kommen viele Fragen zu den Fahrzeugen und zu unserer Arbeit“, bestätigt Muhammed Emin Altuntas von den Johannitern. Das erleben Johanniter, Feuerwehr, Polizei und THW, die bei aufwendigen Übungen zeigen, wie nach einem Verkehrsunfall die Verletzten gerettet werden. „Die Zusammenarbeit ist lange erprobt – jeder weiß, was er tun muss, das geht oft ohne Worte“, erläutert Matthias Pfeiffenroth von der Feuerwehr, der die Übung moderiert. Auch ständige Vorführungen der Rettungshunde von Rotem Kreuz, DLRG und THW oder der Zollhunde sind sehr gut besucht.

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Von sehr guter Resonanz beim Publikum sprechen ebenso Hannah Leinen, Stadtbeauftragte der Malteser, und Uwe Blümler vom Vorstand der DLRG: „Es kommen sehr viele Kinder“, sagt Leinen, aber auch die Eltern stellen viele Fragen“, berichtet Leinen. „Viele wissen gar nicht, was es alles im Bevölkerungsschutz gibt und dass wir das alles ehrenamtlich machen“, so Leinen. „Top“ beschreibt Uwe Blümler die Resonanz bei den Besuchern. Neben Tauchergruppe, Strömungsrettern und Booten können die Ehrenamtlichen der DLRG sogar noch eine große Attraktion bieten: die Rollenrutsche, die Kinder in Kisten herunterrutschen, zumal die DLRG-Aktiven wegen der Hitze einen erfrischenden Zusatz-Sonderservice bieten. Wer will, wird bei der rasanten Abwärtsfahrt aus einer Wasserflasche besprüht.

„Sensationell“ nennt Polizeipräsident Kollmar schließlich das, was den „Blaulichttag“ beendet: Auf der Buga-Hauptbühne spielt das französische Orchester „Préfecture de Police Paris-Musique des Gardiens de la Paix“ mit dem Landespolizeiorchester Baden-Württemberg. Die Idee entstand, weil Mannheims Polizei in der Corona-Zeit gut mit französischen Kollegen kooperierte. Möglich geworden sei es aber nur auf Vermittlung von Folker R. Zöller, Honorarkonsul von Frankreich, und vom Salon Diplomatique und einem privaten Spender, dankt Kollmar.

Redaktion Chefreporter

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