Mannheim. Die Seilbahn der Bundesgartenschau ist schon in der Luft - in den Niederlanden. Während am Donnerstag in Mannheim der Vorverkauf für das sommerlange Fest in 2023 begonnen hat, eröffnete die internationale Gartenbauausstellung Floriade Expo 2022 in Almere. Dort sind bereits Teile der Seilbahn der Firma Doppelmayr aus Vorarlberg in Betrieb, die dann 2023 wiederverwendet werden - etwa Kabinen, Antriebs- und Umlenkstation.
Am ersten Tag, einem normalen Wochentag, seien noch nicht so viele Leute auf dem Gelände der Floriade gewesen, berichtet Albert Schuster, Architekt und Inhaber der Firma Moja Design aus Stuttgart, der für die Niederlande wie auch für Mannheim das Design der Kabinen übernommen hat. „An einigen Ecken und Enden der Floriade wurde noch der letzte Schliff vollbracht“, meldet Schuster aus Almere, wo die Seilbahn auf 850 Metern Länge - also weniger als die Hälfte der Mannheimer Strecke - den südlichen Teil des Parks der Weltgartenbauausstellung mit dem nördlichen verbindet.
„Eine Weltneuheit“
Schon im Sommer vergangenen Jahres ist die Seilbahn als Teil der „Floriade Preview“, die Besichtigungen des noch im Bau befindlichen Geländes bot, drei Monate in Betrieb gewesen. „So konnte sie perfekt durchlaufen“, sagt Schuster. Er sei jetzt aber bewusst zur Floriade-Eröffnung gefahren, um die Reaktionen der Gäste zu erleben, „und die waren sehr positiv, denn die Aussicht ist toll“, so Schuster. Die Bahn sei „so leise und ruhig in der Fahrt, dass viele Gäste überrascht waren, wie entspannt man über das Gelände gleitet“. Zum Auftakt sei es „super sonnig“, am Karfreitag dann kühler und extrem windig gewesen, „aber auch da fährt die Seilbahn ganz entspannt, in den Alpen sind Seilbahnen ja ganz andere Dinge gewohnt“.

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In den Niederlanden ist die Floriade-Bahn nicht nur die erste Seilbahn, die teilweise über einer Autobahn verläuft. Eine Station ist in einen See hinein gebaut, „eine absolute Weltneuheit“, so Schuster: „Die Kabinen schweben bei der Einfahrt über das Wasser, und besonders der Einstieg über dem Wasser eröffnet den Besuchern ein völlig neuartiges und unvergessliches Erlebnis.“
Für die Firma Doppelmayr hat er ein völlig neues Design der Kabinen geschaffen. In Almere sind derzeit 34 Kabinen mit Platz für je zehn Personen im Einsatz, sie kommen danach nach Mannheim, wo aber insgesamt 64 gebraucht werden. Dabei sei die Kabine, die zum Vorverkaufs-Start der Bundesgartenschau in Mannheim ausgestellt worden ist, nicht die endgültige Version, erläutert Schuster. Die Kabinen hätten großformatigere Glasscheiben, die nahezu fugenlos verbunden sind. „Durch eine Mischung aus Spiegelung und Transparenz“sowie eine „klare reduzierte und zeitlose Form“ passten sie sich gut in die Landschaft ein. In Mannheim erhielten sie noch eine Beklebung im Design der Bundesgartenschau. Auch Antriebs- und Umlenkstation würden sich durch ihre offene Gestaltung sowie Begrünung auf den Dächern „optimal in ihre Umgebung einfügen“.
Die Firma Doppelmayr hatte 2020 von der Bundesgartenschaugesellschaft den Zuschlag erhalten, die Seilbahn zu bauen, zu betreiben und danach wieder abzubauen. Die Investitionskosten wurden zuletzt immer mit acht Millionen Euro angegeben. Für die 2049 Meter lange Strecke rechnet die Firma mit einer Fahrzeit von sieben bis acht Minuten, denn die Geschwindigkeit beträgt etwa 6,5 Meter pro Sekunde. Das bedeutet, dass mit den 64 je zehn Personen fassenden Kabinen pro Stunde und Richtung 2800 Passagiere befördert werden können.
Stützen-Bau ab Sommer
Unterdessen haben in Mannheim bereits die Vorarbeiten für den Bau der Strecke begonnen. „Wir bereiten die Flächen für die Stützen vor“, erläutert Chrakhan Ismail, Architektin und Projektleiterin für die Seilbahn bei der Bundesgartenschau-Gesellschaft. Getragen wird die Seilbahn in Mannheim von zehn Stützen, zwischen 30 und 45 Meter hoch. Die Trasse verläuft vom Spinelli-Gelände, wo in der Nähe der heutigen Hauptzufahrt die Antriebsstation stehen wird, über die Au, den Sportpark Pfeifferswörth, Neckarkanal, Maulbeerinsel und Neckar hinweg bis zur Umlenkstation auf der Freizeitwiese des Luisenparks.
Ehe die Fundamente betoniert werden können, muss man die Bereiche auf mögliche Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg untersuchen. „Wir haben aber zum Glück nichts Großes gefunden, nur ein paar Leitwerke von Bomben“, ergänzt Christian Lerch, Leiter der Abteilung Leitung Parkanlage und Infrastruktur der Bundesgartenschau.
Sichtbare Bauarbeiten werde es aber erst im Mai geben. Die Pfeiler werden im Sommer gesetzt, „und dann geht das relativ schnell“, so Chrakhan Ismail. Anfang Oktober wird das Stahlseil gezogen, dafür mit Hilfe einer Drohne ein Montageseil eingezogen. Das alles passiert an einem Wochenende - denn dazu muss die Feudenheimer Straße mit der Stadtbahnstrecke ebenso wie die Östliche Riedbahn kurz gesperrt werden.
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