Bundesgartenschau

So groß war der Ansturm beim Ausverkauf der Buga

Ob Pflanzen, Stühle, Schirme - viele wollten eine Erinnerung an die Mannheimer Bundesgartenschau kaufen. Sogar ein Bügeleisen war darunter - das eine besondere Geschichte hat

Von 
Peter W. Ragge
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„Ein Stück Buga mit nachhause nehmen“: Die Besucher stöbern bei den Pflanzen im Buga-Betriebshof. © Michael Ruffler

Mannheim. „Verrückt“, sagt Edith Herkert-Ziehensack, „das muss man erlebt haben“. Mit drei Pflanzen, einer Rose und zwei Stauden, verlässt sie da gerade das Gelände der Bundesgartenschau in Mannheim. „Diese Erinnerung war es mir wert“, meint sie mit Blick auf die Pflanzen, für die sie in der langen Warteschlange an der Kasse ausgeharrt hat, denn der Andrang beim Verkauf von Pflanzen, Gartenmöbeln und vielen Ausstattungsgegenständen der Buga ist immens.

Schon ab 8 Uhr sichten Mitarbeiter der Bundesgartenschau die ersten Interessenten am Eingang - dabei geht es erst um 10 Uhr los. Da gibt es Staus auf der Talstraße und am Wingertsbuckel, Anwohner kommen zeitweise nicht aus ihren Ausfahrten, weil viele Autos zur Buga wollen und gar nicht alle auf einmal ins Parkhaus gelangen können.

Die Leute wollen alle ein Stück Buga haben, das ist pure Nostalgie. Wir wurden überrannt
Gerhard Mandel Vorsitzende des Freundeskreises Buga

„Der Druck ist zu groß“, entscheidet Gerhard Mandel, der Vorsitzende des Freundeskreises Buga. Er und viele seiner Mitglieder haben an vier Tagen die Knollen des prächtigen Dahlienbeets ausgegraben und bieten sie gegen eine Spende vor dem Buga-Betriebshof an. „Der Erlös ist für den Neustart“, so Mandel, denn der Freundeskreis will auch nach der Buga aktiv bleiben. Um 10.32 Uhr sind die über 3000 Dahlien weg. „Die Leute wollen alle ein Stück Buga haben, das ist pure Nostalgie. Wir wurden überrannt“, sagt Mandel.

Eine Mistgabel als Erinnerung

So geht es auch den Buga-Mitarbeitern. Zeitweise erstreckt sich die Warteschlange am Eingang von der Spinelli-Pforte bis zum Wingertsbuckel, die ganze ehemalige Busspur entlang. Buga-Prokuristin Miriam van Hazebrouck lässt immer Gruppen von etwa 50 Personen aufs Gelände, damit in den Hallen des Betriebshofs der Andrang nicht zu groß wird, dennoch ist es zeitweise eng.

Was es da alles gibt, ist faszinierend. Das zeigt der Einkauf von Nikolai Sauerwald, der als einer der Ersten wieder an der Kasse ankommt. Eine Mistgabel, ein Gießrohr und eine Pflanze hat er, „als Erinnerung“, wie er sagt. 40 Euro zahlt er dafür. „Die Preise sind aber eher wie im Devotionalienhandel als im Ausverkauf“, findet er sie zu hoch.

Eine Warteschlange bis hinunter zum Wingertsbuckel bildete sich vor dem Tor des Spinelli-Geländes beim Buga-Ausverkauf. © Michael Ruffler

Das sieht nicht jeder so. „Fairer Preis“, meint etwa Steffen Foshag, der 85 Euro für einen Sitzsack ausgibt. „Der kostet sonst über 200“, weiß er. Dazu holt er noch drei Kissen, „für meine Mädels“, nämlich seine zwei Töchter und seine Frau. Das sei „eine schöne Erinnerung an die Buga“, findet er. Carola Rihm, die in einer Band spielt, zeigt stolz auf ihren Notenständer. „Nur zehn Euro haben sie verlangt - und ich weiß, was die sonst kosten!“

Keine Zeit für Wehmut

„Ganz glücklich“ sind ebenso Ingrid und Werner Nickel. Zwei kleine Holztische haben sie erstanden zu je 15 Euro („Die sind sonst sehr viel teurer“), dazu viele Pflanzen für den neu angelegten Garten - und später sieht man sie noch mal, wie sie eine Biertischgarnitur auf einen der Elektrokarren der Buga-Mitarbeiter laden, die beim Abtransport sperriger Gegenstände helfen.

