Mannheim. „Stinksauer“ äußerte sich Christiane Säubert (ML), und sie war damit keinesfalls allein. Auf massive Bedenken stieß im Bezirksbeirat Feudenheim der Entwurf des Bebauungsplans für den südlichen Teil des Spinelli-Geländes, wo Wohnbebauung und ein zentraler Betriebshof des Stadtraumservice vorgesehen sind.
Das Thema stand gar nicht auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung. Schon darüber regten sich die Bezirksbeiräte sowie mehrere Bürger auf. Denn wäre das Thema bekannt gewesen, hätten sicher noch viel mehr Feudenheimer an dem Treffen in der Kulturhalle teilgenommen, warfen sie der Stadt vor.
Was wird aus alter Pionierkaserne?
Wie der Sitzungsleiter, Bürgermeister Dirk Grunert, erklärte, habe Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) aber bewusst die Chance nutzen wollen, die Feudenheimer noch mal zu informieren, da der Bezirksbeirat zu zwei Vorberatungen im zuständigen Gemeinderatsausschuss keinen Vertreter entsandt habe. Doch schon am kommenden Dienstag soll der Plan im Gemeinderat endgültig beschlossen werden.
Doch das sei „nicht verknüpft mit einer Entscheidung über den Abriß“, stellte Grunert klar. Gemeint sind damit zwei der insgesamt fünf Blocks der alten Pionierkaserne, für deren Erhalt sich eine Bürgerinitiative einsetzt. Bislang plant die GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft, sie durch zwei gleich große Neubauten zu ersetzen.
Doch darüber berate der Aufsichtsrat der GBG erst, wenn ihm ein Gutachten über den Zustand der Blocks vorliege, sagte Grunert. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass es eine öffentliche Debatte gibt“, versprach Stadträtin Gabriele Baier (Grüne).
Kein Einzelhandel vorgesehen
Der Bebauungsplan enthält speziell dazu keine Festlegung, er lässt Abriss wie auch Erhalt der beiden Blocks zu. Das Papier schafft nur generell den Rahmen für, so Stadtplaner, Jens Weisener, „zwei Riegelgebäude“ und sieben Punkthäuser auf der begrünten Fläche, die während der Bundesgartenschau vor dem Eingangsgebäude lagen.
Auf den Dächern der Gebäude seien Solaranlagen geplant. „Dachbegrünung ist dann eventuell kein Thema mehr“, so Weisener. Vorgesehen sei ein „energetisch hoher Standard“, wobei anstelle der Fernwärme derzeit „geothermische Lösungen“ geprüft würden. Die Ansiedlung von Vergnügungsstätten oder Einzelhandel lasse der Bebauungsplan nicht zu.
Bus als zentrale Verkehrsanbindung
Laut Weisener plant die GBG ein „autoarmes Quartier“ mit 0,8 Stellplätzen pro Bewohnern, die es auch nicht vor den Häusern, sondern im – bereits bestehenden – Parkhaus an der Ecke Talstraße/Wingertsbuckel geben soll. Die verkehrsberuhigte Quartierstraße sei ausschließlich den Anwohnern vorbehalten, die be- und entladen dürfen, sowie Rettungs- und Entsorgungsfahrzeugen.
Zur Anbindung des neuen Wohngebiets an die umliegenden Fuß- und Radwege seien „massive Umbaumaßnahmen“ an der Haltestelle Talstraße vorgesehen, zudem würden „weitere Optimierungsmaßnahmen geprüft“, so Weisener.
Zwischen dem künftigen Betriebshof und dem jetzigen Gewerbegebiet Talstraße ist eine Trasse für einen Bus vorgesehen, dessen Wendeschleife an der U-Halle die Behinderten- und Mitarbeiterparkplätze für die U-Halle enthalten soll. Wann und in welchem Takt der Bus fahre, sei aber offen. Zum Wohngebiet werde dieser künftige zentrale Betriebshof mit Verwaltungsgebäude, Werkstätten, Lager und Fahrzeugstellplätzen von einem „grünen Saum“ abgegrenzt, sagte Weisener. Die Häuser bekämen zum Betriebshof hin Lärmschutzfenster.
Gegen „Eventlocation“
Dieser Betriebshof ist zwar vom Gemeinderat längst beschlossen – dennoch wird er vom Bezirksbeirat und Anwohnern weiter mehrheitlich klar abgelehnt. Christine Schaefer äußerte die Hoffnung, der Gemeinderat werde „den Unsinn noch mal hinterfragen“, weil die Baukosten auf über 70 Millionen Euro gestiegen seien – eine Zahl, die Weisener weder bestätigte noch dementierte. Von einem „unsäglichen zentralen Betriebshof“ sprach auch ihr Mann Ulrich Schaefer.
Bezirksbeirat Rene Leicht (Grüne) beklagte, die ganze Planung sei „kein Glanzstück der Bürgerbeteiligung“: „Das wird uns hier aufgedrückt“, schimpfte er. Nach der Bebauung entstehe ein Riegel, der den Zugang der Feudenheimer zum neuen Spinelli-Park erschwere, denn einen klaren Weg erkenne er auf den Plänen nicht, sondern nur schmale Durchgänge durch das – private – Baugebiet.
Streit über Parkplatzquote
„So stelle ich mir das Entree von einem Park nicht vor“, so Leicht. „Er hat den Punkt getroffen“, schloss sich Bezirksbeirat Rolf Götz (CDU) den Worten von Leicht an und monierte ebenso die fehlenden Parkplätze für Anwohner wie ML-Stadtrat Achim Weizel. Eine Quote von 0,8 habe sich doch bereits in Franklin als „katastrophal“ erwiesen: „Wieso macht die Verwaltung den gleichen Fehler nochmal?“
Ob die von Weisener angekündigte „insektenfreundliche Beleuchtung“ auch hell genug sei, um Frauen Sicherheit zu bieten, fragte Heidrun Back. Sie verwies darauf, dass bei der Heilbronner Bundesgartenschau das Wohngebiet mit den Bürgern gemeinsam entwickelt worden sei. „Das hat man hier völlig außer Acht gelassen“, bedauerte sie.
Christiane Säubert fürchtete eine „sehr deutliche Zunahme von Lärm- und Verkehrsbelastung“ durch den Betriebshof, von dem aus Fahrzeuge des Stadtraumservice in die ganze Stadt ausschwärmen, und fragte, wieso die U-Halle jetzt mit einem Bus angeschlossen werde. „Während der Buga sind die Menschen doch auch zu Fuß zur Straßenbahn!“ Zudem kritisierte sie ebenso wie Bürger, dass die Gastronomie auf Spinelli sich als „Eventlocation“ bezeichne. Weisener entgegnete, dass nur durch dauerhaften Betrieb der U-Halle ein Gastronom für die Buga gefunden worden sei, „sonst hätte sich da keiner darauf eingelassen“.
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