75 Ideen für ein besseres Mannheim - Teil 59 - Die Stadt würde von einer Institution für Literatur profitieren – und könnte sie auch regional verankern

Mannheim, wie wär's mit ... einem Literaturhaus?

Von 
Thomas Groß
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Was ein Literaturhaus alles möglich macht: In demjenigen in Frankfurt haben sich auch Kandidaten für den Deutschen Buchpreis 2021 präsentiert. © Sebastian Gollnow/dpa

Mannheim. Erneut durchspielen lassen sich auch solche Ideen, die früher schon erwogen, aber dann doch nicht realisiert worden sind. Dass in der kultur- und traditionsbewussten Quadratestadt die Institution eines Literaturhauses eine schmucke Ergänzung wäre, versteht sich eigentlich. Auch die badische Konkurrenzstadt Karlsruhe hat schließlich eins, erst recht Frankfurt und natürlich die Landeshauptstadt Stuttgart.

Dass es hier bislang keines gibt, hat unterschiedliche Gründe - weil kulturpolitisch andere Akzente gesetzt wurden, weil andere Institutionen in Mannheim und auch der Region ein entsprechendes Vorhaben als unliebsame Konkurrenz erlebten und weil man sich dann lieber auf die Gründung des Literaturfestivals Lesen.Hören verlegte. Überlegungen zu einer festen Institution mit ganzjährigem Programm gab es immer wieder, die Mannheimer Kulturpolitik ist derzeit aber mit (ganz) anderen Fragen beschäftigt. Auch ein loser Gesprächskreis existierte eine Zeit lang, der Möglichkeiten und

Programm für alle Altersstufen

Nutzen einer solchen Gründung erwog, eingeladen vom Leiter der Stadtbibliothek. Doch weitere Konsequenzen hatte er keine; das Kulturamt war (noch) nicht beteiligt und erst recht war (noch) keiner der gemeinwohlorientierten Milliardäre der Region angefragt, ob er sich vielleicht tatkräftig an einem weiteren kulturellen Glanzstück beteiligen wollte. Doch alles das heißt nicht, dass es nicht noch dazu kommen könnte. Auch ein „Haus der deutschen Sprache“ war lange nur eine schöne Idee; nun wird es eben doch in Form des „Forum Deutsche Sprache“ realisiert. Zu diesem hätte sich ein Literaturhaus gut gefügt und ebenfalls am Alten Meßplatz einen guten Standort finden können, der jetzt freilich anderweitig verplant ist.

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Mannheim sind Musik und Theater lieb und teuer, Museen ebenso, die Literatur ist im vierblättrigen Kleeblatt der Kultur zu wenig bedacht. Man betont zuweilen eine Art Arbeitsteilung, Mannheim wurde eine Unesco-City of Music und die Verlagsstadt Heidelberg eine City of Literature; der Gründung eines Literaturhauses hat diese Literaturstadt trotz aller Bemühungen vonseiten der Bürgerschaft aber doch eine Absage erteilt. Beim Internationalen Filmfestival kooperieren die beiden Städte seit fast drei Jahrzehnten schon erfolgreich. Ob das nicht auch im Falle eines Literaturhauses gelingen könnte? Einen festen Ort, eine feste Adresse bräuchte ein solches wohl schon - es wäre fruchtbringend aber vielleicht auch als zwischen bestehenden Institutionen pendelnde Einrichtung. Insofern könnte es gleich länderübergreifend, unter Beteiligung von Ludwigshafen, gegründet werden. Das dortige Bloch-Zentrum hat seine literarischen Ambitionen jedenfalls nicht verstärkt, verfügt aber über schmucke Räumlichkeiten. Ähnliches wäre über das Heidelberger Deutsch-Amerikanische Institut zu sagen, dessen vielfältige Aktivitäten ohnehin längst den Literatursektor umfassen.

Klar müsste allerdings sein, was ein Literaturhaus leisten soll. Es ist kein weiteres soziokulturelles Zentrum, auch wenn solche noch so gefragt sind. Es hätte aber Programm für alle Altersstufen zu bieten, entsprechend der vielfältigen Literatur. Im Zentrum sollte ein (überregionales) Literaturprogramm stehen, hochkarätige Lesungen und Buchpräsentationen, um präsent zu halten, was Literatur im Kern darstellt und welche gesellschaftspolitische Relevanz sie hat.

Regionale Autorengruppen finden in ihm aber ebenso Platz - für Treffen, Lesungen, zum vielbeschworenen Netzwerken oder für Schreibwerkstätten. Ein über die Stadt hinausweisendes Haus hätte den Vorteil, dass es die regionalen Gruppen insgesamt verbinden könnte. Denn auch hier gilt ja, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner - bislang eher unverbundenen - Teile. Und wenn schon die Region eine Rolle spielt: Vielleicht möchte sich der Rhein-Neckar-Kreis beteiligen? Besonders die literarischen Aktivitäten im schön-beschaulichen Ladenburg haben mit Recht zuletzt größere Aufmerksamkeit gefunden und hätten noch mehr verdient. In einem Literaturhaus fände eine regionale Kulturpolitik einen gemäßen Ort. Kooperation zwischen den Gebietskörperschaften wäre angesagt, die hinsichtlich der bestehenden großen Kulturinstitutionen noch immer nur ansatzweise gelingt - und die die Attraktivität der Region insgesamt steigerte.

Die vielleicht wichtigste Frage bleibt natürlich, wie das zu finanzieren sei. Eine Option könnte eine Public-Private-Partnership sein. Die Corona-Pandemie und ihre auch finanziellen Folgen stellen ohnedies vieles infrage. Vielleicht bieten sie ja auch die Möglichkeit, Kulturpolitik neu und anders zu denken. Dann könnte sich auch die Aktualität der Idee eines regionalen Literaturhauses noch einmal neu erweisen.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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