Mannheim. Den Kopf zum Computerbildschirm ausgerichtet, die Finger an Maus und Tastatur und zu den Füßen ein schlafendes Fellbündel: Viele Tierfreunde haben sich während der Pandemie einen Lebenstraum erfüllt und im Homeoffice ein Haustier angeschafft. Doch mit dem Abflachen der Pandemiekurve müssen viele Arbeitnehmer nun zurück ins Büro. Mannheim könnte sich als besonders tierliebe Stadt profilieren - und auch Gäste der Bundesgartenschau 2023 sollten ihre Vierbeiner für ein paar Stunden in guten Händen wissen.
Bei Bundes- und Landesgartenschauen sind Hunde bislang kaum erlaubt - in Mannheim kann man das noch am Oberen Luisenpark ablesen, der ja seine heutige Gestalt der Bundesgartenschau von 1975 verdankt. Neben dem Schutz der freilaufenden Tiere im Park geht es darum, dass sich kleine Kinder frei bewegen können und die Beete nicht von Hundekot und Urin verschmutzt werden. Seit 50 Jahren sei das Hundeverbot Praxis - und von den Besucherinnen und Besuchern akzeptiert, erklärt Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach. Trotzdem denkt man darüber nach, wie Tierbesitzern (und vor allem den Vierbeinern) geholfen werden kann: „Bei anderen Gartenschauen werden Hunde, ähnlich wie bei Outlet-Center in den Niederlanden, während des Buga-Besuchs ihres Herrchens oder Frauchens in Gitterboxen regelrecht ,verwahrt“, sagt Schnellbach, „allerdings ist die Nachfrage äußerst gering“.
Keine Verwahrung
Im Käfig sitzen, während die Zweibeiner Blumen und Rabatten bewundern? Kein Tierfreund findet diese Vorstellung toll - auch Schnellbach nicht, der selbst ein erfahrener Hundebesitzer ist. „Wir denken für Mannheim eher an Kooperationen mit Tierärzten, dem Tierschutzverein oder auch Hundevereinen“, beschreibt er, „hier ist aus unserer Sicht die Kompetenz und das Verständnis für die Tiere und eine entsprechend gute Betreuung vorhanden“. Und: „Wir machen uns Gedanken darüber, ob wir nicht zum Ende der Gartenschau zwei bis drei Tage für Besucherinnen und Besuchern mit Hunden freigeben - ähnlich, wie es die Schwimmbäder in manchen Städten zwischenzeitlich machen“, deutet der Buga-Geschäftsführer ein Bonbon für Tierfreunde an.
Hundetagesstätten sind eine eher moderne Erfindung und auch der stärkeren Berufstätigkeit der Frauen geschuldet. Zuerst gab es Hundepensionen, denen die Vierbeiner vor allem beim Urlaub oder Krankenhausaufenthalt anvertraut wurden. Aus den USA schaffte es die Idee der Dogwalker - professionelle Gassi-Geher - auch nach Europa. Daraus entstanden in den vergangenen ein bis zwei Jahrzehnten die „Hutas“: Tagesstätten, in denen die Tiere morgens vorbeigebracht und abends abgeholt werden.
Philipp Rüschen ist seit 2006 als Dogwalker professionell im „Gassi-Dienst“. 2008 startete er eine Ganztagesbetreuung, seit 2010 hat der „Hundehort Mannheim“ seine Adresse auf einem großen Gelände in Wallstadt. Die Pandemie hat er genutzt, die Kapazität auszubauen. Fünf Gruppen mit drei bis acht Hunden betreut er. Analog zum Kindergarten gibt es „Eingewöhnungsstunden für neue Kunden.
Die sind ihm auch während der Pandemie treu geblieben - wenn auch in eventuell reduzierter Form: „Es war wichtig, dass die Hunde weiter einmal in der Woche oder wenigstens alle zwei Wochen zu uns kommen, sonst hätten sie sich entfremdet - und nach 1,5 Jahren Pandemie hätten wir von vorne anfangen müssen“. Bedarf sieht Rüschen für „Hunde-Omis“: Ältere Hundefreunde, die kein eigenes Tier mehr anschaffen möchten, aber sehr menschenbezogene Vierbeiner „betütteln“ könnten, die sich in einer Gruppenhaltung nicht wohlfühlen würden.
Hundebesitzer bezahlen für die Betreuung ihrer Lieblinge je nach Stundenaufwand beziehungsweise Tagen im Monat und Lage nicht selten mehrere hundert Euro - also mindestens so hohe Beiträge wie für die Kinderbetreuung in Kitas aufgebracht werden muss. Die Kommunen zahlen freilich bei den Vierbeinern nichts dazu.
Faszinierende Kommunikation
„Du darfst jetzt Spaß haben, ich muss das Geld fürs Hundefutter verdienen“: Mit solchen oder ähnlichen Sätzen verabschieden sich morgens die Kunden bei Ela Schuster in Ilvesheim-Neckarplatten. Vor 14 Jahren eröffnete sie die erste „Huta“ in Mannheim und der nahen Umgebung - und hat ihre Entscheidung noch keinen Tag bereut. Corona indes hat ihre Existenz bedroht - weil Arbeitnehmer ins Homeoffice wechselten und fortan für Schnuffi & Co. selbst sorgen konnten. „In drei Monaten sind gleich vier Hunde abgemeldet worden“, erinnert sie sich mit Grausen. In „Ela’s Huta“ leben die Hunde familiär zusammen, gehen zwei Mal am Tag gemeinsam Gassi. In Hochzeiten ist Schuster schon mit 15 Tieren gleichzeitig unterwegs gewesen - das würde sie jetzt nicht mehr tun und hält ihr „Rudel auf Zeit“ überschaubar klein. Anfragen nach Plätzen bekommt sie fast jeden Tag - aber damit die Hunde-Runde entspannt bleibt, bekommen derzeit vor allem kastrierte Hündinnen eine Chance. Welpen nimmt Schuster generell nicht auf: Der Knochenbau der Kleinen ist für zu viel Herumgerenne mit den erwachsenen Tieren nicht ausgelegt.
Die Hunde genießen das Zusammensein mit ihren Artgenossen. „Jeden Montag gibt es ein besonders freudiges Hallo.“ Echte Hundefreundschaften hätten sich über die Jahre entwickelt, berichtet Schuster über zwei Rüden, die stets ein Körbchen teilten. Schuster liebt es , den Umgang der Tiere untereinander zu beobachten. „Diese Körpersprache und Kommunikation dürfen Einzelhundebesitzer selten so beobachten“, weiß Schuster.
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