Kommentar Die Feudenheimer Au ist vermintes Gelände!

Peter W. Ragge erinnert an den Kampf gegen die Straße in der Au. Deshalb wird heute alles argwöhnisch beäugt, was dort passiert, kommentiert er

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Peter W. Ragge
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Mannheim. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Diese Diskussion ist nutzlos – genauso nutzlos wie die Frage, ob der neue See in der Feudenheimer Au einen ausreichenden Wasserspiegel hat. Wenn, wie derzeit, mehr Wasser versickert als geplant, geht das ja nicht verloren, sondern eben zurück ins Grundwasser. Das schadet nicht.

Insofern kann man sich eigentlich zurücklehnen. Bei der Renaturierung der Au und der Wiederherstellung des alten Neckararmes handelt es sich schließlich um ein Experiment, für das es nicht viele Beispiele gibt. Da wäre es ein Wunder gewesen, wenn wirklich gleich alles klappt. Die Natur erweist sich nun mal als nicht so beherrschbar und lenkbar – und das ist gut so. Also wird weiter experimentiert. Rein optisch hat die Feudenheimer Au, früher eine eher öde riesige Hundewiese, jedenfalls durch den Wasserlauf, den See, die Streuobstwiesen und Spielplätze sicherlich gewonnen. Und alles war stets mit den Naturschutzbehörden abgestimmt und von einer sehr breiten Mehrheit im Gemeinderat getragen.

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Höchst umstritten und enorm emotional belastet bleibt das ganze Thema dennoch. Daher hätte man vielleicht all das bleibenlassen sollen. Das erklärt aber nur ein Blick in die Stadtgeschichte. In den 1970er/1980er Jahren war geplant, den Rhein-Neckar-Schnellweg (B 38 a) zu komplettieren und vom Feudenheimer Bunker durch die Au und das Spinelli-Gelände bis nach Käfertal (Höhe „SEL-Kurve“) zu führen – als Tunnel oder in Trogbauweise. Der Kampf dagegen war ein bedeutendes Thema der Kommunalpolitik, brachte damals die Grünen in den Gemeinderat. Auch die Jusos haben, als OB Peter Kurz dort aktiv war, gegen die Zerstörung der Feudenheimer Au gewettert. Der lange Kampf endete am 28. Dezember 1988. Da wurde die Au zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Für viele Feudenheimer gilt sie seither als unantastbar und jede Veränderung dort als Verrat an dem damaligen Kampf.

Das ist der Grund, warum alles, was dort passiert, höchst argwöhnisch beäugt, jede Baggerfahrt registriert wird. Umso verrückter war ja, dass die erste Machbarkeitsstudie von Landschaftsplanern 2012 vorsah, die Bundesgartenschau überwiegend in der Au, ein bisschen auf Spinelli und gar nicht im Luisenpark zu veranstalten. Die wussten nicht, dass die Au politisch vermintes Gelände ist, und es hat sie keiner gewarnt. Insofern kann man von Glück sprechen, dass die Pläne geändert wurden und nur das Augewässer übrigblieb. Ganz dicht wird das, da keine Kunststofffolie erlaubt ist, sicher nie.

Redaktion Chefreporter

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