Mannheim. Der kleine See in der Feudenheimer Au wird nach der Bundesgartenschau vermutlich wieder zur Baustelle - denn derzeit ist er nicht dicht. Wasserbauingenieure prüfen noch, mit welchem Verfahren die Tonschicht so abgedichtet werden kann, dass sie dauerhaft hält. „Diese Diskussion läuft gerade“, erklärt Christian Lerch, Abteilungsleiter für Parkanlage und Infrastruktur der Bundesgartenschau-Gesellschaft. Doch es sei „klar, dass wir da noch mal ’ranmüssen“, erklärt Lerch.
Die Feudenheimer Au ist nicht Teil der Bundesgartenschau, aber des Grünzugs Nordost. Und auch den gestaltet die Bundesgartenschau-Gesellschaft im Auftrag der Stadt. Dazu gehört der Radschnellweg ebenso wie die Umgestaltung der gesamten Au, wo ein früher dort vorhandener alter Neckarlauf nachgebildet wird. Dabei gehe man streng nach den Vorgaben der Naturschutzbehörde vor, betont Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau.
Vorgabe: Keine Folien oder fremde Tonarten
Eine Vorgabe war, beim Abdichten des Augewässers „nur hiesiges Material“ zu verwenden - also Ton, der an anderer Stelle der Au während der Bauarbeiten aus dem Boden geholt wurde, aber zum Beispiel keine Folien oder fremde Tonarten. Auch wenn man in der Planungsphase über 25 Proben genommen habe, so zeige sich inzwischen, dass der Ton der Au eben nicht einheitlich, sondern oft mit zu viel Sand und Kies durchsetzt sei, so Schnellbach.
Zwar war „von vorneherein vorgesehen, dass ein Teil des Wassers versickert“, sagt Lerch, und dadurch ein Wasserkreislauf entsteht. Doch die Planung ging von 20 Prozent aus. Dieser Anteil wird aber deutlich überschritten, weshalb der Wasserstand der Fläche deutlich geringer ist als vorgesehen - was Spaziergängern immer wieder auffällt.
Laut Lerch liegt der Wasserspiegel lediglich bei 70 bis 80 Zentimeter, „da fehlen uns 60 bis 70 Zentimeter“, räumt er ein. „Etwa ein Drittel der Wassermenge“ versickere derzeit.
Doch warum, das war lange nicht klar. Denn die Untersuchung vom Untergrund des Sees, solange er - wenn auch nicht ganz - gefüllt ist, sei „eine Herausforderung“, erklärt der Ingenieur: „Wir wollten nicht während der Bundesgartenschau das Wasser ablassen.“ Schließlich ist das Augewässer, wenn auch nicht Teil der Buga, doch vom Panoramasteg und von der Seilbahn aus im Blick vieler Buga-Besucher.
Die Lösung kam von einer Firma aus Karlsruhe, die mit Hilfe von Radargeräten den Untergrund untersuchte. Die Radarwellen reflektieren je nach Stärke des Bodens unterschiedlich, erklärten die Geophysiker des Unternehmens. Nachdem sie per Schlauchboot den See untersucht hatten, stand das Ergebnis schnell fest.
„Der Ton hat nicht die Qualität, die wir brauchen“, fasst Lerch zusammen. Konkret haben die Experten neun Stellen ausgemacht, die schadhaft sind. Sie lassen sich in drei Zonen zusammenfassen und machen 700 Quadratmeter des insgesamt 18 000 Quadratmeter großen Sees aus. An diesen Stellen sei der Ton nicht dicht, sondern zu viel Sand und Kies beigemischt. Wie genau das passiert ist, wissen die Verantwortlichen derzeit noch nicht. Michael Schnellbach spricht vom „Faktor Mensch“ und geht jedenfalls davon aus, dass es sich um „Mängel in der Bauausführung“ handelt, denn bestellt sei eben ein dichter Untergrund. „Das läuft daher unter Gewährleistung“, betont er.
Spezieller Flüssigboden aufgetragen
Nicht betroffen sind übrigens jene besonders tief liegenden Stellen, wo das Grundwasser hochdrückte und schon klar war, dass der Ton nicht reicht. Da wurde bereits im Januar ein spezieller Flüssigboden aus klein gemahlenem Ton und Sand-/Kiesgemisch auf den Boden aufgetragen. „Das funktioniert gut, der ist dicht“, so Lerch. Das betrifft aber nur etwa 250 Quadratmeter.
Wie genau die 700 Quadratmeter Fläche abgedichtet werden, untersuchen derzeit Wasserbauexperten. „Wir wollen eine dauerhafte Lösung“, fordert Schnellbach von den beteiligten Firmen - auch wenn die etwas mehr Zeit in Anspruch nehme.
Erschwert wird das dadurch, dass am Grund des Sees auf Wunsch der Naturschutzbehörden über der Tonschicht ein spezielles Substrat liegt, damit Wasserpflanzen und Kleinlebewesen sich hier ansiedeln können. „Das müsste also erst weggeschoben werden“, so Lerch, und das gehe nur, wenn man das Wasser ablasse. Doch dass Bagger in der Au anrücken - das soll keinesfalls noch während der Bundesgartenschau passieren, sondern frühestens im Herbst.
Was aber noch diesen Sommer passieren wird, sind Bauarbeiten im südlichen Bereich der Au. Dort befinden sich zwei Tiefbrunnen, die Grundwasser fördern. Es wird in das 4300 Quadratmeter umfassende Becken in der Nähe der Kleingärten geleitet. Eine 60 Zentimeter dicke Schicht aus einem sandigen Substrat sowie die Wurzeln von 50 000 Schilfpflanzen sorgen dort für natürliche Reinigung, holen Eisen und Phosphor-Überreste aus dem Wasser. Aus dem Becken fließt es durch den neu angelegten Bachlauf entlang der Au zu dem See.
„Der ganze Bachlauf ist inzwischen dicht“, sagt Lerch. Als zu dicht hat sich hingegen die Substrat- und Wurzelschicht des Reinigungsbeckens erwiesen. „Da fließt das Wasser zu langsam durch, sie ist zu wenig durchlässig“, so der Abteilungsleiter. Noch im August werden daher einige Lastkraftwagen das Becken ansteuern, die bisherige Reinigungsschicht abtransportieren und eine neue, lockerere anliefern.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Feudenheimer Au ist vermintes Gelände!