Kreisparteitag

Mannheimer SPD kürt Thorsten Riehle einstimmig zum OB-Kandidaten

Eine große Überraschung ist es nicht mehr. Die einstimmige, umjubelte Kür von Thorsten Riehle zum Oberbürgermeister-Kandidaten der Mannheimer SPD gelingt am Freitagabend aber eindrucksvoll

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Steffen Mack
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Umjubelt und gefeiert: Thorsten Riehle (Mitte) beim Gang durchs Nachbarschaftshaus Rheinau, rechts neben ihm sein Mann Markus Schwarz-Riehle. © Christoph Blüthner

Mannheim. Auf großer Bühne im Rampenlicht zu stehen, ist der Capitolchef natürlich gewohnt. Aber schon beim Gang durch den Saal wie ein Popstar umjubelt zu werden, dürfte auch für Thorsten Riehle etwas Besonderes sein. Die rund 250 Delegierten und Gäste im proppenvollen Rheinauer Nachbarschaftshaus feiern ihn im Stehen mit heftigem Applaus, einige geleiten ihn mit wehenden SPD-Fahnen nach vorne. Bei all der Begeisterung ist es am Ende keine große Überraschung mehr, dass ihn seine Partei an diesem Freitagabend einstimmig offiziell zum Oberbürgermeister-Kandidaten kürt.

Abgestimmt wird per Handzeichen, auf eine geheime Wahl kann getrost verzichtet werden. Denn auch wenn es mitunter selbst bei den Protagonisten in Vergessenheit gerät: Bei OB-Wahlen treten keine Parteien an, sondern einzelne Personen. Da Riehle älter als 25 und jünger als 68 ist, keine disziplinarrechtlichen Gründe oder dergleichen gegen ihn sprechen, könnte er auch gegen den Willen der SPD kandidieren.

Erzürnt über Schmidts Sturz

Aber sie will ihn ja, und wie! Der Kreisvorsitzende Stefan Fulst-Blei preist den Fraktionschef bei seiner Begrüßung als einen Mann, mit dem sich „unser Traum von einer sozialen und gerechten Stadt“ verwirklichen lasse. In seiner Rede leitet Riehle – kein ungewöhnlicher, weil kein dummer Zug – aus seiner Biografie auch seine politischen Ziele ab.

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Mütterlicherseits komme er aus gutbürgerlichem Haus in Seckenheim, väterlicherseits aus der Neckarstadt-West: Sein Großvater sei Hafenarbeiter gewesen, die Großmutter Putzfrau bei BBC. Sie habe wegen seines großen Gerechtigkeitsempfindens – mitgegeben von beiden Seiten – einst prophezeit: „Der Bub, der wird mal Oberbürgermeister.“ Da sei er 1982 gerade sehr wütend wegen des Sturzes des SPD-Kanzlers Helmut Schmidt gewesen. 40 Jahre später hoffen Riehle und die SPD, dass die Oma am 18. Juni Recht behält. Drei Wochen später im zweiten Wahlgang, dann reicht eine einfache Mehrheit, würde auch genügen.

Thorsten Riehle

  • Am 16. April 1970 ist Thorsten Riehle in Mannheim geboren. Am Friedrich-List-Wirtschaftsgymnasium machte er Abitur. Zwischenzeitlich lebte er in Ladenburg.
  • Einem Grundstudium in Politologie, Betriebswirtschaftslehre und Erziehungswissenschaften folgte eine Redakteursausbildung bei der „Schwetzinger Zeitung“.
  • Anschließend arbeitete Riehle als Pressesprecher bei der Johanniter-Unfall-Hilfe. Dann produzierte er das Musical „Human Pacific“ und kam so zum Capitol, dessen Chef er seit 1997 ist.
  • 2014 wurde Riehle in den Gemeinderat gewählt, Ende 2020 zum SPD-Fraktionschef.
  • Mit seinem Mann Markus Schwarz-Riehle lebt er auf der Rheinau

Der Capitolchef, der seinen beruflichen Posten selbst im Falle einer Niederlage aufgibt, stellt dazu ein breites Programm vor. Neben sozialer Gerechtigkeit als Hauptmotiv (nie ein Fehler bei einem SPD-Kandidaten) will Riehle als Unternehmer und zweiter Vorsitzender der Mannheimer Runde auch für die Wirtschaft da sein, wirbt für Klimaschutz ebenso wie für den Erhalt von Arbeitsplätzen, Bildungsgerechtigkeit, bezahlbaren Wohnraum, Bekämpfung der wachsenden Armut, bessere Kinderbetreuung, mehr Sauberkeit, Straßen- wie Fahrradweg- und Bürgersteig-Sanierungen und, und, und. Ein für diese Stadt wichtiges Thema vergessen zu haben, kann man ihm kaum vorhalten.

Riehle spricht sich für harte Strafen aus

Riehle preist Mannheim als „spannendste Stadt“ im Land, lobt ihre Vielfalt und Toleranz. An anderer Stelle spricht er sich aber auch für harte Strafen bei Böllerangriffen auf Sicherheitskräfte aus. Speziell für Jugendliche mit überhöhtem Männlichkeitsbild brauche es zudem mehr Angebote zur Integration.

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Die überwiegend kurzweilige Rede kommt dem regelmäßigen Beifall nach gut an. Interessant ist auch eine Passage, in der er die gute Zusammenarbeit mit Grünen und LIPAR.Tie im Gemeinderat lobt. Anfang Januar hatte er im „MM“-Interview betont, er wolle nicht der Kandidat des linken Lagers sein. Aber nun ist ja eine Lagerbildung insofern erfolgt, als der am Freitag offiziell vorgestellte CDU-Kandidat Christian Specht auch von Mannheimer Liste und FDP unterstützt wird. Den Kämmerer erwähnt Riehle nicht. Bei allem, was in Richtung frischer Wind für die Verwaltung geht, dürfte sich Specht indes angesprochen fühlen.

Lobeshymnen für Peter Kurz

Es ist aber auch nicht so, dass die Band auf der Bühne „Ich war noch niemals in New York“ anstimmen würde (statt dessen erklingt unter anderem „Ein Hoch auf uns“). Mit der Aussage, „weniger New York und mehr Mannheim“ zu sein, hat sich Riehle bereits deutlich vom Amtsinhaber abgegrenzt. Am Freitagabend findet er nur lobende Worte für Peter Kurz, wie der Mannheim vorangebracht habe. Auch der Verzicht auf eine dritte Amtszeit sei sicher eine schwierige Entscheidung gewesen und aller Ehren wert. Trotz deutlichen Unterschieden in Biografie und Stil seien sich sein Parteifreund und er auch im Blick auf die Stadt wie in ihren politischen Zielen einig.

Es bleibt jedoch bei verbalen Blumen. Kurz ist als Städtetagspräsident beim Neujahrsempfang der Landesregierung in Baden-Baden. Aber er lässt von Fulst-Blei „ganz liebe Grüße“ ausrichten, auch ist seine Frau Daniela Franz gekommen. Und umjubelt im Rampenlicht steht nun ja ohnehin ein anderer Mann.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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