Manchen tut es schon weh, dass sie so „ihre Buga“ nach und nach schwinden sehen. „Aber ich habe keine Zeit für Wehmut“, sagt Anne Röck aus der Gärtnerischen Abteilung, wo kisten- und bündelweise Pflanzen verkauft werden. Viele wollen eben „ein Stück Buga mit nach Hause nehmen“, wie es Angelika und Bernhard Pfützer sagen, die zwei Kisten voller Stauden erwerben. Gräser „für den Vorgarten“, wie er sagt, hat Franz Busenbender auf dem Arm, „ist doch eine schöne Erinnerung“, meint er.

In Kisten, Taschen und Einkaufswägelchen schleppten die Menschen die Pflanzen aus dem Betriebshof. © Michael Ruffler

Auch Gisela Neuhaus trägt viele Gräserbündel. „Ich habe zwei Arme und zwei Schultern, auf die ich etwas hängen kann“, freut sie sich über den Einkauf. Andere bauen vor. Ingrid Blass kommt mit einem roten Wägelchen. Die Bundesgartenschau habe ihr „so riesig gefallen, dass ich unbedingt ein paar Pflanzen davon haben möchte“, sagt sie. Gleich 15 Stauden erwirbt Klaus Müller. „Ich mache meinen Vorgarten neu - und habe mir dazu bei der Buga die Anregungen geholt, jetzt setze ich sie um“.

Beratung rund um die Rosen

Manche Besucher klettern sogar auf die bepflanzten Riesensäcke („Big Bags“), holen sich da einzelne Pflanzen heraus - und bekommen dafür einen Buga-Spaten zur Verfügung gestellt. Bei Ellen Oswald geht die Hilfe noch weiter. Die Gärtnerische Leiterin des Luisenparks steht dort, wo Rosen verkauft werden. Viele seien in die Rosenbeete des Herzogenriedparks gekommen, auch sie habe im Luisenpark „einige Stellen mit Rosen aufgehübscht und erheblich aufgerüstet“, sagt sie zufrieden.

Was übrig blieb, wird veräußert. Mit einem Schnellhefter in der Hand berät sie die Käufer, welche Sorte später wie blüht, und gibt Tipps, wie sie einzupflanzen und zu pflegen sind.

Popstar am Bügelbrett

Aber nicht nur Pflanzen gibt es. Johann Ruiner ist froh, einen Blechkanister für das Benzin für sein Notstromaggregat entdeckt zu haben. „Bisher habe ich Kunststoffbehälter, aber das ist doch besser“, findet er. Saskia Meiniger strahlt, für 50 Euro einen der Schirme ergattern zu haben. „Von der Sorte gab es nur zwei, das war der einzige ganze!“ Annette Adickes hat die großen weißen Buchstaben des Buga-Abschiedsschriftzugs in der Tasche, „da ich am Basteln bin“. Unzählige Stühle und einige Tische wechseln den Besitzer, ebenso Sofas und Schränke.

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Es gibt fast nichts, was es nicht gibt: Etliche Mülleimer aller Größen, Geschirr, Besteck, Weingläser, Klemmstrahler, Warnwesten, Feuerlöscher, Kleiderbügel, Handtücher, Spiegel, Vasen, ein Moderationskoffer und Flipcharts, Wasserschläuche, Besen und Spaten oder Bodenmarkierungsklebeband - alles findet Käufer. Die skurrilsten Teile dürften ein Bügelbrett und ein Bügeleisen sein. Damit habe, so erzählt Buga-Abteilungsleiterin Kirsten Batzler, der niederländische Popstar Eloy de Jong vor seinem Auftritt selbst sein Hemd gebügelt. Bei aller Wehmut sei der Verkauf auch „irgendwie reinigend“, findet sie: „Die Leute freuen sich an den Sachen und nutzen sie weiter - auch da geht also unser Konzept der Nachhaltigkeit auf“, ist sie mit der Resonanz sehr zufrieden.

Redaktion Chefreporter

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