Mannheim. Eigentlich sollte die Entscheidung über den Kandidaten der Grünen für die Oberbürgermeister-Wahl erst an diesem Mittwoch öffentlich werden. Für den Abend hat der Kreisverband zu einer Mitgliederversammlung ins Kulturhaus Käfertal eingeladen, bei der die Kandidatenfindungskommission den Mitgliedern das Ergebnis ihrer Suche präsentieren und mit der Versammlung dann diesen Vorschlag diskutieren will. Der Parteibasis verbleibt das letzte Wort in der Frage, ob der Kandidat tatsächlich auch nominiert wird. Noch für den Abend war eine Pressemitteilung angekündigt.
Aber schon in den vergangenen Tagen fällt in Gesprächen, auch über die Parteigrenzen hinaus, immer wieder ein Name: Stadtrat Raymond Fojkar soll bei der Wahl am 18. Juni antreten - und den Mitgliedern vorgeschlagen werden. Mehrere Quellen bestätigen dies zu Wochenbeginn dieser Redaktion.
Theresia Bauer und Franziska Brantner als Kandidatinnen
Die Personalie ist überraschend. In den vergangenen Monaten war viel über das Kandidaten-Profil spekuliert worden. Nominieren die Grüne eine Frau, um sich so von den Kandidaten Thorsten Riehle (SPD) und Christian Specht, dem gemeinsamen Kandidaten von CDU, ML und FDP, abzugrenzen? Wird es ein junger Kandidat oder eine junge Kandidatin, um frischen Wind in die Kommunalpolitik zu bringen? Ein Kracher von außerhalb? Oder doch etwa ein prominenter Amtsträger aus dem eigenen Kreisverband oder aus der Region?
Nils Born, der mit Sophia Dittes den Kreisverband führt, will sich am Dienstag nicht äußern. „Wir stellen den Vorschlag am Mittwoch erst unseren Mitgliedern vor“, sagt er. „Davor gibt es von unserer Seite keine offiziellen Informationen.“ Auch eine Anfrage an Fojkar selbst bleibt unbeantwortet. Fraktionschefin Stefanie Heß erklärt, sie äußere sich, „sobald die Mitgliedschaft die Entscheidung getroffen hat“.
Nominieren die Grünen den in der Kommunalpolitik erfahrenen Fojkar, endet eine schwierige Suche. Über viele Namen wurde spekuliert, nachdem Amtsinhaber Peter Kurz (SPD), den die Grünen 2015 unterstützt hatten, seinen Verzicht auf eine neuerliche Kandidatur erklärt hatte. So waren unter anderem die Namen der ehemaligen Landeswissenschaftsministerin Theresia Bauer oder der Parlamentarischen Staatssekretärin in Berlin, Franziska Brantner, zu hören.
Und wie steht es eigentlich um die Mannheimer Dezernenten Dirk Grunert und Diana Pretzell? Letzterer wurde häufig nachgesagt, mit OB-Ambitionen vor zwei Jahren als Umweltbürgermeisterin nach Mannheim gekommen zu sein. Auch die Landtagsabgeordneten Elke Zimmer und Susanne Aschhoff wurden öfter genannt. In den vergangenen Wochen hatte man nach Informationen dieser Redaktion mit weiteren Kandidatinnen und Kandidaten gesprochen, etwa dem früheren Mannheimer Polizeipräsidenten und jetzigen LKA-Chef Andreas Stenger.
Raymond Fojkar und die Bundesgartenschau
Offenbar haben alle abgewunken - oder an den Spekulationen war doch nichts dran? So oder so: Zuletzt war aus der Partei mit der größten Fraktion im Gemeinderat immer öfter zu hören, die Suche verlaufe zäh und es könne passieren, sogar ganz ohne Vorschlag in die Versammlung an diesem Mittwoch zu gehen.
Nun also soll Fojkar antreten, der sich dem Vernehmen nach erst vor wenigen Tagen selbst für eine Kandidatur ins Gespräch gebracht hat. Der Kinder- und Jugendpsychiater sitzt bereits seit 14 Jahren im Gemeinderat - man tut ihm aber mit der Behauptung sicher nicht unrecht, dass der Sozial- und Gesundheitspolitiker in seiner Fraktion nicht zu den Stadträten aus der vordersten Reihe gehört. Er ist unter anderem für die Themen Gesundheit, Menschen mit Behinderung oder für Religions- und Friedenspolitik zuständig. Dem Feudenheimer war außerdem der Schutz der Au immer wichtig, gleichzeitig gehörte er aber nicht zur Gruppe der ganz radikalen Buga-Gegner.
Mannheimer OB-Wahl am 18. Juni
Menschen, die ihn kennen, beschreiben Fojkar am Dienstag als einen unaufgeregt, ruhig und besonnen auftretenden Mann mit einem feinen Humor. Der Endfünfzigjährige ist Teil des Beirats des Caritasverbandes Mannheim. Sein Amt soll er zuverlässig ausüben. „Er ist niemand, der sich nur in ein Gremium wählen lässt, aber dann nie da ist“, ist zu hören.
Mit Fojkar gibt es nun bereits vier Kandidatinnen und Kandidaten für die Nachfolge von Amtsinhaber Kurz, der nach 16 Jahren nicht mehr antreten will. Die SPD schickt ihren Fraktionschef im Gemeinderat, Thorsten Riehle, ins Rennen. Für das bürgerliche Lager aus CDU, Mannheimer Liste und FDP tritt der Erste Bürgermeister Christian Specht an. Für die Linke kandidiert die Krankenschwester Isabell Belser.
Falls beim ersten Wahlgang am 18. Juni niemand mehr als 50 Prozent bekommt, gibt es drei Wochen später, am 9. Juli, einen zweiten Durchgang, bei dem die einfache Mehrheit reicht. (mit lang)
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Mannheimer OB-Wahl: Grüne müssen Anspruch auf Sieg haben