Bundesgartenschau

Was die Bauministerin Klara Geywitz auf der Buga erlebt

Viel Lob für die Bundesgartenschau. Klara Geywitz war in Mannheim und ließ sich über das Spinelli-Gelände führen. Die Ministerin erfuhr was gegen Hitze in der Stadt helfen soll und wo die Bürokratie nervt

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Peter W. Ragge
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Erhard Schollenberger vom Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, Bundesbauministerin Klara Geywitz und OB Christian Specht (v.l.). © Michael Ruffler

Mannheim. Sie hat sich „nicht wirklich vorstellen können, dass das in der Kürze der Zeit etwas wird“, gesteht Klara Geywitz. „Aber der Erfolg spricht für sich“, lobte die Bundesbauministerin nun die Bundesgartenschau als „hoch spannend“. Im Juli 2022 war die SPD-Politikerin nämlich schonmal auf dem Spinelli-Areal, das damals noch komplett Baustelle war. Nun kam sie wieder, um das fertige Gelände kennenzulernen.

„Die erste Bundesministerin, die ich in meinem neuen Amt empfangen darf“, freut sich Oberbürgermeister Christian Specht. Zunächst hatte Geywitz beim Verbandskongress des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau im Dorint-Hotel gesprochen, dann führen Specht und Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach sie über das Gelände, ehe sie sich ins Goldene Buch der Stadt einträgt.

Große Fläche auf Spinelli entsiegelt

Als Auftakt dient die U-Halle und dort die Ausstellung über die Geschichte des Spinelli-Areals. „Jahrzehnte wussten wir auch als Stadt nicht, was hier vorgeht“, erinnert Specht da an die Zeit, als die US-Armee hier einen wichtigen Logistik-Standort für ganz Europa betrieb und die NATO hier Material lagerte. Da habe nach der Räumung des Geländes durchaus die Gefahr bestanden, dass es vermarktet und für Logistikfirmen verwendet wird. Doch die Stadt habe bewusst entschieden, es als Grünzug frei zu halten.

„Ja, Mannheim ist ja schwer geschlagen, was Hitze angeht“, weiß die Ministerin. Specht und Schnellbach zeigen am Stadtmodell und mit Bildern in der Ausstellung, dass auf dem Spinelli-Areal 338 000 Quadratmeter zuvor betonierte oder asphaltierte Strecke entsiegelt worden ist. Nur noch 29 Prozent des gesamten Areals werde am Ende für den Wohnungsbau benutzt, der Rest bleibt als freie Grünfläche erhalten.

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Geywitz, die aus Potsdam stammt und sich an die dortige Bundesgartenschau 2001 auf einem ehemals sowjetischen Militärgelände erinnert, fragt sofort nach Altlasten. „Da sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen“, verweist Schnellbach darauf, dass es nur drei Stellen gegeben habe, wo es Probleme gab. Umso mehr staunt die Ministerin, wie sehr hier nun alles blüht, als sie am Dahlienfeld vorbeiläuft.

Doch über Blumen hinaus sei der Mannheimer Buga ja der Nachhaltigkeitsansatz immer wichtig gewesen, betont Schnellbach. 80 Ausstellungsbeiträge befassen sich im Experimentierfeld mit den Schwerpunktthemen Klima, Umwelt, Energie und Nahrungssicherung. „Wir haben dadurch auch ein neues Zielpublikum für Bundesgartenschauen gewonnen“, hebt er erfreut hervor: 26 Prozent der Besucher seien unter 25 Jahren – das gab es noch nie.

Keine Warteschlange an der Seilbahn

„Spannend“ kommentiert Geywitz das ebenso wie den Ausstellungsbeitrag „Smart City“, den ihr Haus mitfinanziert hat. „Es geht darum, mittels Sensoren Daten zu Energieverbrauch oder Verkehrsbelastung zu erheben und damit die Planung zu verbessern“, erklärt Oberbürgermeister Specht. Smart City-Geschäftsführer Robert Thomann zeigt ihr Beispiele, etwa dass genau 5624 Buga-Besucher an diesem Tag schon auf dem Spinelli-Gelände gezählt worden sind, es in dem Moment aber gerade keine Warteschlange an der Seilbahn gibt – alles per Sensor auf dem Gelände gemessen hier am Stand ablesbar. „Das ist ein Magnet geworden bei den Besuchern“, berichtet Thomann.

Allerdings hört die Ministerin bei dem Rundgang auch, was Probleme macht. So habe die Bundesgartenschau-Gesellschaft vorgehabt, die auf den Gemüsefeldern angepflanzten Produkte direkt an die Gastronomie vor Ort zu geben – doch das ist nicht zulässig, weil an den Flächen ja direkt Publikumsverkehr ist. „Irgendwo auf einem Acker laufen auch Leute, sogar mit Hund, vorbei“, wundert sich Schnellbach.

Und das ist nur eines der Themen, mit denen die Ministerin konfrontiert wird. Specht nennt es vorsichtig „Herausforderungen“, hat dann aber einige krasse Beispiele für überbordende Bürokratie parat, die den Radschnellweg ebenso verzögert haben wie die Seilbahn. „Wir müssen das hinkriegen, dass es bei urbanen Seilbahnen keine Debatten über Überflugrechte gibt“, fordert Specht, denn die könnten eine gute Ergänzung für den Öffentlichen Nahverkehr sein.

Klara Geywitz will von Mannheim lernen

Geywitz stimmt zu, ist einen Moment später aber dann ganz sprachlos. Da erwähnt Schnellbach, dass allein für die Aufstellung des Holzpavillons der Holzbauoffensive der Landesforstverwaltung auf der Buga ein Statikgutachten mit 390 Seiten erforderlich gewesen sei.

Sie sei „sehr offen“, von solchen Erfahrungen zu hören, so die Ministerin, die von der SPD-Bundestagsabgeordneten Isabel Cademartori begleitet wird. Geywitz lobt die schönen Mustergärten der Landschaftsgärtner, besucht kurz die Auszubildenden, die gerade die Deutsche Meisterschaft der Landschaftsgärtner auf der Buga austragen, und blickt auf das neue Wohngebiet.

„Gut umgesetzt“ sei dank der Bundesgartenschau das Ziel, mehr Grün in die Stadt zu bringen. „Mannheim ist ja eine der heißesten Städte“, weiß Geywitz, da sei es gut, Begrünung und Frischluftzufuhr bei der Stadtplanung mitzudenken. Ihr Ministerium gebe nicht nur gerne Geld für einige Mannheimer Projekte, „sondern wir wollen auch von Mannheim lernen“, dankt sie für Beratung der Stadt bei der Entwicklung einer Strategie gegen Hitze.

Redaktion Chefreporter

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