Mannheim. „Teil von etwas ganz Großem werden“, das war „ihr persönliches Herzensprojekt“, sagt Juiliana Marbe zufrieden. Denn sie hat es geschafft. Die 25-jährige Mitarbeiterin der Straßenheimer Firma Seitz Garten- und Landschaftsbau ist nicht nur als einzige Frau Vorarbeiterin eines Pflegeteams auf der Bundesgartenschau. Jetzt hat sie mit ihrem Team auch noch den Landschaftsgärtnerischen Pflegewettbewerb der Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft gewonnen. Dabei ist sie gar keine Landschaftsgärtnerin.
Gärtnerin auf der Buga hat Liebe zur Natur zu ihrem Handwekr geführt
„Die Buga in meiner Stadt - toll, dass ich das mitmachen konnte“, sagt die junge Frau strahlend. Und noch glücklicher ist sie, dass das für sie jetzt mit dem Sieg bei dem Wettbewerb endet, der ihrem Team „enormen Fleiß und Hilfsbereitschaft“ bei der Freiland-Pflege bescheinigt. Eigentlich wusste sie nach der Realschule gar nicht, was sie machen sollte.
„Aber ich war immer gerne in der Natur, ich mag Pflanzen“, so Juiliana Marbe, die in Schwetzingen aufgewachsen ist, aber jetzt in der Neckarstadt wohnt. Also folgte sie dem Tipp der Mutter und ging in die grüne Branche. Die Ausbildung machte sie allerdings bei der Baumschule Huben, wurde dort Baumschulgärtnerin, arbeitete danach im Verkauf bei der Gärtnerei Beier.
Ich wollte allen beweisen, dass ich es schaffe.
Doch sie wollte mehr, wollte lernen und aufsteigen. Jochen Seitz gab ihr die Chance. „Aber zunächst fehlte mir die Erfahrung, um Vorarbeiterin zu werden, da musste ich erstmals als Springerin arbeiten, in der kommunalen Grünpflege in der Heidelberger Bahnstadt mitmachen“, erzählt sie. Sie habe sich „sehr angestrengt, das hinzubekommen und alles zu lernen“, sagt sie: „Ich wollte allen beweisen, dass ich es schaffe“ - und das hat sie mit Erfolg.
Juiliana Marbe hat Spinelli-Areal mitgestaltet
Seit Oktober 2022 arbeitet sie jetzt für die Firma Seitz auf dem Spinelli-Areal der Bundesgartenschau, auf die sie sich „riesig gefreut“ habe. Zunächst galt es, nach den Vorgaben der Landschaftsarchitekten und der Buga-Verantwortlichen die Flächen zu gestalten. „Pläne lesen und umsetzen war neu für mich, es war viel Verantwortung“, gesteht sie, es sei „fordernd“ gewesen, aber habe viel Spaß gemacht. In dem Zeitdruck vor Eröffnung der Buga mussten die Beete bepflanzt, dann der Frühjahrsflor und schließlich der Sommerflor gesetzt werden.
Zuständig ist die Firma Seitz für die schönen bunten Beete an der Seilbahnstation, das Gastarbeiterdenkmal am Spinelli-Eingang, den Nordeingang, in der U-Halle die Bereiche Vertikalgärten und Balkonbepflanzung sowie die Vorgärten an der U-Halle, die Gemüsefelder, das große Dahlienfeld und das bunte Pflanzenband im Klimateil des Experimentierfelds. Hinzu kommt, dass Seitz ja auch noch einen eigenen Schaugarten im Feld vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau präsentiert.
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„Auch da schaue ich täglich mindestens zweimal vorbei“, so Juiliana Marbe. Ansonsten trägt sie die Verantwortung für Bewässerung und Pflege dieser gesamten Bereiche. „Man könnte in jedem Beet jeden Tag etwas machen“, sagt sie, was jedoch nicht ganz klappt. Aber das herrliche, bei Besuchern sehr beliebte Dahlienfeld - dem gilt derzeit ihre besondere Aufmerksamkeit.
Als einzige Gärtnerin unter vielen Gärtnern
An manchen Tagen hat Juiliana Marbe nur einen Kollegen, der ihr hilft, an einigen Tagen bis zu 13 Mann. Und wohlgemerkt stets nur Männer. „Ich habe mich schon immer mit Männern besser verstanden als mit Frauen“, sagt sie zunächst, aber gibt dann zu, dass es doch „nicht immer so einfach“ ist: „Ich bin nicht mal 1,60 Meter groß, und bei kleinen Menschen wird die Autorität schon mal infrage gestellt“, hat sie manchmal gespürt.
Die Männer ihrer Branche seien „meist groß, mit vielen Muskeln und bärtig“, da sei es „nicht immer einfach, sich Gehör zu verschaffen“, räumt sie ein: „Aber ich wollte mich durchbeißen, und es hat letztlich doch gut funktioniert“, ist die 25-Jährige zufrieden.
Und bestärkt habe sie zwischendurch ihr Verlobter, der mittlerweile auch bei der Firma Seitz arbeitet - wenngleich im Büro. „Aber er schaut nach mir, wenn ich da immer den ganzen Tag unter lauter Männern bin“, sagt sie lachend. Natürlich sei sie „abends manchmal platt“ gewesen, so die Gärtnerin. Es gab für sie „ein paar Tiefs“, etwa wenn es zu heiß war, sie schon um 4 Uhr in der Früh mit Pflanzungen anfingen, um Besucher möglichst nicht zu stören.
Herausforderungen tritt die Gärtnerin entschieden entgegen
Auch wenn man von Besuchern in den Beeten oder dem Schaugarten hinterlassenen Dreck herausholen müsse, sei das frustrierend. Schließlich wollten alle Gärtner, alle Betriebe und die Buga, „dass hier immer alles tipp-topp aussieht“. Hitze und Stress hätten „schonmal an mir genagt“, aber das alles geschafft zu haben, macht sie sichtlich glücklich.
Es war für mich ein wichtiger Schritt, dass ich beweisen kann, dass ich es kann
„Es war für mich ein wichtiger Schritt, dass ich beweisen kann, dass ich es kann“, betont sie zufrieden. Eine Bundesgartenschau erleben und mitgestalten zu können, sei „etwas Besonderes“ - es soll für sie aber einmalig bleiben. Von Buga zu Buga zu wechseln, wie das manche ihrer Kollegen ebenso wie viele Landschaftsplaner machen, kann sie sich nicht vorstellen.
Vielmehr endet für sie mit der Gartenschau nun auch die Zeit in der Grünpflege, denn sie wechselt zu einer Seitz-Tochterfirma, die sich ganz auf Bewässerung spezialisiert. Zudem hat sie einen berufsbegleitenden Studiengang „Psychosoziale Beratung“ belegt, will künftig im Naturcoaching arbeiten - aber der grünen Branche immer weiter verbunden bleiben.
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