Beschädigte Wahlplakate, gegenseitige Anschuldigungen der Parteien und zunehmend intensivere Scharmützel auf sozialen Medien: Der Kampf um das Amt des Oberbürgermeisters und die Nachfolge von Peter Kurz (SPD) hat sich, wie berichtet, zugespitzt. Vor allem Unterstützerinnen und Unterstützer der aussichtsreichsten Kandidaten Thorsten Riehle und Christian Specht gehen sich verbal an. Riehle von der SPD, den auch die Grünen unterstützen, und Specht von der CDU - ihn unterstützen auch FDP und ML - haben sich dagegen bislang mit persönlichen Angriffen auf den jeweils anderen zurückgehalten - und behalten das auch bei einem der letzten direkten Aufeinandertreffen vor dem entscheidenden Wahlgang an diesem Sonntag bei.
Mit einem freundlichen Handschlag begrüßen sich die beiden am Vormittag in der Redaktion des „Mannheimer Morgen“. Seit dem Frühjahr hat es unzählige Podien und Foren gegeben, in denen die einst acht Kandidatinnen und Kandidaten diskutiert haben. Nach der ersten Wahl im Juni sind noch drei übrig: Riehle, Specht und der unabhängig kandidierende Ugur Cakir, dem aber nach 0,9 Prozent im ersten Durchgang im zweiten keine Chancen zugerechnet werden.
Antworten auf den Punkt
Bevor die „MM“-Diskussion beginnt, unterhalten sich Riehle und Specht über ihr Tagesprogramm. Der enge Terminplan hält bis zum letzten Wahlkampftag an. Vielleicht tut es sogar ganz gut, sich mit dem Konkurrenten mal zwanglos austauschen zu können? Politische Themen jedenfalls spielen beim Smalltalk im Foyer noch keine Rolle.

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Das ändert sich, als Florian Karlein, Leiter des „MM“-Lokalteams, und dessen Stellvertreter Timo Schmidhuber die Diskussion anmoderieren. Im Gegensatz zum Wahlforum des „Mannheimer Morgen“ im Mai gehe es dieses Mal darum, die politischen Angebote in sechs Fragerunden kompakt zu präsentieren, erklären die Moderatoren. Die Antworten sollen also kurz ausfallen.
Specht und Riehle, so der Tenor, beschäftigt die mit 32,2 Prozent geringe Wahlbeteiligung vom 18. Juni. Auch deshalb ist auch in der letzten Wahlkampfwoche beider Pensum noch enorm - Pausen gestattet die Mobilisierung kaum. „Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir Kommunalpolitik den Menschen vermitteln, die doch sehr weit weg von unseren Themen sind“, erklärt Specht. „Wir brauchen sie alle für die großen Herausforderungen, vor denen wir in dieser Stadt stehen.“ Riehle hält die geringe Beteiligung am 18. Juni sogar für „eher motivierend“, sagt er. „Es geht darum, den Menschen zu verdeutlichen, um was es jetzt geht“, begründet er. „Es geht um acht Jahre - das ist eine richtungsweisende Entscheidung.“
Klimaschutz, Mobilität, Kita-Plätze, aber auch die Zukunft des Nationaltheaters und des Klinikums sowie die Stadiondebatte oder Fragen zur Integration und zum gesellschaftlichen Zusammenhalt - die Themen, die warten, sind von hoher Relevanz. Welche sind für Riehle und Specht so wichtig, dass sie sie als erste anpacken? „Wir müssen uns sehr schnell Gedanken machen, wie wir das Heizungsgesetz umsetzen“ und was das für Mannheim bedeutet, antwortet Specht unter anderem. Auch die Sicherung der Mobilität sei eines der Themen, „die keinen Aufschub duldet“. Riehle ist der Ausbau der Kindertagesstätten und der Betreuung für Kinder „sehr, sehr wichtig“, sagt er. „Das ist etwas, das ich direkt zum Chefthema machen werde.“
Auf die Frage, welches Thema den Sozialdemokraten inhaltlich am stärksten von Specht unterscheide, erklärt Riehle, dass es unter ihm als Oberbürgermeister „keine Aufweichung“ des Ziels geben werde, Mannheim bis 2030 klimaneutral zu machen. „Das ist ambitioniert, aber etwas, das wir nicht aus dem Blick geraten lassen dürfen.“ Deshalb müsse dafür „deutlich mehr investiert werden“ - nicht nur mit Geldern der Stadt, sondern auch von EU, Bund und Land. Christdemokrat Specht hält die Notwendigkeit der Klimaneutralität für unstrittig. „Dabei dürfen wir Menschen nicht bevormunden“, sondern müssten sie „mitnehmen“. Darin, sagt Specht, unterscheide er sich von Riehle.
Die gesamte Diskussion ist als Video auf der Webseite des „MM“ kostenlos abrufbar. Hier geht es zum Video direkt auf Youtube. Riehle und Specht beantworten darin auch, was sie als Oberbürgermeister könnten, was der Kontrahent nicht könne. Außerdem äußern sie sich zur Frage, wie ihre politische Zukunft im Fall einer Niederlage aussieht.
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