Mannheim. War sie jetzt schwer oder leicht zu lösen – die Folge 214 unserer historischen Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ Doris Weinschenk meint: „Eine harte Nuss, dieses Mal.“ Dagegen findet Manfred Kirschbaum: „Das war dieses Mal leicht.“ Schließlich sei auf der historischen Aufnahme im Hintergrund rechts noch der westliche Turm des Schlosses zu sehen. Aber „ohne die Abbildung des Schlosspavillons hätte ich den Aufnahmestandort nicht erkannt“, räumt Fritz Ebert ein. Und ein Leser gibt freimütig zu: Mannheim hatte viele solche Stellen zu bieten. Keine Ahnung, wo das ist.“
So lagen denn auch vier Leserinnen und Leser daneben, als sie auf A 1 oder M 1 tippten. Aber den anderen gut zwei Dutzend war klar: Der Blick des Fotografen, der laut Marchivum etwa um 1950 auf den Auslöser gedrückt hat, richtet sich vom Schillerplatz in B 3 auf die Häuserzeile A 3,5. Das mittlere Haus sei „inzwischen um ein Stockwerk aufgestockt“, merkt Heide Henigin an: „Aber das Erdgeschoss mit dem Laden sieht noch so wie auf dem Foto aus.“
Stimmt genau. Wobei das Geschäft inzwischen ein anderes ist. Mehr als 90 Jahre lang, von 1887 bis 1978, war das Unternehmen Buddeberg hier ansässig, gegründet von den Brüdern Carl und Fritz Buddeberg als kleines Optikergeschäft. In den Kriegsjahren wurde das Gebäude schwer beschädigt. Aber danach „geht es mit noch größerem Fleiß an die gewachsenen Aufgaben und es entsteht an altem Platz in A 3,5 in vollständig neuen und zweckdienlichen Räumen“ wieder die bekannte Firma“, wie es auf der Webseite des Unternehmens heißt.
Ausstattung fürs Labor gekauft
„Wir haben in einem Zimmer noch ein wunderschönes Barometer (1920) der Fa. Buddeberg hängen, das noch einwandfrei funktioniert“, erinnert sich Reinhard Siegel sehr gerne an das Geschäft am Schillerplatz. Manfred Schreiner kaufte vor gut sechs Jahrzehnten „Laborgeräte, da ich in einem Fotostudio arbeitete“, Bernd Hillgärtner besorgte sich „diverse Utensilien für meinen ,Chemie-Baukasten’“. Christine Vondung-Beck bekam hier „Anfang der 1960er Jahre meine erste Brille. Ein für mich hässliches Gestell, das heute chic wäre. Aber es sah für andere Kinder nach ,Brillenschlange’ aus.“
Die Gewinner
- Mannheimer Morgen und Marchivum arbeiten bei „Erkennen Sie Mannheim?“ Hand in Hand.
- Unter den richtigen Einsendungen werden kleine Geschenke aus dem Bestand des Marchivum verlost.
- Als Gewinner der Folge 214 sind gezogen worden: Florian Theis, Christine Vondung-Beck und Angelika Welzbacher.
- Folge 215 unserer Rätsel-Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ erscheint am Mittwoch, 3. April.
- Die Auflösung zu Folge 215 erscheint am Donnerstag, 11. April.
Wo es einst optische Geräte und Sehhilfen gab, handelt jetzt die Firma Jeromin mit Naturstoffen aller Art – und sehr zur Zufriedenheit vieler Kunden. In dem „wunderbaren Laden“ würden „seit Jahrzehnten die wunderschönsten Dinge zum Handarbeiten verkauft – früher Wolle und auch Kosmetik, inzwischen Zubehör für ausgefallene und innovative Techniken“, freut sich Angelika Welzbacher. Ingrid Zercher fand hier einen „besonders gut sortierten Handarbeitsladen mit Naturgarnen“ und für ihre Ende der 1970er Jahre geborene Tochter qualitativ hochwertige Pullover und Jacken. Für sich selbst kaufte sie damals „die gerade in Mode gekommenen Holzstricknadeln“.
Heide Henigin wirft auch einen Blick auf den unteren Teil der historischen Aufnahme: „Die Trümmer auf dem Platz stammen wahrscheinlich noch vom alten Nationaltheater“, mutmaßt sie. Und könnte damit durchaus recht haben. Denn bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war der Schillerplatz seit den späten 1770er Jahren Standort des zunächst „nationale Schaubühne“ genannten Nationaltheaters.
Vor der feierlichen Eröffnung im Jahr 1779 ließ Kurfürst Karl Theodor den ehemaligen kurfürstlichen Frucht- und Kornspeicher in ein Theater umbauen – sozusagen als Abschiedsgeschenk an seine bisherige Residenz, die er zugunsten Münchens aufgab. Die Schaubühne sollte „anstelle des französischen Schauspiels und der italienischen Oper, die traditionell die Spielpläne dominierten, Aufführungen deutscher Werke bieten“, heißt es auf der Webseite der Stadt Mannheim.
„Die Räuber“ bringen Ruhm
„Das Ensemble unter dem damaligen Intendanten Wolfgang Heribert von Dalberg gab 1779 sein Debüt und gelangte mit der Uraufführung von Schillers ,Die Räuber’ zu deutschlandweitem Ruhm“, heißt es weiter. Auch nach dem Übergang Mannheims an Baden 1802 habe die „nun ,Hof- und Nationaltheater’ genannte Bühne ihr hohes künstlerisches Niveau halten“ können und sei „Anziehungspunkt für die geistige Elite Europas“ geblieben. Die habe deshalb Mannheim besucht oder sich sogar hier niedergelassen.
„Seit 1839 führte die Stadt das Theater in alleiniger Verantwortung.“ Ein Wiederaufbau des zerstörten Gebäudes nach dem Zweiten Weltkrieg sei „wegen der beengten räumlichen Verhältnisse nie ernsthaft in Erwägung gezogen“ worden.
Bernd Hillgärtner erinnert sich an das Gelände in den Jahren nach dem Krieg als „echten Abenteuerspielplatz“ und fragt sich: „Was wohl noch alles unter dem ehemaligen Theaterplatz schlummern mag? Nicht wenige vermuten ja zahlreiche Instrumente des damaligen Orchesters in den zugeschütteten Kellergewölben, schließlich gab es am Abend zuvor eine Freischütz-Premiere.“
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