Lokalgeschichte

Erkennen-Serie führt in die Nähe des Mannheimer Marktplatzes

Ein Gebäudeensemble im Quadrat G2 war beim jüngsten Teil der Serie "Erkennen Sie Mannheim?" gesucht. Leserinnen und Lesern ist dabei eines ganz besonders in Erinnerung geblieben

Von 
Bertram Bähr
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Das Gebäudeensemble in G 2 hat sich über die Jahrzehnte kaum verändert. Allerdings gibt es inzwischen das Lokal Margarete, an das viele sich lebhaft erinnern, nicht mehr. © Thomas Tröster/Marchivum

Mannheim. Auf einer historischen Aufnahme von 1946 stehen nur noch Ruinen. Dort, wo zuvor ein prächtiges Gebäudeensemble das Bild prägte, liegt tonnenweise Bauschutt. Aber nur knapp zehn Jahre später hat sich das Bild im Quadrat G 2 komplett gewandelt, wie das Anfang der 1960er Jahre entstandene Foto oben rechts zeigt. „Es handelt sich um das von meinem Vater Berthold Eichele 1955 wieder aufgebaute Haus in G 2, 19-20 mit Gaststätte Margarethe“, berichtet Rolf Eichele – der hier noch immer wohnt.

Die Gewinner

  • Mannheimer Morgen und Marchivum arbeiten bei „Erkennen Sie Mannheim?“ Hand in Hand.
  • Unter den richtigen Einsendungen werden kleine Geschenke aus dem Bestand des Marchivum verlost.
  • Als Gewinner der Folge 223 sind gezogen worden: Rolf Eichele, Rosela Goslant und Ilse Kaiser.
  • Folge 224 unserer Rätsel-Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ erscheint am Mittwoch, 8. Januar 2024.
  • Die Auflösung zu Folge YYY erscheint am Donnerstag, 16. Januar 2024.
  • Alle Serienteile unter www.mannheimer-morgen.de/erkennen-sie-mannheim.

Eichele ist einer der Leser und Leserinnen, die sich an unserer Folge 223 von „Erkennen Sie Mannheim?“ beteiligt hat. Und wie fast alle hat er richtig erkannt, welche Örtlichkeit wir gesucht haben. Dem einen oder anderen mag dabei unser Hinweis auf eine nahe Kirche geholfen haben. Dass es sich dabei um die Marktplatzkirche St. Sebastian handelt, blieb nicht verborgen.

Flucht aus der „Ostzone“ und Neuanfang in den Quadraten

Etwas ist Rosela Goslant besonders im Gedächtnis geblieben: „Ich erinnere mich an unser erstes Silvester in der Neubauwohnung, als wir um Mitternacht den Glocken von St. Sebastian lauschten und so glücklich waren, dann gingen wir in unser Wandklappbett und erfreuten uns an der Wärme des auf Pump gekauften Kohle-Ofens. Ich war damals elf.“ Das war in der Nachkriegszeit, nachdem Rosela Goslant mit ihrer Mutter als „Ostzonen-Flüchtling“ nach Mannheim gekommen war.

Sie wohnten nebenan in G 3, 18-19, wo man ihnen eine Neubauwohnung zugeteilt hatte. Dabei hatten sie Mannheim erst drei Jahre zuvor verlassen, wohin sie als Heimatvertriebene aus dem Sudetenland gekommen waren. Grund: „Meine Oma in der DDR erkrankte und meine Mutter musste sich um ihre noch minderjährige Schwester kümmern“. Raus aus der DDR durchlief die Familie etliche Flüchtlingslager von Berlin-Marienfelde bis runter nach Bad Reichenhall – bevor der Neuanfang in den Mannheimer Quadraten gelang. Hier lernte Rosela Goslants Mutter ihren zweiten Mann kennen, die Hochzeitsfeier war im Margarete.

© Thomas Tröster/Marchivum

Dies Gaststätte steht auch bei den meisten anderen Lesern im Mittelpunkt der Betrachtung. Das Lokal konnte im Jahr 2010 sein 120-jähriges Bestehen feiern, wie Rolf Eichele mitteilt. Allerdings, das geht aus der Chronik hervor, wechselte im Laufe der Jahrzehnte die Schreibweise – von „Margareth“ über „Margarethe“ bis zu „Margarete“. Die Gaststätte, schreibt Inge Blank, „war ehemals Stammlokal für eine feste Gruppe Tanzbegeisterter der Tanzschule Geisert, die jenseits des Marktplatzes auf der Breiten Straße im obersten Stockwerk des Gebäudes von Quadrat R 1 beheimatet war und in der auch ich das Tanzen erlernt sowie mit anhaltender Begeisterung praktiziert habe.“

Seit 57 Jahren ein Paar – dank der Freude am Tanzen

Nach der „regelmäßigen sogenannten Tanz-,Perfektion’ an den Sonntagabenden kehrten wir gemeinsam mit unserem Tanzlehrerpaar Lilo und Geo Geisert dort ein, stärkten uns und ließen den Tanzabend in vertrauter Runde ausklingen“.

Dieser „persönliche Kreis um Lilo und Geo Geisert ist mir bis heute unvergesslich in Erinnerung geblieben“, teilt Inge Blank mit. Und das aus einem ganz entscheidenden Grund: „Die Freude am Tanzen hat meinen Mann und mich vor 57 Jahren zusammengeführt und sich bis heute erhalten.“

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Die traditionsreiche Gaststätte „war viele Jahre mein beziehungsweise unser (Tanzschule, Mann, Freunde, Pfadfinder, Motorradfahrer) Stammlokal“, erinnert sich Ilse Kaiser: „Wir haben dort einige Feste gefeiert, Wirte kommen und gehen sehen.“ Für die Mannheimerin, die heute in der Pfalz lebt, war es „eine schöne Zeit unserer Jugend – ich denke noch immer gerne an diese Zeit zurück“.

Ute Beres wohnt nach wie vor in Mannheim, wenn auch an anderer Stelle. Aber das gesuchte Haus kennt sie sehr gut. Denn „zur Zeit der Aufnahme des Fotos“ hatten dort „mein Opa und meine Oma gewohnt. Der ältere Herr oben auf dem Balkon ist allerdings nicht mein Opa“, klärt Beres auf: „Meine Großeltern wohnten genau eine Etage darunter.“ Neben der Gaststätte sei damals „im Erdgeschoss ein Möbelgeschäft“ gewesen.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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