Mannheim. „Ja wenn ma des als Monnemer net kennt, hot mer soi Lewe verpennt“, schreibt Edwin Darmstädter im heimischen Zungenschlag. In der Tat, Folge 224 unserer historischen Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ war sicherlich nicht gerade die schwerste. Das zeigt sich auch an der Beteiligung: Mehr als drei Dutzend Leserinnen und Leser machten dieses Mal mit - und lagen allesamt richtig mit den Kapuzinerplanken beziehungsweise Angaben zu den angrenzenden Quadraten.
So bekannt der langgezogene Platz im Herzen der Innenstadt, an der Kunststraße, auch ist: Viele werden wohl nicht wissen, wie er zu seinem Namen kam. Rainer Axtmann gibt darüber Auskunft. Er hat dazu auf Wikipedia recherchiert. Und auch der Mannheim-Brockhaus hilft weiter. In den Quadraten O 5 und O 6, direkt gegenüber des Platzes in südwestlicher Richtung, entstand zwischen 1701 (Grundsteinlegung) und 1704 (erster Gottesdienst) die Kapuziner-Klosterkirche. „1838 wurden Kirche und Kloster versteigert und 1839/40 abgebrochen“, hält der Brockhaus fest.
Namen erinnern an Kloster aus dem 18. und 19. Jahrhundert
Nach dem Abriss sei „die nun begradigte Trasse durch das ehemalige Klostergelände“ weitergeführt worden. Und „dabei entstanden als Straßenaufweitung in den Quadraten O 5 und O 6 die Kapuzinerplanken“. An die Zeit der Mönche erinnert auch der Kapuzinerplatz, der schräg gegenüber im Quadrat O 4 liegt. Seinen Namen trägt er laut Brockhaus allerdings erst seit etwa 1900, zuvor wurde er als „Gockelsmarkt“ bezeichnet. Nicht etwa wegen Geflügels, sondern, „weil hier zur Winterzeit Tannenzapfen aus dem Odenwald, die ,Gockeln’ (auch ,Gogeln’), als Brennmaterial verkauft wurden.
Das hier gezeigte historische Foto der Kapuzinerplanken ist deutlich jüngeren Datums. Das Marchivum ordnet es in den 1980er Jahren ein - was Matthias Legat anhand eines Details bestätigt: „Das Bild entstand frühestens im Jahr 1980. In diesem Jahr debütierte der VW Passat B 2, der, etwas von der Fußgängerin verdeckt, links auf die Ampel zurollt. Er ist das jüngste Auto im gesamten Umfeld.“ Auch wegen seines eigenen Pkw war Legat früher hier: „An der Ecke des Quadrats, wo auf dem Bild ein Geschäft Teppichböden und Tapeten anbietet, befand sich in den gleichen Räumen mehrere Jahre lang ein Autozubehörgeschäft. Wenn ich mich recht erinnere, handelte es sich um die Firma Häfele. Dort war ich in Sachen Zubehör und Pflegemittel für meinen fahrbaren Untersatz oft Kunde.“
Dass die Kapuzinerplanken damals als Parkplatz dienten, ist vielen in Erinnerung geblieben. „Die Kunststraße hatte noch zwei Fahrspuren, und der Platz wurde zum Parken benutzt“, blickt Tibor Eikermann zurück. Werner Frieß hält fest, dass man „in dieser Ecke mit dem eigenen Auto oft noch einen Parkplatz für den schnellen Einkauf in der Innenstadt fand, zu noch moderaten Parkgebühren. Damals war das Verkehrsaufkommen noch geringer, und eine Poserszene gab es auch noch nicht.“
Thomas Frischmann trauert der damaligen Situation etwas nach: „Wie der volle Parkplatz, der zwischenzeitlich beseitigt wurde, zeigt, war Mannheim damals für Besucher aus dem Umland eine beliebte Einkaufsstadt mit sechs Kaufhäusern. Dank der autofeindlichen Politik und der Vernichtung von Parkmöglichkeiten haben wir in Mannheim noch zwei Kaufhäuser, die mit der Insolvenz kämpfen.“
Eher positiv blickt Jürgen Beres auf die Gegenwart: „Die vielen Autos auf dem Bild mussten alle der Verschönerung der Kapuzinerplanken weichen. Das ist gut gelungen, und die zahlreichen Veranstaltungen dort sind eine Bereicherung für die Stadt und die Menschen (nicht immer für die Anwohner).“ Edwin Darmstädter sind die Abstellflächen für Autos aus einem anderen Grund in Erinnerung geblieben: „Ich bin in den 70ern mit meinem Ford Capri mal in die Stadt gefahren. Hatte noch nicht so lange meinen Führerschein. Es waren an der Straße so gut wie alle Parkplätze voll. Eine kleine Lücke hinter einem Citroën 2 CV, also einer Ente, war noch frei. Aus den französischen Filmen wusste man, dass ein kleiner Anschubser genügt, um die Parklücke zu vergrößern - also sofort in die Tat umgesetzt. Es klappte. Durch die Poller an den Stoßstangen beider Autos ist auch nichts passiert.“
Beim Blumepeterfest Zuckerwatte zubereitet
Mehreren Leserinnen und Lesern ist das Sparkassen-Logo am linken Bildrand aufgefallen. Claudia Lauth hat in der damaligen Bankfiliale „fast 30 Jahre gearbeitet. Daher glaube ich, die Gegend ringsherum ganz gut zu kennen, auch wenn ich mittlerweile in den Erinnerungen etwas kramen muss.“ So sind ihr damalige Geschäfte und Lokale eingefallen, „wie zum Beispiel das Amadeus (heute Coq au Vin), Kyoto Perlen (heute Goldschmiedeatelier Lohoff). Auch dass im Starks früher eine Apotheke bzw. danach ein Sportbekleidungsgeschäft war, daran erinnert sich kaum noch jemand.“
Nostalgisch blickt Sabine Gerber auf die Kapuzinerplanken: „Unvergessen ist die Zeit, als wir meine Mutter, die bei Engelhorn und Sturm (damals hieß das Modehaus noch so) abends nach ihrem Dienst abgeholt haben. Dort war nämlich der Personaleingang.“ Und Nora Retzer hat „in den 80er Jahren mit Kollegen von Südzucker beim Blumepeterfest Zuckerwatte fabriziert, was uns einen Riesenspaß bereitete“.
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